Einsam ist der Held als Herrscher!
Oheim Ermanarich, Kaiser des Amalungenreiches, missgönnt seinem Brudersohn Dietrich die Königswürde, Jugend und Ruhm. Kanzler Siebich, der Ränkeschmied an des Kaisers Seit, treibt seinen Herren in offenen Konflikt gegen Dietrich: "Er trachtet dir nach der Krone, mein Kaiser! ... Nimm ihm sein Reich!" Selbst Dietrich treuer Waffenbruder Wittich wechselt, von Siebich erpresst, auf des Ermanarichs Seite.
Es wird einsam um den Helden zu Bern. Krieg, Verwüstung und Elend kündigen sich an!
Das Verhängnis nimmt seinen Lauf ...
Das Ritter-Epos "Dietrich von Bern" ist das herausragende Meisterwerk unter Peter Wiechmanns großen Abenteuer-Epen ("Andrax", "Hombre", "Thomas der Trommler", etc.). Der erfolgreiche Comic-Autor hat der frühmittelalterlichen Tidrek-Saga mit kraftvoller Auslegung und dem unverwechselbaren Stil des Ausnahmezeichners Rafael Méndez Gesicht und Gestalt gegeben. Das Gesamtwerk erscheint in drei Bänden.
Autor: Peter Wiechmann |
Die Grundidee der Handlung
Der große Gegner Dietrichs in diesem Band ist sein Onkel Ermanarich. Allerdings geht dieser sehr hinterrücks vor und schickt Dietrich zu Jarl Rimstein, von dem er Tribut einfordern soll. Dietrich bleibt nichts anderes übrig als zu gehorchen.
Nach dem Tod seines Vaters nimmt sich Dietrich eine kleine Auszeit und reist in seinem Reich herum, um noch ein wenig Atem zu holen, bevor er den Thron besteigt. Auf der Reise trifft er auf einen stürmischen und unbelehrbaren jungen Mann, der eine Fürstin beeindrucken möchte. Die Tragik dieser Begegnung hinterlässt tiefe Spuren bei Dietrich.
Die dritte Geschichte handelt von der Entführung einer jungen Frau in das Zauberreich von König Laurin. Dessen verzauberte Rosen verbergen eine dramatische Geschichte, denn Dietrich und seine Freunde werden dort in Abenteuer gezogen, die mit Tod und Verrat enden.
Schließlich beginnt der Untergang von Ermanarich, den er durch seine Handlungen selbst herbeiführt. Dadurch erschafft er sich einen Feind, der seine Familie Stück für Stück auseinanderreißt - ganz ohne dass Dietrich eingreifen muss.
Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Nach dem Vorwort, geschrieben von Manfred Schwab, einem Freund Wiechmanns, beginnt die Geschichte sofort mit eindrucksvollen Bildern, in denen Dietrich und sein Onkel aufeinander treffen. Da die Ritter sehr ähnlich aussehen, ist es selbst für langjährige Comicleser eine kleine Herausforderung, die Männer unter Dietrich, die alle in einem ähnlichen Alter sind wie ihr Anführer, von diesem zu unterscheiden. Nur Herzog Hildebrand sticht durch seinen dichten Bart und seinen geflügelten Helm hervor. Auf Dietrichs Brust zeigt sich das bekannte Wappen mit einem auf den Hinterbeinen stehenden Löwen. Dazu ist sein Helm auch einzigartig gestaltet, indem die Seiten nach oben und außen gebogen sind, wodurch er ebenso wie Hildebrand aus der Menge heraussticht. Seine beiden engsten Vertrauten, Heime und Wittich, ähneln sich sehr - nur Wittichs Schnauzbart und Helm sind anders als der Heimes. Die Pferde und geschmückten Wimpel und Fahnen bilden das Zeitalter des Rittertums sehr gut ab.
Eher verwirrend sind allerdings die weiblichen Gestalten der Handlung. Sie sehen sich alle sehr ähnlich, wodurch der Leser sehr irritiert ist. Nur die Frisuren und die unterschiedlichen Umgebungen, in denen sie sich befinden, unterscheiden die Damen voneinander.
Die Natur und Tiere sind sehr realistisch gezeichnet, genauso wie die beeindruckenden Felsen, tiefen Klafter und herabhängenden Eiszapfen, die den Rosengarten von König Laurin schützen. Sein geheimes Reich betört durch die filigranen Rosen - Laurin selbst ist sehr viel kleiner als die hochgewachsenen Ritter um Dietrich.
Stimmungsvoll werden die beschreibenden Texte in die Bilder eingesetzt. Es gibt keine klaren Trennungslinien der Bilder, was das Abgrenzen der Handlungen voneinander etwas erschwert. Mit der Zeit wird das sogar noch schlimmer, vor allem als die Ritter aufeinander treffen. Schon auf Seite 8 liegen die beiden (sehr gut gemachten) Zeichnungen so nah beeinander, dass erst beim zweiten Blick die Grenze dazwischen klar wird. Wer seine Nibelungensage kennt, wird auch auf Seite 72 die Anfangsworte des alten Heldenliedes erkennen, die Hildebrand von sich gibt, als er von Laurin und seinem Zauberreich berichtet.
Die Begegnung zwischen Hildebrand und einer weisen Frau, die später wohl als Hexe in die Geschichte eingehen würde, wird durch einen tief stehenden Mond und das Flügelschlagen einer Eule untermalt, was die geheimnisvolle Stimmung der Szene gut wiedergibt. Als dann auch noch heulende Wölfe auftauchen, wird es richtig unheimlich.
Für später zu der Handlung stoßende Leser werden Ereignisse des ersten Bandes in Fußnoten erklärt, so dass auch Neueinsteiger sich zurechtfinden sollten.
Zwischen den Handlungen gibt es immer wieder informative und spannende Flusstexte mit Details zu verschiedenen Themen. Diesmal geht es um Burgen, die germanischen Götter und ihren Kampf gegen den christlichen Glauben und den Minnesang.
Im anschließenden Editorial berichtet Peter Wiechmann von seiner Inspiration und Vorgehensweise bei Dietrich.
Aufmachung des Comics
Der Hardcover-Band ist selbst von außen ein Schmuckstück. Das Cover ist in schwarzweiß mit dem Bild eines Kampfes von Dietrich gegen seine Gegner gehalten. Es vermittelt Dynamik und führt bereits perfekt in die Geschichte ein. Ein Highlight ist der rote Streifen, in den die Bandzahl und der Untertitel gedruckt wurden und der dem Comic etwas Edles verleiht. Der Buchrücken zeigt die Schlacht an der Brücke - ebenfalls in schwarzweiß - und darunter die ausführliche Inhaltsangabe auf grauem Grund.
Fazit
Die Zeichnungen sind wieder grandios. Allerdings bieten die düstere Handlung und die Kämpfe keinerlei Möglichkeit, sich als Leser zu erholen oder durch etwas heiterere Szenen Auflockerung zu erfahren. Dieser Charme könnte Ritter-Fans nicht weiter abgehen, Freunde der "Prinz Eisenherz"-Reihe werden diese Atempausen jedoch vermissen und die vorherrschende Stimmung der Handlung als drückend empfinden.
Hinweise
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Backlist:
Band 1: Ruhm