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Kategorie: Krimis

Schweizer Trommelfeuer gegen die "Sauschwobe"

Ein Bombenattentat beim Stimmen-Festival in Lörrach bringt Rainer Maria Schlaichers Leben mit einem Schlag durcheinander: Seine Freundin Martina wird dabei verletzt. Schlaicher setzt alles daran, die Drahtzieher ausfindig zu machen. Aber ob beim Raubzug in der Basler Oper oder mitten unter schottischen Dudelsackpfeifern und Schweizer Trommlern, die gar nicht gut auf die »Sauschwobe« zu sprechen sind – Kommissar Schlageter kommt Schlaicher bei seinen Recherchen ständig in die Quere. Nur ein resolutes Seniorenpärchen, das für Ärger im Altersheim sorgt, kann Schlaicher helfen, einem explosiven Geheimnis auf die Spur zu kommen. Ein Mann, ein Hund und zwei neugierige Senioren – Schlaichers nervenaufreibendster Fall.

 

 

 

Autor: Ralf H. Dorweiler
Verlag: Emons
Erschienen: 21.09.2010
ISBN: 9783897057593
Seitenzahl: 320 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Rainer Maria Schlaicher, Inhaber einer Sicherheitsfirma, der sein Geld mit Testdiebstählen verdient, begleitet seine Freundin Martina nicht ganz aus eigenen Stücken zu einem Liveauftritt ihrer Lieblingsband Drei-X-Beziehung auf dem Marktplatz von Lörrach und erlebt einen Anschlag mit, bei dem ein Modelhelikopter mitsamt einer Farbbombe in die Luft fliegt und Martina als auch einige weitere Zuschauer leicht verletzt werden. Parallel dazu erfährt man von der blinden Seniorin Hilde Wiesenkamp, die von Tochter und Schwiegersohn in ein Seniorenheim gebracht wird und dort nach kurzer Zeit den 81-jährigen Alfons Mezger kennenlernt. Sie blind und er taub, bilden sie bald ein etwas außergewöhnliches Pärchen, was sie aber nicht abhält, mit Alfons altem Käfer auszubüchsen. Als sie sehen, dass ihre Lieblingsschwester Sonja private Probleme mit ihrem Freund zu haben scheint, der sie schon mehrmals verprügelte, wollen sie ihr helfen. Sie machen sich mit dem alten Käfer auf den Weg zu deren Haus. In einem nahen Waldstück stoßen sie dann auch noch eher zufällig auf eine Leiche und erleben dann mit, wie der Freund Sonjas, Sigfried Kowalski, eine Gruppe Jugendlicher drillt und mit diesen Schießübungen mit einer echten Waffe im Garten durchführt. Hauptkommissar Schlageter von der Lörracher Kriminalpolizei gerät aufgrund unbeherrschter Äußerungen der Presse gegenüber selbst in Bedrängnis und bittet dann Schlaicher um Unterstützung bei den Ermittlungen im Falle des Anschlages. Bald darauf erfolgt Anschlag Nummer zwei und auch nach diesem droht neue Gefahr. Und das Seniorenpaar befindet sich plötzlich mitten im Geschehen …

 


Stil und Sprache                                                                                                                               
Ralf H. Dorweiler hat eine sehr einfache, dem Alltagsgeschehen angepasste Schreibweise. Öfter lässt er den badischen und auch Schweizer Dialekt durchblicken, was zwischendurch ganz witzig erscheint. Das Geschehen selbst ist aber leider wenig spannungsgeladen, auch stellenweise sehr vorhersehbar und trägt nicht wirklich bis zum Ende.

Der Autor arbeitet mit verschiedenen Handlungssträngen: Einmal die Vorgehensweise von Schleicher und dann der Polizei, auf der anderen Seite die Geschichte rund um das Seniorenpaar und zum dritten die Machenschaften des Sigfried Kowalski. Am Ende führt er alles zusammen. Dabei erscheinen manche Zusammenhänge einfach zu glatt. Anderes wirkt dann auch wieder konstruiert und wenig plausibel.

Gerade der letzte Teil der Geschichte hat mir nicht wirklich zugesagt, auch das Ende nicht. Die öfters eingebauten Anspielungen auf das ungleiche Paar – taub und blind – waren mir des Guten zu viel. 


Figuren

Die Figuren werden dem Leser deutlich, teilweise aber auch sehr stereotyp und wenig aufregend herübergebracht. Das Seniorenpaar weckt beim Leser Sympathie und auch Mitgefühl. Allerdings wird deren Blindheit und Taubheit meiner Meinung nach viel zu sehr in den Mittelpunkt gestellt und auch die Geschichte darum aufgebaut. So erfährt man nur wenig über die wirklichen Gefühle der beiden, auch nur am Rande über ihr bisheriges Leben. Hier hätte ich mir wirklich etwas mehr Tiefe gewünscht.

Rainer Maria Schlaicher mit seinem Hund Dr. Watson, der ja auch das Cover des Buches ziert, wird dem Leser ganz nett nahegebracht. Er gibt sich Mühe bei seiner Arbeit als Testdieb und wirkt insgesamt ganz ausgeglichen und auch sympathisch im Umgang mit seiner Freundin. Als er dann die Sängerin von Martinas Lieblingsband kennenlernt, sich in diese verliebt und sie in aller Öffentlichkeit auch noch küsst, dann aber bei Martina bleiben will und diese ihn dann aber doch verlässt, da leidet man dann doch auch ein wenig mit ihm. Die Problematik mit seinem Sohn Lars, an den er kaum herankommt und für den er sich dann auch einsetzt, ist zunächst ganz interessant und gibt dem Buch auch nochmals einen kurzen Schwung, bleibt dann aber doch wieder zu sehr im Alltäglichen.

Witzig erscheint der Nachbar Schlaichers, Erwin Trefzer. Neben seinem starken Dialekt, wirkt er auch etwas tollpatschig und zeichnet sich durch einen ausgeprägten Geschäftssinn aus, was den Verkauf von Dingen angeht, die eigentlich niemand wirklich braucht und will.

Sigfried Kowalski, der Freund Sonjas, der orientierungssuchende Jugendliche um sich schart und deren Naivität und Wunsch nach Zugehörigkeit ausnutzt und sie mit rechtem Gedankengut füllt, dabei aggressiv und wenig sozial erscheint und sie für seine Zwecke missbraucht, wirkt schon sehr negativ und abstoßend, wenn auch in seiner Rolle vorhersehbar. Am Ende wird er Opfer von seinen noch skrupelloseren Mittätern.
 

Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt als Cover Schleichers Basset, Dr. Watson, der über drei Affen throhnt, wobei der linke laut schreit, der mittlere sich die Ohren zu hält und der rechte die Augen. Der Titel „Sauschwobe!“, in orangefarbenen Buchstaben herausgestellt, passt ganz gut zu diesem badischen Krimi. Die Kapitel sind passend zu den verschiedenen Handlungssträngen unterteilt.


Fazit
Wie von einem badischen Krimi erwartet, ist die Beschreibung der regionalen Eigenheiten und Besonderheiten der „Sauschwoben“ und auch der besondere Flair der Schweiz und ihrer Bewohner meiner Meinung nach recht gut gelungen. Was aber den Inhalt und die Geschichte an sich betrifft, muss ich leider sagen, dass diese mich nicht überzeugt hat. Es ist sicherlich ein Buch, das man lesen kann und einen streckenweise auch gut unterhält, daher kann ich drei Sterne vergeben.
 

 

3 Sterne


Hinweise
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