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Eine Aussage, die alles verändert. Eine Familie, die einem nicht glaubt.

Und ein Mann, der Gerechtigkeit will ...

 

 

Originaltitel: Down River
Autor: John Hart 
Übersetzer: Rainer Schmidt
Verlag: btb
Erschienen: 09. November 2010
ISBN: 9783442741847
Seitenzahl: 380 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Adam Chase kehrt nach fünf Jahren in New York auf die Red Water Farm seines Vaters in Rowan County, North Carolina zurück. Sein damaliger Freund Danny Faith hatte ihn angerufen und um Hilfe gebeten. Adam Chase braucht drei Wochen, um sich aufzuraffen. Zu viel ist geschehen. Zwar hatte man ihn im damaligen Mordprozess freigesprochen, doch er weiß, dass er nicht willkommen sein wird, dass die Leute nichts vergessen haben. Und dann muss er langsam erkennen, dass er zu spät gekommen ist, dass das Schicksal ihn einholt und Abgründe sich auftun. Wieder wird er als Mörder verdächtigt, diesmal sogar an seinem Freund. Er kämpft um die Gerechtigkeit, einmal vor dem Gesetz, vor dem Sheriff und dem Richter. Dann aber vor allem und in erster Linie vor seiner eigenen Familie, seinem Vater, der damals nicht an seine Unschuld glaubte, ihn als Sohn wegschickte, sein Erbteil auszahlte, seine Stiefmutter, die im Strafprozess gegen ihn aussagte und ihn damit am meisten belastete.

Dieses Buch ist eher eine Familiensaga denn ein Kriminalroman und keinesfalls ein Thriller. Im Mittelpunkt stehen die Beziehungen zwischen Vater und Sohn, Mutter und Tochter, den Geschwistern. Es ist die sehr emotional erzählte Geschichte einer Familie mit Rissen, die auseinanderzubrechen beginnt. Adam erscheint als der Hoffnungsträger, doch am Ende steht auch er nur vor Scherben. 


Stil und Sprache

John Hart schreibt mit sehr viel Gefühl und Emotionen. Er schreibt in der Ich-Perspektive seines Protagonisten, Adam Chase, und vermittelt dem Leser dessen Ansichten und Erkenntnisse. So wie Adam nur langsam die Zusammenhänge begreift, sich ein Bild von den einzelnen Handelnden machen kann und Puzzleteil für Puzzleteil zusammensetzt, so ergeht es auch dem Leser. Der Autor schreibt in der Gegenwart und blickt durch die Augen seines Protagonisten in die Vergangenheit zurück, rückt die Geschehnisse von vor fünf Jahren wieder in das Blickfeld. Seine Erzählweise ist teilweise sehr romantisch, gerade auch, wenn es um die Farm geht, Adams Heimat, die er aufgegeben und zu der er wieder zurückgekehrt ist.

Manche Szenen sind dann aber schon sehr klischeehaft und ins Kitschige gehend. Da wird Adams Mutter geschildert, die unter den Steg des dunklen Flusses mit ihm untertaucht und dort den Zauber der realen Welt beschwört. Oder auch das Auftauchen eines weißen Hirsches, der für weit mehr steht als seine gewöhnliche Bedeutung, eine Verbindung zum Reich der Toten. Auch die Gefühlswelten der Einzelnen werden sehr stark betont und hier und da fehlt mir doch der nüchterne Blick auf die Realität, mehr Action und Fakten. Dennoch schafft es der Autor gerade mit dieser sehr emotionalen, bewegenden Atmosphäre, den Leser zu binden und weckt in ihm auch sehr viel Empathie für seine Figuren. Dabei ist die Geschichte insgesamt schon so spannend aufgebaut, dass man die Aufschlüsselung am Ende nicht erwartet hätte.


Figuren
Die Figuren sind allesamt detailliert und bildlich beschrieben, wirken aber teilweise auch sehr klischeehaft und überzeichnet. An erster Stelle steht der Protagonist, Adam Chase. Sein Schicksal berührt, man leidet mit ihm und hofft, dass es ihm gelingt, die Wahrheit zu finden. Er wirkt sehr sympathisch, sehr authentisch und bleibt sich immer treu. Dabei ist er nicht nachtragend, sucht weiter den Kontakt selbst zu den Leuten, die ihn am meisten enttäuscht haben. Andererseits ist er auch sehr impulsiv und geht der direkten Konfrontation nicht aus dem Wege, sucht sie sogar und ist sich für nichts zu schade.

Sein Vater Jakob Chase erscheint als gebrochener Mann. Er steht vor den Trümmern seiner Familie und ist sich am Ende auch nicht zu schade, vor seinem Sohn seine Fehlentscheidungen zuzugeben. Tragisch ist das Ende. Er muss mit ansehen, was er tatsächlich angerichtet hat und in welche Ausweglosigkeit das alles führt. Seine Mutter und deren Selbstmord, als er 10 Jahre alt war, überschattet sein Leben und das der Gesamtheit der Familie auch noch Jahre danach. Alles, was passiert scheint hier den Ausgang zu finden und auch das Ende findet hier seine Auflösung.

Detective Robin Alexander, Adams frühere Freundin und Geliebte, litt sehr an der Trennung von Adam, stürzte sich dann übereifrig in den Polizeidienst und scheint zunächst, nach Adams Rückkehr, dem Sheriff und ihrem Vorgesetzten, Detective Grantham, nur zuarbeiten zu wollen, wenn nötig auch mit unfairen Mitteln gegenüber Adam. Dann entscheidet sie sich aber für Adam, lässt sich vom Fall absetzen und steht ihm fortan zur Seite. Ihre wechselhafte Rolle ist für mich schwieriger nachzuvollziehen.

Die Stiefmutter Janice spielt tatsächlich größtenteils die Rolle der bösen Stiefmutter, sagt gegen ihren eigenen Stiefsohn vor Gericht aus und belastet ihn schwer. Sie steht auf der Seite ihrer beiden eigenen Kinder, den Zwillingen Jamie und Miriam und statt sich mit Adam auszusprechen, gibt sie ihm eine Ohrfeige und zeigt sich völlig uneinsichtig, kann aber auch nicht verhindern, dass ihre Kinder am Leben mehr oder weniger scheitern.

Schwierig wird es mit der Figur von Miriam. Einerseits erscheint sie sehr zerbrechlich, den Mord an ihrem Freund Gray Wilson vor fünf Jahren hat sie nicht überwunden, sie verletzt sich selbst. Dann geht sie eine neue Beziehung ein, verlobt sich, ohne wirkliche Gefühle. Nur schwer für mich nachvollziehbar ist ihre Rolle zum Ende hin, als sie vom Opfer zum Täter wird.  

Dolf Shephard und seine Tochter Grace spielen sehr berührende Rollen. Dolf steht für den unerschütterlichen Freund, der für Adams Vater alles tut, sogar einen Mord gesteht, den er nicht begangen hat, um ihn zu schützen. Grace erscheint als das zu beschützende Mädchen, mit einer besonderen, engen Verbindung zu Adam seit Kindertagen an.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich um eine Taschenbuchausgabe in handlicher Form. Das Cover zeigt einen angedeuteten Fluss, dem Titel entsprechend, umgeben von Bäumen und überstrahlt vom hellen Licht der Sonne. Die Kapitel sind recht kurz gehalten, inhaltlich stimmig und das Lesen in kürzeren Abschnitten ist dadurch gut möglich.


Fazit

John Harts Roman berührt. Er lenkt den Blick des Lesers auf die große, moralische Bedeutung zentraler Werte wie Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Familienzusammenhalt, Freundschaft, Liebe, wenn auch hier und da stark überzeichnet und klischeehaft. Wer so was mag, der ist hier wirklich gut bedient. Auch ist die Geschichte interessant und teilweise auch spannend und überraschend erzählt. Allerdings in den Bereich Kriminalroman oder sogar Thriller würde ich ihn nun nicht einordnen wollen.


3 Sterne


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