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Tödliches Geheimnis: Düsseldorf, November 1819. Im Rhein wird ein toter Mann entdeckt: Dietrich Lohner, Tagelöhner und Gelegenheitsgauner. Am selben Tag beginnt in der ehemaligen Kreuzherrenkirche die Suche nach der Gruft der mehr als 200 Jahre zuvor ermordeten Herzogin Jakobe von Baden. Die junge Schreibkraft Isolde Heinrich protokolliert die Grabungen. Als sie am Abend nach Hause geht, steht plötzlich eine schwarz verschleierte, geisterhafte Frau vor ihr. Während die Polizei nach Lohners Mörder fahndet, versucht Isolde, das Geheimnis um die mysteriöse Dame in Schwarz zu lösen. Bis sie merkt, dass beide Fälle zusammenhängen.

 

Die_schwarzseidene_Dame 

Autor: Sabine Klewe
Verlag: Gmeiner
Erschienen: 7. Juli 2009
ISBN: 3839210070
Seitenzahl: 373 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Die Autorin ließ sich durch das Schicksal der Herzogin Jakobe von Jülich-Kleve-Berg, geborene Markgräfin von Baden, inspirieren, die im 16ten Jahrhundert durch eine Familienintrige im Düsseldorfer Schlossturm gefangen gehalten und 1597 erdrosselt und heimlich begraben wurde. Ihr Tagebuch, das auszugsweise jedes Kapitel, mit Ausnahme des ersten, eröffnet, ist zwar fiktiv, enthält aber sehr gut recherchierte, bekannte Fakten aus ihrem Leben. Auch die Suche nach ihren Gebeinen, mit der 1819 die eigentliche Handlung des Buches einsetzt, ist historisch verbürgt. Die junge Isolde Heinrich nimmt daran als Protokollführerin teil und wird tief in die Geschichte der unglücklichen Herzogin verstrickt, als sie einer geheimnisvollen Fremden begegnet. Die schwarzverschleierte Frau prophezeit ein großes Unglück für die Stadt, wenn Isolde nicht dafür sorgt, dass die Ruhe der Toten bewahrt bleibt.
Zur gleichen Zeit fahndet die Polizei nach dem Mörder eines stadtbekannten Gelegenheitsgauners, dessen Leiche zwar aus dem Rhein gezogen wurde, der aber nicht ertrunken ist, sondern eine merkwürdig geformte Verletzung aufweist, die der unter den Schaulustigen stehenden Isolde einen Hinweis auf die Tatwaffe gibt. Zusammen mit dem Reporter Robert Weitering geht sie auf Mörder- und Gespenstersuche, da sie bald feststellt, dass es zwischen der „schwarzseidenen Dame“ und dem Toten eine Verbindung gibt.


Stil und Sprache

Die Handlung des Buches spielt sich auf zwei Zeitebenen ab. Das Tagebuch der Herzogin Jakobe ist in der Ich-Form geschrieben und entspricht erkennbar der Wortwahl einer hochgestellten Dame des 16ten Jahrhunderts. Der zweite Handlungsstrang führt uns in die Düsseldorfer Altstadt Anfang des 19ten Jahrhunderts und stellt die junge Isolde in den Mittelpunkt, wobei die Autorin diesmal als Erzählerin von außen agiert.
Sabine Klewe versteht es, schon mit den ersten Sätzen des Buches Spannung zu erzeugen. Der Leser empfindet sogleich das Heimliche der Kahnfahrt auf dem nächtlichen Rhein, ahnt einen Zusammenhang mit der Schlägerei vor dem Wirtshaus „zum Schiffchen“ und sieht sich darin ein paar Seiten weiter, bei der Auffindung einer Leiche, bestätigt. Der Schreibstil liest sich sehr flüssig und lässt durch die Verwendung immer neuer, stets passender Adjektive keine Längen aufkommen. Ob das karge Zuhause von Isolde, die schaurige Schlossruine bei Nacht oder eine Schneeballschlacht unter Kindern, alles ist so bildhaft und treffend beschrieben, dass man die Szenerie buchstäblich vor Augen hat. Die sozialen Verhältnisse der Zeit mit ihren Sitten und Vorurteilen, besonders die Stellung der arbeitenden Frauen betreffend, sind sehr gut wieder gegeben.

Wie ein roter Faden zieht sich die Geschichte der Herzogin Jakobe durch die Handlung. In ihrem Tagebuch lässt die Autorin sie selbst zu Wort kommen. 200 Jahre später erfährt man durch Isolde und Robert, die gemeinsam nach der geheimnisvollen schwarzen Dame forschen, noch mehr über ihr Schicksal.
 

Figuren
Nicht nur die Hauptpersonen Isolde und Robert, sondern auch die Nebenfiguren sind sehr liebevoll und vielschichtig gezeichnet. Es sind lebendige Menschen, mit mancherlei Sorgen, aber auch kleinen Freuden, wie sie eben vor 200 Jahren alltäglich waren. Die Autorin beschreibt ihre Stärken und Schwächen sehr plastisch, der Leser kann sich wirklich in sie hineinfühlen und ihr Verhalten, wenn auch nicht immer gutheißen, aber doch nachvollziehen.

Da ist zunächst einmal Isolde Heinrich, die davon träumt, Ärztin werden zu können. Heimlich leiht sie sich medizinische Bücher und schiebt die Hochzeit mit ihrem Verlobten immer wieder hinaus, weil sie spürt, dass sie keine „Versorgungsehe“ eingehen will. Ein Stück Unabhängigkeit hat sie sich erkämpft, indem sie als Schreibkraft bei einem Geistlichen arbeitet, um ihre kranke Mutter zu unterstützen. Bei Elisabeth Heinrich fragt sich der Leser anfangs, ob sie tatsächlich kränklich ist, oder versucht, ihre Tochter durch ihre Leiden an sich zu binden. Im Verlauf der Handlung erlebt man sie aber dann als liebevolle Mutter, die sich um Isoldes Zukunft sorgt und für sie das Beste will, wobei sie allerdings nach dem Verständnis der Zeit deren Glück in einer Ehe sieht.
Robert Weitering beobachtet als Reporter die Suche nach den Gebeinen der Herzogin Jakobe und lernt dabei Isolde kennen. Sie verliebt sich in ihn, muss aber dann erfahren, dass er nicht nur aus einer vornehmen Familie stammt, sondern angeblich eine junge Frau ins Unglück gestürzt hat.

Jakobe von Jülich-Kleve-Berg, geborene Markgräfin von Baden wurde aus Staatsraison mit einem geistesschwachen, nicht regierungsfähigen Mann verheiratet. Als sie selbst die Regierung übernahm und sich mit einem Liebhaber tröstete, ließ die Familie ihres Gatten sie verhaften und im Turm einsperren. Ihr Tagebuch lässt den Leser an ihren Gefühlen und Ängsten teilnehmen und die Gefangene als eine zutiefst verstörte, verzweifelte Frau erkennen, die ihren Tod erwartet.


Aufmachung des Buches
Das broschierte Taschenbuch ist in der Grundfarbe schwarz gehalten und zeigt auf dem vorderen Cover einen Ausschnitt aus dem Portrait einer spanischen Königin des 17ten Jahrhunderts. Darunter sowie auf der Rückseite des Buches sieht man schemenhaft einen Kupferstich des Düsseldorfer Schlosses von 1585, dem Hochzeitsjahr der Herzogin Jakobe. Diese Abbildung findet sich auch auf beiden inneren Umschlagseiten wieder, diesmal aber in kräftigem Schwarz vor orangefarbenem Hintergrund. Jakobe selbst begegnet uns, ebenfalls in Kupfer gestochen, auf der ersten und letzten Buchseite. Auf einer Karte der Düsseldorfer Altstadt um 1819 sind die wichtigsten Orte der Handlung verzeichnet.
Das Buch besteht aus 15 Kapiteln. Die verschiedenen Zeitebenen sind klar ersichtlich, da das Tagebuch der Herzogin Jakobe kursiv gedruckt ist. Zu deren Geschichte gibt es ein Nachwort der Autorin. Ein Glossar und eine kurze Danksagung runden die gelungene Aufmachung ab.


Fazit
„Die schwarzseidene Dame“ hat die Bezeichnung „historischer Kriminalroman“ tatsächlich verdient. Die Handlung ist in sich schlüssig und bleibt bis zum überraschenden aber stimmigen Ende interessant und spannend. Der historische Hintergrund ist sehr gut recherchiert und verschmilzt mit den fiktiven Elementen zu einem wirklich schönen Buch, das ich als sehr lesenwert weiter empfehle.


5 Sterne

 
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