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Als in Manchester zwei Jungen verschwinden, führen die Ermittlungen Detective Parker auf die Spur des Eigenbrötlers Roland Barnes, in dessen Haus und Garten Hunderte exotischer Vögel leben. Doch noch ehe Parker ausreichend Beweise gegen Barnes sammeln kann, freundet dieser sich mit Brogan an, einem einsamen zwölfjährigen Jungen auf der Suche nach Zuwendung. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt ...

 

 

Originaltitel: The Bird Yard
Autor: Julia Wallis Martin
Übersetzer: Mechthild Sandberg-Ciletti
Verlag: Diana Verlag
Erschienen: 08.02.2011
ISBN: 978-3-453-35550-7
Seitenzahl: 352 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Detective Parker ist beunruhigt, denn als er die Mitteilung erhält, dass ein Junge verschwunden ist, erinnert ihn dies sofort an einen Fall von vor fünf Jahren, den er bis heute nicht aufklären konnte, obwohl er alle Spuren verfolgt hatte. Da er selber Kinder hat, weiß er, wie die Angehörigen sich fühlen müssen und möchte dieses Mal natürlich alles richtig machen. Er hängt sich somit noch mehr in den Fall hinein und holt sich sogar Hilfe von einem Kriminalpsychologen, der ein genaues Täterprofil erstellen und ihm auch ansonsten bei den Ermittlungen mehr oder weniger über die Schulter schauen soll. Zunächst versteift sich Parker auf seinen Hauptverdächtigen aus dem vorherigen Fall, denn es handelt sich um einen vorbestraften Pädophilen und Parker glaubt noch immer nicht, dass dieser nichts mit dem Verschwinden der Jungen zu tun hat. Schnell ergeben sich aber auch andere Spuren und die Suche wird in mehrere Richtungen ausgeweitet – leider ohne handfeste Beweise zu finden. Die Ermittlungen führen Parker schließlich zu Roly, der ein leer stehendes Haus besetzt und eine riesige Voliere errichtet hat, in der er exotische Vögel züchtet. Als Parker Roly aufsucht, um diesen zu befragen, bemerkt er plötzlich einen kleinen Jungen, der sich auch auf dem Grundstück herumtreibt. Ist es möglich, dass er das nächste Opfer ist?

Die Umsetzung ihrer Idee ist der Autorin gut gelungen, man lernt Abgründe der menschlichen Seele kennen, von denen man nie vermutet hätte, dass solche existieren bzw. von denen man gehofft hätte, dass sie nicht existieren. Die Grausamkeit der Taten ist wirklich unvorstellbar und man kann nicht nachvollziehen, wie ein Mensch sich so verhalten kann, wie in diesem Buch beschrieben. Es ist einfach schrecklich und man hofft nur, dass es in der Realität so etwas nicht gibt, auch wenn man weiß, dass man das leider kaum verhindern kann. Auf alle Fälle regt das Geschehen zum Nachdenken an und der Leser überlegt, ob er nicht doch auch als Einzelner etwas tun kann, damit solch schreckliche Dinge nicht mehr geschehen. Doch schnell kommt man zu dem Schluss, dass man zwar versuchen kann, seine eigene Familie zu beschützen, aber für die breite Masse als Einzelperson wohl wenig bis gar nichts ausrichten kann. Rolys Vogelgarten spielt eine recht zentrale Rolle, da sich einige Dinge dort abspielen bzw. dort anfangen und sich entwickeln. Allerdings würde zuviel verraten, wenn man darauf näher eingeht und das würde wiederum die Spannung nehmen, daher sollte sich jeder sein eigenes Bild machen, um den Hintergrund zu verstehen.


Stil und Sprache
Gleich zu Anfang merkt man, dass die Autorin versucht, Spannung aufzubauen. Leider gelingt es ihr eingangs noch nicht so ganz, denn durch viele lange Beschreibungen wirkt alles ein wenig zäh. Manche Dinge sind natürlich für den weiteren Verlauf wichtig, anderes jedoch hätte sie getrost beiseite lassen können, da es für die Geschichte nicht relevant ist. Doch nach und nach wird es besser und bald merkt man, dass sie den Dreh raus hat und von Seite zu Seite mehr Spannung aufgebaut wird. Auf Grund dessen, dass in den Kapitel immer mal wieder von einer Handlung zu einer anderen gesprungen wird, bleibt die Spannung erhalten, da man sich einige Seiten gedulden muss, bis man erfährt, wie es weiter geht und sich währenddessen natürlich seine eigenen Gedanken macht, die entweder bestätigt oder berichtigt werden. Der Schreibstil der Autorin gefällt mir gut, da sie es versteht, mit recht einfachen Worten eine gewisse Spannung aufzubauen und auch beizubehalten. Gleichzeitig baut sie eine düstere Atmosphäre auf, die den Leser sogleich gefangen nimmt. Die gesamte Zeit über hat man das Gefühl, dass jeden Moment etwas passieren muss und man wartet regelrecht darauf.

Das Buch lässt sich flüssig lesen, wodurch das Geschehen leicht zu verfolgen ist und man nicht immer wieder stoppen muss, weil man etwas nicht verstanden hat. Erzählt wird aus der beobachtenden Perspektive, so dass man quasi als stiller Betrachter fungiert. Hin und wieder wird in die Vergangenheit einzelner Personen zurück gegangen, damit man manche Handlungen nachvollziehen kann, im Großen und Ganzen spielt sich aber alles in der Gegenwart ab.


Figuren
Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet. Sowohl die Protagonisten als auch die Nebenfiguren haben Tiefe und somit Wiedererkennungswert, der sehr wichtig ist. Man erfährt viel über ihre privaten und beruflichen Hintergründe und kann sich somit ein besseres Bild von ihnen machen und sie sich sogar vor dem inneren Auge vorstellen. Durch detaillierte Beschreibungen und Darstellungen ist es dem Leser möglich, sich in die Figuren hinein zu versetzen; auch wenn man die Handlungen des Täters nicht nachvollziehen kann, so kann man trotz allem versuchen, sein Motiv zu verstehen und das ist eben das, was die Autorin damit bezweckt: man soll sich damit auseinander setzen, was man hier auf alle Fälle kann.

Genauso kann man auch nicht alle Handlungen der Ermittlerseite nachvollziehen, doch auch hier helfen Erklärungen dabei, diese besser zu verstehen. Nur, weil man sich in eine Person hinein versetzen kann, muss man schließlich nicht ihre Meinung annehmen oder akzeptieren, es dient lediglich dazu, die Sichtweise ein wenig zu besser zu ergründen, was hier sehr gut gelungen ist. Der Ermittler Parker zum Beipiel: Er scheint eine Person zu sein, die im Leben nicht viel Aufsehen erregt. Dennoch wirkt er sofort sympathisch, vielleicht gerade wegen seiner Art. Man sieht ihn als Dorfpolizisten vor sich, was keinesfalls schlimm ist. Auch wenn er kein Verhalten an den Tag legt, das aus der Art schlägt, bleibt er dem Leser gut im Gedächtnis. Er weiß, worauf es bei seiner Arbeit ankommt und hängt sich dafür voll rein, genau das macht ihn liebenswert. Da er selber Kinder hat, wirkt sein Verhalten während der Ermittlungen noch authentischer, denn er kann in einem solchen Fall einfach nicht verdrängen, dass es auch seine Familie treffen könnte.

Doch auch die Nebenfiguren vergisst die Autorin nicht. Hanson zum Beispiel, der Kriminalpsychologe, soll Parker zwar unterstützen, kommt aber im Grunde gar nicht so oft zum Einsatz, wie er selber vielleicht gehofft hätte. Dadurch ergibt sich aber die Möglichkeit, ihn privat besser kennen zu lernen, da die Autorin viel über ihn zu berichten weiß und Hanson menschlicher dastehen lässt, als wenn man dieses Wissen nicht hätte. Denn auch wenn er anderen Leuten hilft, ihre Probleme in den Griff zu bekommen, so ist sein eigenes Leben bei Weitem nicht problemlos, was er offen zugibt. Jeder einzelne Charakter bekommt die Aufmerksamkeit, die er verdient und wird dadurch lebendig. Es ist einfach schön zu sehen, dass es sich nicht um Übermenschen handelt, sondern um Leute wie du und ich, denn nur so kann man sich in sie hinein fühlen.


Aufmachung des Buches
Bei diesem Buch handelt es sich um eine Taschenbuch-Ausgabe aus dem Diana-Verlag. Das Cover ist sehr düster, so dass gleich klar ist, dass hier sicherlich etwas Schreckliches geschehen wird. Der Hintergrund ist komplett schwarz gehalten und im Vordergrund sieht man zwei einsame Astableger, wobei auf einem davon ein Vogel sitzt, somit der Bezug zum Titel hergestellt wird. Der Titel und der Vogel sind blutrot gehalten. Allgemein strahlt das Cover eine bedrohliche Stimmung aus, andererseits wirkt es, vor allem für Thrillerfreunde, sehr anziehend, da man sofort wissen möchte, worum es geht und das Buch zumindest in die Hand nehmen würde.


Fazit
Bis auf den leicht zähen Anfang gibt es an diesem Buch absolut nichts auszusetzen. Die Spannung hält sich sehr gut und es ist im Großen und Ganzen unvorhersehbar. Sicherlich gibt es die ein oder andere Stelle, die man erwartet hätte, aber mit dem Meisten hätte man dann doch nicht gerechnet. Das Thema ist ziemlich delikat und man sollte sich vorher gut überlegen, ob man sich darauf einlassen möchte, aber wenn man sich dazu entschlossen hat, wird man es nicht bereuen. Ich empfehle dieses Buch definitiv und sehr gerne weiter, allerdings nur Leuten, die gerne Thriller lesen und in die Tiefen der menschlichen Seele blicken möchten.


4 5 Sterne


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