Smaller Default Larger

Ein gefesselter Mann, die Augen verbunden. Er lauscht in die Dunkelheit. Er hört Schritte. Er will schreien und kann es nicht.

Seit Menschengedenken hat sich in Perry Hollow kein Gewaltverbrechen ereignet. Doch an diesem Morgen wird ein Bürger des kleinen Ortes gefunden: in einem Sarg, die Lippen zugenäht, der Körper ausgeblutet. Während sich Kat Campbell, Sheriff der kleinen Stadt, an die Ermittlungen macht, geht bei der Perry Hollow Gazette der Text für eine weitere Traueranzeige ein. Todeszeit: in einer halben Stunde.

 

 

Originaltitel: Death notice
Autor: Todd Ritter
Übersetzer: Michael Windgassen
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
Erschienen: 01.02.2011
ISBN: 9783499255885
Seitenzahl: 379 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe

 
 
Die Grundidee der Handlung
Der Prolog führt den Leser sogleich in die brutale Welt dieses Thrillers ein: Detailliert wird die Ermordung des ersten Opfers von „Meister Tod“, des 67jährigen Farmers George Winnick aus der Kleinstadt Perry Hollow in Pennsylvania, beschrieben. Ihm wird bei vollem Bewusstsein der Mund zugenäht, die Halsschlagader aufgeschnitten, er verblutet. Später wird der Täter ihm ein Gemisch aus Wasser und Formaldehyd in den Körper pumpen, die Halswunde zunähen und ihn am Straßenrand in einer Holzkiste ablegen. Auf seiner Farm findet man eine mit Sägemehl ausgestopfte Katze. Es ist der Beginn eines recht spannenden Wettlaufs zwischen dem Serientäter, der wieder mit gleichem Muster zuschlagen wird und der Kriminalpolizei, an erster Stelle Chief Kat Campbell und dem von der Landespolizei zur Hilfe eilenden Nick Donnelly. Der Täter schickt vorab ein Fax an Henry Goll, den „Leichenfledderer“, ein Reporter, der sich auf das Schreiben von Nachrufen bei der örtlichen Gazette spezialisiert hat. Es enthält den Nachruf auf das Opfer mit Datum und Uhrzeit seines Todes, der noch in der Zukunft liegt. Schon zeigen die Ermittlungen erste Erfolge. Ein Serientäter, der ähnlich vorgeht, gesteht den Mord auch an George Winnick, wird verhaftet – als der nächste Nachruf bei Henry Goll eingeht.

Ein phasenweise unglaublich spannend und schockierend geschriebener Thriller. Er lebt von dem verzweifelten Kampf der Ermittler, schneller als der Täter zu sein, sobald wieder ein Fax eintrifft. Die parallel beschriebenen Vorgehensweisen der Ermittler und des Täters faszinieren. Auch legt Todd Ritter mehrere falsche Spuren. So hat diese kleine, verschlafene Stadt doch mehr Leichen im Keller als zunächst vermutet. Leider war mir aber nach der Hälfte des Buches schon klar, wer vermutlich der Täter ist und die detailreichen Beschreibungen der Einbalsamierungsmethode, deren mehrfache Durchführung im Buch Hauptthema ist, haben mir weniger gefallen. Auch hat das Buch deutliche Längen, was die Zeit zwischen dem Eintreffen der einzelnen Faxe angeht. Dann wird es aber wieder richtig spannend und auch das Ende reißt einen voll mit. 


Stil und Sprache
Todd Ritter nutzt einen klaren Aufbau seiner Geschichte. Nach dem schockierenden Prolog mit der Beschreibung der letzten Minuten des ersten Opfers, erfolgt im Kapitel „März“ die Aufarbeitung dieses ersten Mordes und dessen augenscheinliche Auflösung im geständigen Serienmörder. Dann folgt Kapitel „Juli“ mit dem Eintreffen eines erneuten Faxes und dem Beginn der neuen Ermittlungen. Im Kapitel „Oktober“ wieder ein Fax, die Situation spitzt sich zu, da dieses Mal der Tod des 10-jährigen James angekündigt wird, dem Sohn des ermittelnden Chiefs Kat. Am Ende der Epilog. Die Kapitel sind in kurz gehaltene Unterkapitel unterteilt, sodass ein sehr flüssiges Lesen möglich ist.

Todd Ritters Stärke liegt in der Beschreibung der aktuellen Situation, der schnell aufeinander folgenden Szenen und Handlungen. Hier reißt er den Leser mit, schockiert ihn mit den beschriebenen Details. Eine unglaubliche Spannung entsteht immer dann, wenn ein Fax eintrifft und die Situation eskaliert. Höhepunkt ist am Ende der wirklich sehr blutig und detailreich beschriebene Kampf zwischen Kat und dem Täter sowie seinem letzten Opfer. Schwieriger wird es in den Passagen, in denen Hintergründe beleuchtet und Zusammenhänge dargestellt werden. Hier bleibt Ritter mit seinen Charakteren sehr an der Oberfläche, vermittelt psychologische Hintergründe nur plakativ und wenig überzeugend. Im Vordergrund steht immer die Aktion, der agierende Mörder, sein schockierendes, abstossendes Vorgehen. Interessant sind hierbei noch die Perspektivwechsel. So schreibt der Autor einmal aus der Sicht des Opfers, dann wieder des Täters, dann wieder der ermittelnden Beamten.

 
Figuren

Dem Autor gelingt es, den Leser sehr nahe an die beteiligten Personen heranzuführen. Am Ende hat man den Eindruck, dass man die Bewohner von Perry Hollow und deren Geschichten recht gut kennt.

An erster Stelle ist natürlich der ermittelnde Chief, Kat Campbell, zu nennen. Selbst in diesem kleinen Nest groß geworden, kennt sie fast jeden und versucht verzweifelt, den Täter aufzuhalten. Sie tritt nicht in den Konkurrenzkampf mit dem ihr von der Landespolizei zugeteilten Nick Donnelly, sondern sehr bald bilden sie ein gut eingespieltes Team und kommen sich auch privat näher. Sie zeigt sich als verantwortungsbewusste, sehr taffe Ermittlerin, dabei auch sehr einfühlsam allen Beteiligten gegenüber. Ihre Figur ist durchweg postiv und recht glaubhaft gezeichnet.

Nick Donnelly, der Fachmann, den Kat zur Seite bekommt, erweist sich nicht als der sonst übliche Macho, sondern beweist sich als wirkliche Hilfe und setzt sich voll für die Belange Kats ein. Auch er wirkt recht sympathisch und im Ganzen auch sehr realitätsnah mit Ausnahme der Szene am Ende, als er mit schwer verletztem Bein aus dem Krankenhaus an den Tatort eilt und Kat vor den Flammen rettet.

Henry Goll, der gar nicht weiß, wie ihm geschieht, als er durch den Erhalt der Faxe mit ins Geschehen hineingerissen wird, spielt im Verlaufe der Geschichte noch eine wesentliche Rolle. Langsam erfährt der Leser mehr über seine Vergangenheit, den Tod seiner hochschwangeren Frau bei einem Autounfall, bei dem er selbst schwere Verletzungen und Narben im Gesicht davontrug und an dessen Aufarbeitung er auch Jahre danach noch arbeitet.


Aufmachung des Buches
Das sehr handliche Taschenbuch zeigt als Titelbild neben dem Autor und Titel die Beine einer Leiche, mit Plastikfolie umwickelt und einem Seil zugebunden. Das Buch hat eine klare Struktur, die drei Hauptkapitel sind in mehrere, sehr überschaubare Unterkapitel eingeteilt, die ein sehr flüssiges Lesen ermöglichen.


Fazit
Insgesamt ein gut gelungener Thriller mit wirklich überzeugenden Spannungselementen und gut durchdachter Geschichte, wenn auch mit einigen Längen. Die sehr ausführlich, sehr blutig und auch noch mehrfach beschriebene Einbalsamierungsmethode des Täters bei seinen Morden war mir allerdings dann doch etwas zu viel.


3 5 Sterne


Hinweise

Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

 

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo