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Die Gärtner sind alle Verbrecher – das muss Wladimir Kaminer schon bald erkennen. Der Neuankömmling in der Berliner Kleingartenkolonie „Glückliche Hütten“ hat nämlich innerhalb kürzester Zeit gegen fast alle Vorschriften des Bundeskleingartengesetzes verstoßen. Aber das hält ihn nicht davon ab, sich mit Leib und Seele in das abenteuerliche Leben als Schrebergärtner zu stürzen. Und so hält er in diesem hinreißend komischen Buch ein Gartenjahr der etwas anderen Art fest, mit Rhabarberernte, Schurkenparzellen, einem flugunfähigen Kanarienvogel, und vielen interessanten Nachbarn ...

 

 

Autor: Wladimir Kaminer
Verlag: Goldmann
Erschienen: 7. September 2009
ISBN:  978-3-442-54270-3
Seitenzahl: 224 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die Erinnerung von Frau Kaminer an den Garten ihrer Oma bringt die Familie dazu, sich einen Schrebergarten zuzulegen. Kaminer beginnt durch diese Tat angeregt über die Natur und den Sinn des Lebens nachzudenken. Nebenbei möchte er einen Schrebergarten-Roman verfassen. Der Mikrokosmos Gartenkolonie reicht allerdings nur für 3/5 der "vorgeschriebenen" Seiten, um die restlichen zu füllen fährt er zwei mal in Urlaub und reichert so manche Beschreibung der Gartenidylle mit Erinnerungen aus seiner russischen Kindheit an.


Stil und Sprache
Der Ich-Erzähler Kaminer schreibt eindeutig satirisch, ohne allerdings mit dem Holzhammer dreinzuschlagen. Nicht alles ist immer nur lustig, manches doppelbödig bis böse, in der Regel allerdings doch eher harmlos. Die Übertreibungen halten sich in Grenzen und er vertraut auf die Intelligenz des Lesers und unterlässt es löblicherweise auf die Pointen hinzuweisen. Das eine oder andere Fremdwort schleicht sich zwar ein, stört aber nicht den Lesefluss. Ebensowenig bereiten seine philosophischen Gedankengänge Schwierigkeiten. Man kann ihnen mühelos folgen. Überhaupt lässt sich das Buch gut lesen, den Leser manchmal schmunzeln oder breit grinsen.
Das große "Aber" kann ich ihm jedoch nicht ersparen. Der Titel ist eigentlich irreführend, denn selbst wenn er das Leben im Schrebergarten beschreibt - was ihm übrigens sehr teffend gelingt (das meiste ist nicht übertrieben, auch wenn es so scheint) -, prangert er die aktuellen Zuständen (2006) in Russland an. Seine Reise in den Kaukasus zur Familie seiner Frau ist ein Buch im Buch. Kein eigentlicher Fremdkörper, aber dennoch nicht wirklich zum Thema passend; eher der Deckmantel für seine Kritik an den sozialen und politischen Verhältnissen Russlands. Danach fällt dem Autor auch nicht mehr soviel zum Leben in der Gartenkolonie ein. Bevor man aber gelangweilt das Buch zur Seite legt, findet er wieder zu alter Form zurück und schließt mit der Schilderung der Ereignisse der alljährlichen Vollversammlung ab. Übrig bleibt die Erkenntniss, dass Schrebergärtner auch nur Menschen sind und keine Aliens.


Figuren
Ausgefeilte Figuren sucht man vergebens, in einer Satire sind diese ja auch nicht wirklich erwünscht. Es gelingt ihm aber trotzdem, seinen Stereotypen so etwas wie eine Persönlichkeit zu verleihen. Vielleicht hätte er sich da doch etwas mehr Mühe geben und ein wenig mehr in die Tiefe gehen sollen. Geschadet hätte dies sicherlich nicht. Auch der Erzähler selbst bleibt relativ blass, trotz Kindheitserinnerungen und philosophischer Gedankengänge, in denen er dem Leser z.B. ausführlich erklärt weshalb er, sollte er wiedergeboren werden, gerne eine Hummel wäre.


Aufmachung des Buches
Der Name des Autors ist auf dem Cover des Taschenbuchs nicht zu übersehen, ebensowenig die grüne Farbe im unteren Bereich, die in starkem Kontrast zum Weiß der anderen Hälfte des Covers steht. Abgemildert wird das Ganze durch die Zeichnung eines Lesenden im Liegestuhl unter Apfel- Bäumen, die im Roman eine gewisse Rolle spielen.
Jedes Kapitel wird durch eine meistens gelungene Karikatur eingeleitet, die den Inhalt zusammenfasst. Die Schrift ist angenehm groß, lässt aber den Gedanken aufkommen, es gäbe nicht genug "Stoff" um mindestens 200 Seiten zu füllen.


Fazit
Kaminer gelingt kein großer Wurf, aber ein anständiges Buch. Die Macken seiner Gartennachbarn und das Leben seiner Verwandten in Russland beschreibt er ohne sie vorzuführen, eine eher seltene Gabe. Schade, dass er sich nicht auf das Leben im Schrebergarten beschränkt hat, sein Buch wäre "runder" gewesen. Als Schmunzeleinlage an trüben Tagen ganz gut geeignet.

3 Sterne


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