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Wenn Gewalt mit Gewalt vergolten wird …

Kopenhagen: Ein schrecklicher Mord mitten auf dem Rathausplatz. Ein Ring mit vier eingravierten Frauennamen. Ein kleiner Schlüssel in der Jackentasche des Toten – Kommissar Paulsen steht vor einer großen Herausforderung, die ihn mitten in das Herz eines Terrornetzwerkes führt …

 

 

Originaltitel: Ockupanterna
Autor: Thomas Kanger
Übersetzer: Holger Wolandt und Lotta Rüegger
Verlag: btb
Erschienen: 01/2011
ISBN: 978-3442741502
Seitenzahl: 416 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der im Klappentext beschriebene Mord ist nur ein Teil der Geschichte, die Thomas Kanger sich ausgedacht hat, der größere Teil dreht sich um die militärische Besetzung einer dänischen Kleinstadt durch eine Gruppe Terroristen und die Folgen. Der Mord auf dem Rathausplatz von Kopenhagen hängt zwar irgendwie damit zusammen, aber wie? Vincent Paulsen und seine Kollegen geraten in einen Strudel aus Ereignissen, die sie nicht mehr kontrollieren können, denn hier mischen viel mehr Beteiligte mit als gedacht. Und so verlieren sie fast aus den Augen, worum es wirklich geht …


Stil und Sprache
Sehr komplex hat Thomas Kanger seine Handlung aufgebaut, behält dabei aber immer sein Ziel im Auge, so dass er nie die Richtung verliert, ganz im Gegensatz zu seinen Lesern. Da geht es gerade am Anfang drunter und drüber, man weiß nicht so recht, was man im ersten Teil mit den verschiedenen Personenbeschreibungen und den doch sehr ausführlichen Hintergrundschilderungen anfangen soll. So plätschert das Ganze erstmal etwas ziellos vor sich hin, bis dann mit dem zweiten Teil endlich die eigentliche Story beginnt. Da setzt man sich dann überrascht im Stuhl auf, zuckt ob der Ungeheuerlichkeit zusammen, mit der dieser Teil startet: Terroristen nehmen scheinbar mühelos eine ganze Stadt in ihre Gewalt, spielen das Militär mit Leichtigkeit aus und versetzen ein ganzes Land in kollektive Starre.
Hier zeigt Thomas Kanger seine Stärke: Die scheinbar kaltblütige, distanzierte Schilderung der Situation durchsetzt er mit kleinen menschlichen Details, erzählt beispielsweise von der Rezeptionistin im Hotel, die zur Geisel wird, oder von Vincent Paulsens widersprüchlichen Gefühlen für Lydia, die aus Georgien geflohen ist und nun illegal in Dänemark lebt. So versteht er es hervorragend, mit wenigen Worten eine einerseits absolut unwirkliche und bedrohliche Atmosphäre und dann doch wieder ein irgendwie real erscheinendes Szenario dazustellen. Immer wieder läuft es einem eiskalt den Rücken hinunter, wenn man sich überlegt, dass die geschilderte Geschichte durchaus wirklich passieren könnte und dass Korsør eine Kleinstadt wie viele andere ist …


Figuren
Thomas Kanger hat sich viel, manchmal etwas zu viel, Mühe gegeben, besonders die Hintergründe der Antagonisten detailliert zu beschreiben, zu erklären, wie sie zu dem wurden, was sie sind. Gerade zu Beginn kann man damit als Leser nicht wirklich viel anfangen und wenn es dann darauf ankommt, ist der Anfang des Buches schon wieder viel zu weit weg und man muss vielleicht sogar zurückblättern, um die Personen sortieren zu können. Wenn ein Thriller dann – nur wegen einer ausführlichen Figurenzeichnung – übermäßig lange braucht, um in Schwung zu kommen, hat der Autor es meiner Meinung nach damit etwas übertrieben, zumal man auch am Ende nicht genau weiß, was die Terroristen denn eigentlich genau bezwecken wollten mit ihrem Anschlag, hier fehlt es dann wiederum etwas an einer „runden“ Darstellung.

Kommissar Vincent Paulsen hingegen kommt mir als Ermittler zu knapp weg, über ihn erfährt man deutlich weniger als ich mir wünschen würde. Trotzdem ist er sympathisch und menschlich geraten, hat seine Schwächen und Stärken und wirkt insgesamt sehr authentisch. Ansonsten gibt es eine Unmenge an Randfiguren, auf die einzugehen hier den Rahmen sprengen würde. Diese bekommen entsprechend ihrer Rolle auch nur begrenzte Aufmerksamkeit, was aber in einem Thriller dieser Machart völlig in Ordnung geht.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist sehr auffällig aufgemacht, mit seinen Farben Schwarz, Weiß und einem knalligen Orange verlockt es zum Zugreifen. Neben dem Autorennamen ist auch der Buchrücken ganz in Orange gehalten, ansonsten ist auf der Vorderseite nur eine schwarz-weiß verfremdete Landschaft mit kahlen Bäumen vor einem dunklen Himmel zu sehen, die aber keinen Bezug zum Inhalt des Buches aufbaut. Innen gibt es nach einem kurzen Prolog zwei Teile: „Die Männer“ umfasst 19 Kapitel, die restlichen der insgesamt 79 Kapitel gehören zum zweiten Teil „Die Besetzung“. Mir persönlich hat eine Karte der beschriebenen Gegend etwas gefehlt, sie wäre eine schöne Ergänzung gewesen, vor allem weil der Ort Korsør, in dem ein Großteil der Geschichte spielt, tatsächlich existiert.


Fazit
Ein Thriller, der so gar nicht meinen Erwartungen entsprochen hat, aber mit einer ebenso unerwarteten wie beängstigenden Idee punkten kann. Nach einem etwas mühsamen Beginn ist „Der Geheimnisträger“ komplex und interessant aufgebaut, mit vielen Wendungen versehen und spannend bis zum Schluss.


4 Sterne 


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