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Kategorie: Fantasy, Mystery, Vampire

Der gut aussehende Vampir Lucern Argeneau schreibt unter Pseudonym historische Liebesromane. Da er die meisten Ereignisse, die er in seinen Romanen beschreibt, selbst erlebt hat, sind seine Bücher sehr erfolgreich. Er besitzt eine große Fangemeinde, die sich nichts sehnlicher wünscht, als ihren Autor einmal persönlich kennenzulernen. Doch Lucern lebt äußerst zurückgezogen und weigert sich, auf Lesereise zu gehen oder Autogramme zu geben, schon allein deshalb, weil für ihn als Vampir das Reisen bei Tag schwierig ist. Doch seine neue Lektorin Kate C. Leever hat es darauf angelegt, den schüchternen Lucern aus der Reserve zu locken und das um jeden Preis.

 

 

Autor: Lynsay Sands
Verlag: Egmont Lyx
Erschienen: 11/2008
ISBN: 978-3-8025-8172-4
Seitenzahl: 372 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Lucern Argeneau, seines Zeichens Vampir und ältester von vier Geschwistern, schreibt Vampir-Liebesromane und führt ein sehr zurückgezogenes Leben. Um dem Wunsch seiner großen Fangemeinde, ihn näher kennenzulernen, gerecht zu werden, wird seine neue Lektorin Kate C. Leever von ihren Vorgesetzten gedrängt, den Autor zu einer Lesereise zu überreden. Auf ihre Briefe antwortet Lucern – wenn überhaupt – stets verspätet und grundsätzlich mit einer knapp formulierten Absage. Telefonnummer und Email-Adresse gibt er nicht preis, und so taucht Kate eines Tages persönlich bei ihm auf. Mit Unterstützung von Lucerns Mutter und nicht ganz ehrlichen Methoden ringt sie nach langem Hin und Her schließlich dem mürrischen Autor die Zusage zu einem vermeintlichen Interview ab. Dass es sich hierbei um die Veranstaltung einer Zeitschrift handelt, die fünf Tage lang in einem Hotel stattfindet, erfährt Lucern mit Verspätung und erst nach seiner zögerlichen Zustimmung. Da seine Ehre ihm keinen Rückzieher gestattet, fügt er sich zähneknirschend in sein Schicksal. Während des Events taut er allerdings ganz allmählich auf, und es ergibt sich fast wie von selbst, dass sich Kate und Lucern näher kommen.


Stil und Sprache
Auch Band 3 der Argeneau-Vampir-Serie wird geprägt vom humorvollen Schreibstil der Autorin. In diesem Teil setzt sie noch einen drauf, denn gerät man noch zu Anfang nur gelegentlich ins Schmunzeln, wird etwa ab der Mitte der Geschichte der Leser mehrmals von seinen eigenen Lachsalven unterbrochen. Doch bei aller Begeisterung will ich nicht versäumen, auf einen – wenn auch kleinen – Minuspunkt hinzuweisen: Wie im 2. Band findet auch hier eine Hochzeit statt, nämlich die von Etienne und Rachel aus ebendiesem Teil. Da Kate als Begleiterin von Lucern an dem Fest teilnehmen wird, fährt seine Mutter mit ihr zum Einkaufen, um sie auszustaffieren. Diese Szene ist der aus dem vorherigen Band so sehr ähnlich, dass mich beim Lesen ein Déjà-vu-Gefühl beschlich und ich Mrs Sands, diesen Ablauf betreffend, eine gewisse Einfallslosigkeit vorwerfen muss.
Im Vergleich zum Vorgängerband ereignen sich die Erotikszenen seltener und auch erst spät, was allerdings zum Handlungsablauf passt.
Außer einem kurzen Intermezzo präsentiert die Autorin in diesem Roman keinen Kriminalfall. Doch vermisst man ihn nicht, denn ihr gelingt es, auch ohne einen solchen kurzweilig zu unterhalten und den von mir im Vorgängerband vermissten Tiefgang zu erreichen.
Was mir beim Lesen auffiel, sind einige wenige logische Schwächen. Da sie für den Plot nicht relevant sind, sollte man sie zwar nicht überbewerten, doch auch auf die Gefahr hin, etwas haarspalterisch zu wirken, möchte ich ein Beispiel anführen: Seit Lucerns Haushälterin vor Jahren verstorben ist, hat er eine Reinigungsfirma für seinen Single-Haushalt engagiert. Jedoch ist es den Damen lediglich erlaubt, das Erdgeschoss zu säubern; den Keller und das Obergeschoss mit Schlaf- und Badezimmern dürfen sie nicht betreten. Das ist bis hierhin verständlich, da der Vampir tagsüber schläft und damit vermeidet, dass unvermutet eine Reinemachefrau in sein Schlafzimmer kommt. Doch drängt sich mir als Hausfrau die Frage auf, wer eigentlich das Bett bezieht oder das Bad reinigt. Und mir schiebt sich das mich zum Kichern reizende Bild vors geistige Auge, wie der riesige und muskelbepackte ehemalige Krieger, auf Händen und Knien rutschend, die von ihm täglich reflektierte Dusche schrubbt.


Figuren
Bereits beim Lesen des Vorgängerbandes hegte ich den Wunsch, den Charakter des introvertierten Liebesromanautors Lucern näher zu ergründen. Und ich erhielt, aufgrund Sands genauer Beschreibung seiner Gedanken und Gefühle, ausreichend Gelegenheit dazu. Sehr schön vermittelt sie dem Leser, wieso sich der 600 Jahre alte Vampir immer mehr in sich zurückgezogen hat und wie es Kate – im Grunde unabsichtlich, aber recht effektiv – nach und nach gelingt, ihn aus seinem selbst errichteten Schneckenhaus zu befreien.
Auch Kate ist eine Figur mit Tiefgang. Während sie sich rührend um ihren Schützling kümmert und sich und Lucern dabei in teilweise haarsträubende Situationen manövriert, bleibt es natürlich nicht aus, dass sie sich in ihn verliebt. Trotzdem verliert sie nicht den Bezug zur Realität. Selbst nachdem Lucern ihr seine Liebe gesteht, ihr sogar einen Heiratsantrag macht, bleibt sie besonnen und wägt Vor- und Nachteile gegeneinander ab. Doch ist sie keineswegs ein kühler Kopfmensch, denn auch ihr passiert es gelegentlich, dass sie das Denken einstellt. Alles in allem deklariere ich ihren Charakter als vorausplanend, verantwortungsbewusst und in genau dem richtigen Maße gefühlsbetont. Dass die Liebe zu einem Vampir sie ängstigt und sie Zeit braucht zum Überlegen, macht sie sehr glaubwürdig.
Lynsay Sands ist es gelungen, zwei wunderbare Hauptprotagonisten zu kreieren, an denen ich absolut nichts auszusetzen habe.
Die anderen Charaktere aus Band 2 tauchen alle wieder auf. Doch zu meinem größten Bedauern wurde meiner Lieblingsfigur Cousin Thomas nur ein kurzer Auftritt zuteil.
Mutter Marguerite mischt sich noch immer in die Angelegenheiten ihrer Sprösslinge ein, doch gebärdet sie sich nicht mehr allzu dominant und wirkt dadurch sympathischer.


Aufmachung des Buches
Wie schon Teil 2 präsentiert sich auch dieses Taschenbuch mit einem sehr einfallsreich gestalteten und exakt zum Inhalt passenden Einband. Als Hintergrund wurde wieder ein Abendhimmel kurz nach Sonnenuntergang gewählt, dieses Mal in den Farben Pink und Flieder gehalten. Die schwarze Silhouette einer Stadt mit Bäumen und Sträuchern begrenzt den unteren Rand. Im Vordergrund erkennt man ein Glas, das mit Eiswürfeln und roter Flüssigkeit gefüllt ist. Am roten Trinkröhrchen hängt ein Rosenkranz, ebenfalls in Rot, mit anhängendem kreuzförmigem Dolch. Der Schriftzug “Vampir“ im Titel ist kursiv und verschnörkelt und hebt sich “schaurig-schön“ von der übrigen nüchternen Druckschrift ab. Vorder- und Rückseite besitzen Innenklappen, die mit Inhalts- und Autorenbeschreibungen bedruckt sind und den Eindruck eines gebundenen Buches mit Schutzumschlag erwecken. Dies sieht nicht nur edel aus, es verleiht dem Softcover auch noch zusätzliche Stabilität.

Der Innenteil ist untergliedert in einen Prolog und den Hauptteil mit 20 Kapiteln.


Fazit
“Ein Vampir zum Vernaschen“ ist kurzweilige Unterhaltung für Freunde von lockeren, humorvollen und nicht allzu blutrünstigen Vampir-Liebesromanen. Allerdings sollte man zum besseren Verständnis den Vorgänger “Verliebt in einen Vampir“ zuerst gelesen haben.


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Eine Vampirin auf Abwegen
Band 2: Verliebt in einen Vampir