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Mit ihrer Menschenrechtsorganisation TARGET und der Pro-Islamischen Allianz kämpfen Rüdiger Nehberg und Annette Weber gegen die Barbarei der Frauenbeschneidung. Die „Karawane der Hoffnung“ hat Erfolg: Sultane und Scheichs folgen Nehbergs Vision und erklären den grausamen Brauch zur Sünde – für viele Mädchen beginnt eine neue Zukunft. Die beeindruckende Bilanz von TARGET, gekrönt von einer Konferenz mit den ranghöchsten muslimischen Gelehrten der Welt in Kairo.

 

  Autor: Rüdiger Nehberg, Annette Weber
Verlag: Piper
Erschienen: 07/2008 (Erweiterte Taschenbuchausgabe)
ISBN: 978-3-492-25209-6
Seitenzahl: 424 Seiten 


Stil und Sprache
Bei persönlichen Erlebnissen erzählt Rüdiger Nehberg, so wie ihm der Schnabel gewachsen ist und wie man es auch von seinen Vorträgen kennt. Gleichzeitig ist er in der Lage, Fachwissen detailliert und für jeden verständlich zu vermitteln. Annette Weber schreibt eher in Berichtform und scheut sich genauso wenig wie Rüdiger Nehberg, dort, wo es angebracht ist, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Das Buch lässt sich von der Sprache her leicht und flüssig lesen, an manchen Stellen möchte man jedoch innehalten und erst mal tief durchatmen, um den Inhalt zu verarbeiten. Die teilweise sehr ausführlichen Berichte über die einzelnen Konferenzen sind mitunter recht trocken zu lesen, werden jedoch immer wieder durch Anekdoten am Rande aufgelockert.


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Rüdiger Nehberg und Annette Weber erzählen chronologisch, wie es zur Gründung von TARGET kam und was die Organisation in den wenigen Jahren seit ihrem Bestehen bisher schon erreicht hat. Die gesamte Gründungsphase ist typisch Rüdiger Nehberg, der bekanntlich immer schon mehr Aktivist als geduldiger Planer war. Von daher verwundert es auch nicht, dass Versuche, sich bereits bestehenden Gruppen zur Verhinderung von Genitalverstümmelung anzuschließen, schnell scheiterten und Rüdiger Nehberg mit TARGET einen völlig anderen Weg einschlägt. Zum ersten Mal werden auch die Männer ins Boot geholt, und hier vor allem Männer, die im Islam als Gelehrte gelten und einen entsprechenden Ruf haben. Annette Weber hält sich in diesem Bereich bewusst zurück, dafür schafft sie es, persönliche Kontakte zu betroffenen Frauen zu knüpfen und nimmt es auf sich, eine Verstümmelung zu filmen und beantwortet im Buch die Frage, wie sie das aushalten konnte, ohne etwas zu tun. Sie habe gewusst, dass sie dem Mädchen aus dem Film nicht hätte helfen können und jegliches Eingreifen ihrerseits Gefahr für ihr eigenes Leben bedeutet hätte. Aber der Film habe letztlich vor allem vielen Männern die Augen geöffnet, die zum ersten Mal sahen, was da eigentlich passiert.
Auch im Buch werden die Verstümmelung und ihre Folgen detailliert beschrieben, so dass man sich als Leser eigentlich nur fragen kann, wie Frauen derartiges aushalten und auch ihren Töchtern wieder antun können. Hierauf können auch Rüdiger Nehberg und Annette Weber nur ansatzweise eine Antwort geben.

Das Buch richtet sich an alle, die sich über weibliche Genitalverstümmelung informieren wollen. Selbstverständlich ist es auch ein Werbemittel für TARGET, Adresse und Bankverbindungen der Organisation sind im Buch abgedruckt.


Aufmachung des Buches
Mein Exemplar ist die Taschenbuchausgabe. Auf dem Cover ist ein Teil eines Fotos von Rüdiger Nehberg und seinem äthiopischen Patenmädchen Amina zu sehen. Ich persönlich mag Bilder, auf denen der halbe Kopf fehlt, nicht sonderlich, aber das bleibt Geschmackssache. Das Buch wurde von Rüdiger Nehberg und Annette Weber gemeinsam geschrieben, wobei Annette Webers Beiträge jeweils kursiv gedruckt sind, so dass man immer gut weiß, von wem man gerade etwas liest.
Das Buch beinhaltet 43 farbige Fotos, 25 Schwarzweißfotos und zwei Landkarten, aus denen ersichtlich wird, in welchen 35 Ländern weibliche Genitalverstümmelung praktiziert wird und wie viel Prozent der Frauen jeweils betroffen sind.


Fazit
Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der sich mit dem Thema auseinandersetzen will und vielleicht eine Organisation sucht, die er unterstützen kann. Lediglich einen Kritikpunkt habe ich: Man erfährt recht wenig darüber, ob nun tatsächlich wesentlich weniger verstümmelt wird oder ob hier zwar viele großartige Reden gehalten und Konferenzen veranstaltet werden, aber bei den Menschen in den abgelegenen Gebieten vielleicht nur wenig ankommt und sie weitermachen wie bisher. Allerdings ist es wohl noch zu früh, hier eine Bilanz zu ziehen; man kann nicht erwarten, dass ein Jahrtausende alter Brauch innerhalb von wenigen Jahren ausgerottet ist.


4 5 Sterne


Hinweise
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