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Als Abteilungsinspektorin Sandra Mohr vom LKA in Graz ausgerechnet in die steirische Krakau gerufen wird, um in einem rätselhaften Mordfall zu ermitteln, ist sie alles andere als begeistert. Schließlich hat sie ihrer Heimat nicht ohne Grund vor Jahren den Rücken gekehrt. Die Suche nach dem Mörder der Journalistin Eva Kovacs, deren nackte, grausam zugerichtete Leiche im Wald aufgefunden wurde, gerät für sie zur Konfrontation mit einer verschworenen Dorfgemeinschaft, aber auch mit der eigenen Vergangenheit.


 

Originaltitel: Steirerblut
Autor: Claudia Rossbacher
Verlag: Gmeiner
Erschienen: Februar 2011
ISBN: 978-3-8392-1136-6
Seitenzahl: 273 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Die junge Ermittlerin Sandra Mohr muss in ihr ehemaliges Heimatdorf St. Raphael reisen, um dort an der Aufklärung eines Mordes zu arbeiten. Eine Enthüllungsjournalistin wurde übel zugerichtet und nackt im Wald gefunden. An der Seite ihres Kollegen Sascha Bergmann wird die steirische Polizistin in ihrem Heimatort mit einer ablehnenden Gemeinschaft konfrontiert, die in ihr eine Verräterin sieht. Zudem muss Sandra Mohr gegen ihre eigenen Gefühle kämpfen. Denn als sie St. Raphael verließ, ließ sie eine schmerzhafte Kindheit und Jugend zurück. Diese holt sie nun ein.

Claudia Rossbacher schickt ihr Ermittlerduo auf eine schwierige Mission. Die Menschen im voralpinen Dorf halten zusammen und wesentliche Details, die mithelfen, den Fall zu klären, werden die beiden Polizisten aus Graz nur zufällig inne. Die Autorin versucht, die Atmosphäre einer verschworenen Gemeinschaft herauf zu beschwören. Doch bleibt sie dabei auf eine ungute Art distanziert. Sie verscherzt es sich mit den Lesern schon auf den ersten Seiten und packt in die Geschichte so viele Vorurteile hinein, dass der "Alpen-Krimi" überladen und unglaubwürdig wird. Der Mordfall als zentrales Thema wird durch die privaten Probleme der beiden Ermittler zu sehr in den Hintergrund gedrängt. Müßig zu sagen, dass sehr bald klar ist, wer Eva Kovacs umgebracht hat, obwohl die Autorin dies recht ungeschickt zu verschleiern versucht.


Stil und Sprache
Claudia Rossbacher scheint ihrer eigenen Sprache nicht so richtig zu vertrauen. Sie baut zwar steirische Idiome ein, kann damit aber die Atmosphäre in diesem voralpinen Dorf nicht richtig wiedergeben. Da und dort wirkt das "Steirische" etwas verkrampft. In einfachen, oft leicht abgehackten Sätzen kommt ein etwas schroffer Sprachrhythmus zustande, der weder lesefreundlich ist noch den Eindruck hinterlässt, als spezielles Stilmittel eingesetzt worden zu sein.

Im Aufbau des Krimis geht Claudia Rossbacher einen Weg, der nicht so richtig durchdacht scheint. Oft ist eine Schlaufe eingebaut, die etwas bemüht erscheint und und bei der man das Gefühl bekommt, dass sie nachträglich hinzu gefügt wurde, um einen nicht ganz stimmigen Ablauf zu kaschieren. So richtig Fahrt nimmt die Geschichte zu keinem Zeitpunkt auf, die Spannung fehlt über weite Strecken und auch die Auflösung des Falles geschieht ohne emotionale Bewegung.


Figuren
Bei den Figuren hat sich die Autorin sehr stark aus dem Fenster gelehnt. Sie hat das Ermittlerpaar eindeutig nach der Mainstream-Vorlage des nordischen Krimis geschaffen. Sowohl Sandra Mohr wie auch Sascha Bergmann quälen sich mit ihren eigenen Traumata und privaten Problemen. Während es bei Sandra Mohr eine belastende Kindheit ist, kann Sascha Bergmann seine Sexualität kaum zügeln. So in die eigene Gefühlswelt eingebunden stolpern die beiden Ermittler durch den Krimi. Sie wirken dabei so unprofessionell, dass sie in der realen Welt längst vom Fall abgezogen worden wären, bzw. gar nie in eine Position gekommen wären, einen solchen Fall zu bearbeiten. Dass sich Sandra Mohr nonchalant über jede Frage nach Befangenheit hinwegsetzt, stößt nicht nur sauer auf, es wird so unglaubwürdig, dass der ganze Kriminalfall einen Hang ins Lächerliche bekommt. Unverzeihlich ist letztlich auch eine persönliche Verstrickung von Sascha Bergmann in den Mordfall. Spätestens hier ist man versucht, das Buch kopfschüttelnd weg zu legen. Hier hätte man sich einen etwas geschickteren Umgang mit dem Plot, aber auch mit der Figurenzeichnung gewünscht. Sandra Mohr bleibt ebenso konturlos wie Sascha Bergmann, sie können sich nicht zu Identifikations-Figuren entwickeln und so mag man nach den 273 Seiten kaum sagen, dass man diesem Duo tatsächlich noch einmal begegnen möchte.

Blass bis unsympathisch bleiben die Dorfbewohner, denen zwar einige Ecken und Kanten verpasst wurde, die aber nicht so wirklich greifbar werden. Mit ihrer Verschwiegenheit machen sich die Dorfbewohner zu Mittätern. Die Autorin Claudia Rossbacher hat es versäumt, die Nebenfiguren deutlicher herauszuarbeiten, wohl auch, um ihr Ermittlerduo nicht durch starke Nebenfiguren zu gefährden. So wirken die Dorfbewohner immer wieder wie laienhafte Statisten auf der Dorfbühne, die einen auswendig gelernten Text aufsagen, sich aber nicht auf die zu spielende Figur einlassen möchten. Die hysterische Mutter, die ihrem Sohn Mike (Sandras Bruder) hinterher plärrt, wirkt überzogen nervig, während der in Sandra verliebte Max eine so devote Haltung zeigt, dass diese einen krassen Widerspruch zu seiner Stellung als Dorfgendarm darstellt. Zum Schluss hin gibt es gar einige Situationen, in denen man sich über den geistigen Zustand der Dorfbwohner doch ernsthaft Gedanken macht.

Schade auch, dass beim Mordofper ein so stereotypes Bild gezeichnet wird, dass es weder spannend ist, dem Charakter noch der Arbeit oder dem Umfeld des Opfers nachzuspüren.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch aus dem Gmeiner-Verlag zeichnet sich durch eine hochwertige Aufmachung aus und vermag durchaus das Interesse der Leser zu wecken. Das Cover lehnt sich in witziger Weise an den Slogan "Steiermark - das grüne Herz Österreichs" an, Schriftbild und Handling sind äußerst angenehm. Karten gibt es keine, was bei einem Krimi auch nicht besonders stört. Insbesondere, da Claudia Rossmann ihren Krimi in einem fiktiven Dorf spielen lässt, das aber in eine klar zuzuordnende Umgebung eingepasst ist. Ein kleines Bild der Autorin mit begleitendem Portrait ist ein netter Zusatz.


Fazit
Steirerblut ist ein blutleerer Alpenkrimi. Das Buch ist weder besonders spannend noch ernsthaft unterhaltend. Dazu gibt es zu viele Schwachstellen beim Plot. Was sich bei regionalen Krimis sonst als Plus erweist - die Einbettung in eine bestimmte Region/Gegend - ist hier nur mäßig geglückt. Leider fehlt es trotz der bemühten Einflechtung von "typisch Steirischem" an Nähe und Wärme. Der Mordfall selber steht zu wenig im Zentrum und die Ermittlungen dümpeln zu stark in einem sumpfigen Brackwasser. Zu diesem Krimi sollten wirklich nur jene greifen, die seichte Unterhaltung wünschen.


2 Sterne


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