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„ICH bin keine Pessimistin, sondern Realistin! Das ist ein enormer Unterschied. Ich würde mich eher als kritisch, vorsichtig und damit insgesamt äußerst klug bezeichnen. Außerdem hat man als Optimist keine Ahnung von den freudigen Überraschungen, die das Leben bereithält.“ – So Julys unumstößliche Meinung. Bis ein Schlag auf den Kopf eines Tages alles verändert …

„Ist das Glas halb leer oder halb voll? Was steht mir besser: rosa Brille oder Leidensmiene? Gabriella Engelmann spielt mit der Frage, welche Lebenseinstellung glücklich macht. Saukomisch und nachdenklich zugleich.“ Steffi von Wolff

 

 

Autor: Gabriella Engelmann 
Verlag: Rowohlt - rororo
Erschienen: 01.03.2011
ISBN: 978-3-499-21576-6
Seitenzahl: 238 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die Pessimistin und notorisch depressive Schwarzmalerin July bekommt eines Tages von einem Irren mit der Flasche eins über den Kopf gebraten. Obwohl sie nach einem kurzzeitigen "Stromausfall" im Kopf körperlich wieder ganz auf der Höhe zu sein scheint, hat sie charakterlich eine totale Kehrtwende genommen. Denn wieso sieht sie das Leben plötzlich so rosig und alles was sie bisher störte, kratzt sie jetzt überhaupt nicht mehr? Kurz: aus einer Pessimistin ist urplötzlich eine Optimistin geworden.

Eigentlich keine schlechte Basis, um daraus einen gut lesbaren Unterhaltungsroman zu machen, doch leider versagt Gabriella Engelmann auf ganzer Linie. Hier trifft das Sprichwort zu "vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr zu sehen". Zu viele Ideen und Personen auf wenigen Seiten sorgen dafür, dass alles nur oberflächlich angeritzt wird, nicht nachvollziehbar und langweilig erscheint und einem nichts davon länger im Gedächtnis haften bleibt.


Stil und Sprache
Als Leser erwartete ich in erster Linie, dass Julys Bewusstseinsveränderung sie erst einmal völlig aus dem Gleichgewicht werfe und war schon gespannt, mit welchen Mitteln sie versuchen wird, ihre alte Grund- und Geisteshaltung wiederzuerlangen. Doch weit gefehlt! July fühlt sich mit ihrem neuen Ich pudelwohl und wundert sich, wieso sich die treue Fangemeinde ihres Blogs von ihr abwendet. Diesen Zug der Autorin fand ich schon mal sehr unglaubwürdig, außerdem verliert sie die Grundidee zunehmend aus den Augen und wendet sich anderen Themen zu.
So können wir unter anderem verfolgen, wie July, nachdem sie von ihrem Freund Sören wegen ihrer Charakteränderung abserviert wurde, auffällig vielen attraktiven Typen begegnet. Ihren Gedanken zufolge kommen sie zuerst alle als Sörens potenzielle Nachfolger in Frage, bloß um im nächsten Moment ohne nachvollziehbaren Grund festzustellen, dass sie gar nicht mehr so sehr von ihnen angetan ist. July urteilt abfällig über die Sprunghaftigkeit ihrer Freundin Mona, als diese sich von  ihrem langjährigen Freund trennt und sich in einen von Julys neuen Freunden verliebt, ohne zu merken, dass sie sich genauso verhält. Wie soll man ihr da am Ende abkaufen, dass sie nun wirklich dem Richtigen begegnet ist?

Abstruse Seelenwanderungen unter Hypnoseeinwirkung, unbedeutende One Night Stands oder Raubüberfälle im Supermarkt sollen nur beispielhaft aufzeigen, mit welchen Mitteln man hier Originalität und Witz in die Handlung bringen möchte, aber das Gegenteil erzielt, weil die einzelnen Elemente zusammengesetzt kein plausibles, stimmiges Ganzes ergeben. Statt die Grundidee konsequent zu verfolgen und sich auf wenige Figuren zu konzentrieren, sorgen Ungereimtheiten, Sprunghaftigkeit und ein großer Personenkreis für zu viel Unruhe auf den wenigen Seiten. Rein sprachlich ist der Roman solider Durchschnitt für dieses Genre. Viel direkte Rede, wenige Beschreibungen und kurze Sätze machen ihn leicht und schnell lesbar.


Figuren
July denkt, urteilt und handelt widersprüchlich. Auf diese Weise kann sie den Leser auch nicht an sich binden. Da die Charakterisierung sämtlicher Figuren überhaupt nicht oder allenfalls oberflächlich abgehandelt wird, konnte ich mit keinem von ihnen sympathisieren. Viele der Nebenpersonen haben nur einen Miniauftritt, ihnen wird keine besondere Bedeutung beigemessen und wenn sie irgendwann wieder auftauchen, konnte ich mich nur noch vage an sie erinnern. Ich verfolgte das bunte Treiben aus großer Distanz, verlor bei Julys großem männlichen Bekannten- und Freundeskreis irgendwann den Überblick und wusste vereinzelt nicht, wer überhaupt wer ist.


Aufmachung des Buches
Das Cover wirkt in seinen knallig bunten Farben Grün, Gelb, Pink und Weiß frisch, frech und modern. Mit der jungen Frau in seiner Mitte wird sich die Zielgruppe, die zwischen älteren Jugendlichen und jungen, erwachsenen Frauen liegt, sofort angesprochen fühlen. Die Rückseite präsentiert sich ebenfalls in den Farben Grün, Gelb und Weiß. Verlegt wurde das Buch als Klappenbroschur. Die Buchdeckel sind hochglänzend, Bindung und Druckqualität entsprechen dem üblichen Standard.


Fazit
Aus der an sich interessanten Grundidee wurde leider nichts Vorzeigbares gemacht. Völlig überladen im Handlungsaufbau, gleichzeitig oberflächlich in der Figurenzeichnung, las ich das Buch distanziert und gelangweilt. Selbst wer nur leichte Unterhaltung vorzieht, wird sich hier an einigen Ungereimtheiten stören. Einzig die Sprache kann ich als annehmbar für das Genre bezeichnen.


1 5 Sterne


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