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Kategorie: Romane

Ann ist verzweifelt. Um sie herum sterben die Menschen. Eine furchtbare Seuche hat das Land im Griff. Die Lebensmittel werden knapp, der Strom fällt aus. Ann hat Angst um ihre beiden Töchter. Als ihre erkrankte Freundin Libby Ann ihr Baby vor die Tür legt, muss sie eine folgenschwere Entscheidung treffen ...

Wie weit gehst du, um deine Familie zu retten? 

 

 

Originaltitel: The things that keep us here
Autor: Carla Buckley
Übersetzer: Karen Nölle
Verlag: Wunderlich
Erschienen: 15.01.2011
ISBN: 978-3805208840
Seitenzahl: 489 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Das Vogelgrippevirus H5N1 mutiert, springt von den befallenen Wildvögeln auf die Menschen über. Zunächst sind es nur wenige Todesfälle im fernen Südkorea und Singapur, dann treten erste Fälle auch in den USA auf. Die Weltgesundheitsorganisation ruft die höchste Alarmstufe aus, Flughäfen werden gesperrt, die Ein- und Ausreise massiv eingeschränkt, Schulen und öffentliche Einrichtungen geschlossen. Die Pandemie ist nicht mehr aufzuhalten. Was dies konkret für Auswirkungen auf eine kleine, mittelständische Familie in Ohio hat, das erzählt Carla Buckley sehr beeindruckend in ihrem Buch. Ann und Peter mit ihren beiden Töchtern Maggie und Kate gehen buchstäblich durch die Hölle, kämpfen um ihr Überleben. Sehr tiefgehend führt die Autorin den Leser in die alltägliche Lebenssituation dieser Familie, sehr beeindruckend und auch nachdenklich stimmend. Wie hätte man selbst in einer solchen Ausnahmesituation gehandelt? Hätte man das Baby der besten Freundin, die an dem Virus erkrankt ist, auch aufgenommen, trotz des hohen Risikos, angesteckt zu werden? Hätte man die letzten Essensvorräte mit einem halbverhungerten Nachbarshund geteilt? Den eigenen Mann für 48 Stunden ausgeschlossen, bis die Inkubationszeit vorüber schien? Eine faszinierend erzählte Geschichte, die gerade ihre besondere Wirkung in der Schilderung der Alltagssituation entfaltet.


Stil und Sprache
Carla Buckley schreibt aus der Sicht Anns, einer Mutter und Ehefrau, die um ihre Kinder und den Erhalt ihrer Familie kämpft, mitten im Winter, ohne Heizung und Strom, die unsichtbare Gefahr des Virus' immer präsent. Es sind die Kleinigkeiten des Alltags, der gewohnte Ablauf, der so plötzlich aus dem Ruder gerät, der beschrieben wird. In kurzen offiziellen Meldungen von öffentlichen Institutionen, Radio und Fernsehen, wird der Fokus zu Beginn mancher Kapitel erweitert, die Gesamtsituation und das Ausmaß der Katastrophe beleuchtet. Dennoch bleibt die Lebenssituation dieser einen Familie im Mittelpunkt, deren Kampf ums Überleben.
Die Autorin lässt den Leser sehr detailliert und einfühlsam an der Welt Anns teilnehmen. Nur wenige Male wechselt sie die Perspektive, schreibt dann auch mal aus der Sicht Peters. Im Epilog kommt dann Kate zur Sprache. Jahre nach der Katastrophe treffen sich alle bei Ann wieder. Im Rückblick werden nochmals interessante Details aufgedeckt.


Figuren
Sehr schnell fühlt man sich den einzelnen Figuren dieses Romans sehr nahe.
Ann, aus deren Sicht das Ganze erzählt wird, wirkt sehr authentisch. Einerseits ist sie 100 Prozent Mutter, würde alles für ihre beiden Töchter tun und auch alles verhindern, was ihnen Schaden könnte. Andererseits weiß sie, wie unbarmherzig und egoistisch sie dadurch teilweis handelt. So hin- und hergerissen agiert sie dann auch. Als ihre beste Freundin am Virus erkrankt und verzweifelt ihren kleinen Jakob bei Ann vor die Tür stellt und sie anfleht ihr zu helfen, verschließt sie sich vor ihr. Zu groß ist die Angst vor der Ansteckung. Jakob hat es nur dem beherzten Eingreifen Peters zu verdanken, dass er aufgenommen wird und überlebt.

Peter, Anns Noch-Ehemann - sie lebten bei Ausbruch der Katastrophe seit einem Jahr getrennt - und Vater ihrer beiden Töchter, weiß am besten um die Gefährlichkeit des Virus. Er hat ihn selbst bei seinen Forschungen als Veterinärmediziner an den toten Wildenten entdeckt. Dennoch verhält er sich viel rationaler und menschlicher als Ann. Er nimmt seine Doktorandin, die plötzlich über keine sichere Unterkunft mehr verfügt, wie selbstverständlich bei ihnen auf und versucht bei allen Widrigkeiten das Beste für seine Familie zu erreichen. Dabei handelt er sehr uneigennützig. Das Baby von Anns bester Freundin holte er herein, sich der Gefährlichkeit dieser Aktion vollauf bewusst. Er versucht auch die Nachbarn zu einer Zusammenarbeit zu mobilisieren, was ihm aber leider nicht gelingt. Auch Barney, den Hund seines toten Nachbarn, halb verhungert und verletzt, lässt er nicht allein und kümmert sich um ihn.

Die Mädchen Maggie und Kate werden sehr sympathisch beschrieben. Kate in ihrem Teenager-Alter, immer am Kabbeln mit der Schwester und doch schon so reif und der Mutter in vielen Situationen eine wirkliche Hilfe, Maggie als kleine Persönlichkeit, die trotz ihrer 8 Jahre unglaublich viel erdulden kann.
 

Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist mit einem sehr schönen und wirklich passenden Bild auf dem Umschlag versehen. Ein kleines, blondes Mädchen wird von einer Hand, vermutlich der Hand der Mutter, gehalten und schützend zu sich herangezogen. Der Blick des Mädchens ist nach vorne gerichtet. Sie wirkt zurückhaltend, traurig, vielleicht auch etwas ängstlich. Auf den roten Lettern des Titels sind zwei Vögel gelandet, weitere sind im Anflug. Das Buch ist mit einem Lesebändchen versehen.


Fazit
Ein bewegender Roman, der den Leser über Stunden wirklich gut unterhält, ganz ohne Effekthascherei und sich überschlagender Action, dafür aber mit viel Gefühl und Tiefgang.


4 Sterne


Hinweise
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