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KRIEG UND FRIEDEN AUF HOHER SEE

Es ist die Mission seines Lebens: Der junge Offizier Isaac Morrison soll den Prinzen des Königreichs Érole zur Insel Ebla begleiten und für dessen Sicherheit sorgen. Unterstützt wird er dabei von Kommandant Raidon Haynsworth. Doch schnell zweifelt Issac an der Vertrauenswürdigkeit Raidons, hält ihn für unberechenbar, ja sogar für unheimlich. Wird er recht behalten? Erschwerend kommt hinzu, dass Raidon ein ganz besonderes Interesse an Isaac zu haben scheint …

Unberechenbare Gefühle und wogende Wellen

 

Guns_and_Swords_01 

Autor: Nina Nowacki
Illustration: Nina Nowacki
Verlag: Knaur TB - Comicstars
Erschienen: Januar 2011
ISBN: 978-3-426-53004-7
Seitenzahl: 192 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Die Handlung im Auftaktband beginnt zwar vielversprechend, aber insgesamt noch sehr verhalten. Der Plot ist ein Mix aus Fantasy, Abenteuer und Liebesgeschichte. Ähnlich der Kolonialisierungspolitik Großbritanniens im 18. und 19. Jahrhundert, ist auch hier eine technisch fortgeschrittene Großmacht (Érole) darauf aus, kleine Länder mit reichen Rohstoffressourcen in ihr Königreich einzuverleiben, in diesem Fall die Insel Ebla. Während man sich in Band 1 noch auf der Reise dorthin befindet, wird die Schiffsbesatzung aus Érole bei einem kurzen Zwischenstopp zur Proviantaufnahme von aufständischen Rebellen und Ebla-Sympathisanten mit Gewehren und Schwertern empfangen. Ein blutiger Kampf beginnt … 
Auch bezüglich der Boyslove-Geschichte gibt es noch nicht viel zu berichten. Der junge ehrgeizige Lieutenant Isaac Morrison buhlt um die Liebe und Anerkennung seines Vaters, dem allseits hochgeachteten General Horatio Morrison, die der ihm aber verwehrt. Und so erliegt er der dunklen Faszination von Schiffskapitän Raidon Haynsworth, der ihm Anerkennung und Ruhm verspricht, wenn er im Gegenzug von Isaac Loyalität und totale Unterwürfigkeit erhält. Haynsworth scheint übrigens nicht so ganz menschlich zu sein, denn dubiose, nicht erklärbare Phänomene gehen vor sich …


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Aufgrund der mangauntypischen Zeichnungen, die mehr einer Graphic Novel in Schwarz-Weiß ähneln, tue ich mich etwas schwer, hier überhaupt von einem Manga zu sprechen, doch da die Leserichtung japanisch, also von rechts nach links und das Boyslove-Genre unverkennbar dem Japanischen entlehnt ist, bleibe ich dabei. Durch das Großformat wirken die einzelnen Panels sehr großflächig, in Manga-Maßstäben schon riesig. Diese Großzügigkeit ist geradezu eine Einladung für schön ausgearbeitete Hintergründe, die hier endlich mal gut zur Geltung kämen, doch dem ist in Guns and Swords leider nicht immer so. Es sind zwar Hintergründe vorhanden, allerdings wurden diese sehr einfach (bei Gebäuden, Innenräumen) oder nur als skizzierte leere Hüllen ohne Substanz (Menschen) wiedergegeben. Generell fehlt es den Darstellungen im Hintergrund an Tiefe und Plastizität.

In den Nahaufnahmen schneiden die Zeichnungen schon wesentlich besser ab. Die Gesichter mit allesamt sehr feinen Zügen weisen sogar überwiegend ein hohes Niveau auf. Bei Prinz Tristian und Isaac Morrison – beide sensible, jungenhafte Typen – fand ich die feinen, kaum ausgeprägten Gesichtszüge passend, beim undurchsichtigen, schneidigen Raidon Haynsworth hätte ich mir mehr Ecken und Kanten gewünscht. Positiv sei noch angeführt, dass sich sämtliche Protagonisten in ihrem Äußeren gut unterscheiden, was in der Mangabranche keine Selbstverständlichkeit ist. Die Kleidung wurde an die des 19. Jahrhunderts angelehnt, in den Feinheiten weicht sie aber ab und unterstreicht damit den Fantasy-Einschlag. Auch hier wieder vermisste ich die Detailfreude. Gerade der Uniformstil bietet mit seinen Knöpfen, Kordeln, Schnallen etc. so viele Möglichkeiten…

Was den Manga so untypisch macht, ist das gänzliche Fehlen der in Mangas allgegenwärtigen Chibi- und/oder SD-Darstellungen, ja überhaupt die gesamte Palette branchenüblicher Ausdrucksformen für die Mimik vermisste ich. Deshalb tat ich mich nicht selten schwer mit dem Ablesen von Gefühlslagen. Allein durch die Augen schafft es die Zeichnerin leider nicht durchgehend, ihre Absichten kundzutun. Genauso wenig darf man blumige Ausschmückungen bei den gefühlsbetonten Szenen erwarten, die ich persönlich wiederum gar nicht vermisste, weil mir generell in diesen Situationen reale oder schlichte Hintergründe lieber sind.
Wenn ich schon bei den Gefühlen bin, werde ich gleich mit dem Thema Erotik weitermachen. Die Überleitung zum Sex passiert auch in Guns and Swords – wie so oft – viel zu schnell. Isaac wird anfangs mit einer Frau im Bett gezeigt, somit geht man bei ihm von einer heterosexuellen Gesinnung aus. Als Raidon erste, ziemlich eindeutige Annäherungsversuche bei Isaac startet, verhält sich der emotional recht gleichgültig, was schon mal nicht glaubwürdig rüberkommt. Und als Isaac im nächsten Schritt Raidon dann bedenkenlos (oder naiv?) gelobt sich zu unterwerfen, obwohl ihm klar sein muss, was der darunter versteht, da konnte ich nur noch den Kopf schütteln. Ausgeweitete Sexszenen gibt es in Band 1 keine. Es bleibt bei Andeutungen und zwei ästhetisch schön gezeichneter Nacktaufnahmen. Diese subtile Vorgehensweise gefiel mir wiederum sehr gut.

Die Textdarstellungen gewinnen enorm durch das große Format. Alle Textpassagen lassen sich mühelos und somit flüssig lesen. Das Schriftbild in den Sprechblasen ist in Groß- und Kleinschrift, ebenso die Gedanken außerhalb, direkt in den Zeichnungen. Erzähltext gibt es keinen und Soundwords so wenige, dass sie kaum ins Auge fallen.


Aufmachung des Manga
Der Manga ist als großformatiges (21 x 14,8 cm) Taschenbuch verlegt. Als besonderen Bonus erwarten den Leser gleich hinter dem Umschlagdeckel 8 glänzende Farbseiten. In typischer Mangamanier hat jedes der sechs Kapitel ein schön illustriertes Deckblatt, ein Extrakapitel, wie man es von japanischen Mangas kennt, ist jedoch nicht enthalten. Der Anhang – komplett als kolorierte Glanzseiten – besteht aus einem Kurzporträt der jungen deutschen Zeichnerin Nina Nowacki (Jahrgang 1987), zwei Fanartseiten, einer Skizzenseite sowie abschließend dem Nachwort der Autorin.

Wunderschön und atmosphärisch – das sind die Schlagworte, um die Coverillustration zu umschreiben. Ihr sieht man vorhandene Zeichenschwächen der jungen Künstlerin überhaupt nicht an. Sie zeigt Issac Morrison in roter Militäruniformjacke mit coolem Blick, einen Revolver hochhaltend. Die Buchrückseite ist braun marmoriert, die Inhaltsangabe in roter und weißer Schrift hebt sich davon gut ab.


Fazit
Die Story mit Fantasy-Abenteuer-Hintergrund beginnt verhalten, dafür vielversprechend. Hier bleibt abzuwarten, wie es weitergeht. Die eher untypische, gewöhnungsbedürftige Optik weist sowohl Stärken als auch Schwächen auf. Da ich der jungen deutschen Künstlerin (Jahrgang 1987), deren erstes größeres Werk Guns and Swords darstellt, enormes Entwicklungspotential zutraue, verdient sie unbedingt die Chance zum Weiterlesen, was ich in jedem Fall tun werde.


2 5 Sterne


Hinweise
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Buchtrailer:

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