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Kategorie: Krimis

Hart. Brutal. Real. Einer der besten Thriller aller Zeiten.

Mit vollem Risiko ist der US-Drogenfahnder Art Keller in die Strukturen der mexikanischen Drogenmafia eingedrungen - mit so viel Erfolg, dass die Drogendepots reihenweise auffliegen und die Kartellbosse die Jagd auf ihn eröffnen.

 

 

Originaltitel: The power of the dog
Autor: Don Winslow
Übersetzer: Chris Hirte
Verlag: Suhrkamp
Erschienen: 20.09.2010
ISBN: 9783518462003
Seitenzahl: 689 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
30 Jahre Drogenkrieg. Arthur Keller, Vietnamveteran, CIA-Agent, dann Mitglied der DEA, der neu gegründeten US-Drogenbekämpfungsbehörde, beginnt im Jahre 1975 mit der Operation Condor, dem Kampf gegen die Drogenmafia Mexikos. Es gelingt ihm, Don Pedro Aviles, den Drogenboss von Sinaloa, „el patron“, zur Strecke zu bringen. Dabei erkennt er aber zu spät, dass er zum Werkzeug in einem Bandenkrieg wurde und kann nicht verhindern, dass sein Kollege Ernie Hidalgo, zu Tode gefoltert wird. Ein unglaublicher Rachefeldzug gegen die Drogenkartelle beginnt. Durch die Operation Condor werden größtenteils die Drogen-Anbaugebiete in Mexiko zerstört, sodass sich der neue Boss, Don Miguel Angel Barrera, nicht mehr auf den Drogenanbau, sondern auf den Transport der Drogen aus Kolumbien über Honduras und Mexiko an die Grenzen der USA spezialisiert, das sogenannte mexikanische Trampolin. Keller unternimmt alles, um dieses zu zerstören.

„Tage der Toten“ ist ein Buch, das beginnend mit den ersten Seiten den Leser von einem Mordszenario ins nächste führt. Auf brutalste Art und Weise werden die regelrechten Hinrichtungen der Gegner beschrieben. Langsam erkennt der Leser die Zusammenhänge, die Verstrickungen und Korruption, die versteckten Interessen der Machthaber. Ein Drogenkampf, der auch am Ende des Buches noch lange nicht ausgestanden ist.


Stil und Sprache

Don Winslow schont in diesem Buch niemanden. Schon im Prolog finden 19 Menschen den Tod, verstümmelt, gefoltert, eine gesamte Familie, auch die Frauen und Kinder. Und das ist erst der Anfang. Die Toten in diesem Buch sind wirklich nicht zu zählen, der Titel kommt voll zum Tragen. Brutal und präzise wird jede noch so unglaubliche und widerwärtige Vorgehensweise der Drogenbosse und ihrer Handlanger beschrieben. Es gibt in diesem Buch kein gut oder böse, schwarz oder weiß. Hier scheint jede Seite, ob Drogenkartell oder Polizei, Kirche oder Staat, ähnlich korrupt und ohne Gewissen vorzugehen.

Don Winslow hat eine klare, bis ins kleinste Detail gehende, unglaublich schockierende Erzählweise. Die Szenen sind so überdeutlich und einprägend, dass sie einen nicht mehr so leicht loslassen. Vor allem die Folterszenen, die brutalen Entführungen, das Morden von Angehörigen Abtrünniger, deren Frauen und kleinen Kinder, aber auch die Behandlung ihrer Frauen, die sexuellen Übergriffe, werden immer und immer wieder im Detail und auf schonungsloseste Weise beschrieben. Der Leser erschauert, ist schockiert, aber dennoch gelingt es dem Autor, ihn so in der Geschichte zu fangen, ihn so zu fesseln, dass er das Buch dann doch nicht beiseite legen kann, weiterliest und erneut im nächsten Grauen steht. Dabei ist die übermittelte Hintergrundgeschichte der Drogenmafia und der politischen Verstrickungen vor allem auch der USA recht komplex. In mehreren, parallel laufenden Handlungssträngen baut der Autor ein sehr ausführliches, auch historisch belegtes Szenario der Situation in Mexiko und den angrenzenden Ländern auf. Nach und nach erschließt sich dem Leser ein Gesamtbild. Man kämpft sich durch 30 Jahre Brutalität und Kampf, erlebt, wie sich die einzelnen Charaktere verändern. Actiongeladen und mit rasantem Tempo führt der Autor von Szene zu Szene mit geichbleibend hoher Spannung. Wirklich schockierend ist hier die Aussage des Autors, dass die geschilderten Umstände und Vorgehensweisen tatsächlich auch der Realität entsprechen, so im realen Leben stattgefunden haben und nach wie vor stattfinden. Da bleibt am Ende eine gewisse Ratlosigkeit.


Figuren
Don Winslow schafft es, seine Figuren, auch wenn sie teilweise auf einer Seite erschaffen werden und auf der nächsten Seite bereits den Tod finden, dem Leser sehr nahe zu bringen, man fühlt mit ihnen und ahnt deren Schicksal.

Sein Protagonist, Arthur – Art – Keller hat ein vielseitiges Gesicht. Einerseits im Auftrag der Regierung handelnd, zieht er doch von Anfang an sein eigenes Ding durch, streng seiner Maxime YOYO: you are on your own: Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner. Als Sohn eines amerikanischen Vaters und einer mexikanischen Mutter wächst er in San Diego auf und kämpft sich nach oben, beweist sich im Vietnamkrieg und gelangt über die CIA zur neu gegründeten DEA, wird nach Mexiko versetzt und beginnt den Kampf gegen die Drogenkartelle, wobei es immer mehr zu seinem individuellen Kampf gegen die Drogenbosse wird, sein Rachefeldzug. Er erscheint als ein kaltblütiger, immer funktionierender Killer, ohne Skrupel, aber dann auch wieder sehr mitfühlend. Am Ende erkennt er, wie aussichtslos sein Kampf war, dass Neue nachrücken und die Drogenmaschinerie besser läuft als je zuvor.

Die Brüder Adan und Raul Barrera, die das Drogengeschäft an sich reißen und über Ländergrenzen hinweg den Transport in die USA organisieren, sind die Hauptgegner Kellers und werden fast über 30 Jahre von ihm gejagt. Am Ende scheitern sie, weniger an der Stärke ihrer Gegner, als vielmehr an ihren eigenen Abgründen. Vor allem Adan weckt bei dem Leser sehr zwiespältige Gefühle. Unzählig sind seine Opfer im Kampf um seine Drogenvorherrschaft. Kaltblütig hält er die Zügel in Händen und muss am Ende selbst erfahren, wie es ist, wenn die, die ihm am meisten bedeuten, ihn fallenlassen und verraten.


Aufmachung des Buches
Das Cover zeigt eine Kulisse im Nebel, nur Umrisse erkennbar, Palmen, in blutrote Farbe getränkt. Das fast 700 Seiten starke Taschenbuch ist in fünf Teile, 15 Unterkapitel, Prolog und Epilog unterteilt. Jedes Kapitel hat einen prägnanten Titel, beginnt mit einem Zitat aus unterschiedlichen, teilweise recht bekannten Werken und Ort und Jahr des Geschehens. Allein dese Überschriften und Zitate lassen den Leser nichts Gutes ahnen.


Fazit

Ich habe selten ein Buch gelesen, das so schockierend und brutal und auf der anderen Seite wiederum so fesselnd ist. Kann man ein Buch empfehlen, das von einer Gewaltszene in die nächste springt, schonungslos? Ich denke ja, denn es ist nicht gewaltverherrlichend, es schockiert vielmehr und stellt den Leser vor die Abgründe des menschlichen Seins. Hier muss jeder selbst entscheiden, ob er sich dies antun und ertragen kann und will.


4 Sterne


Hinweise

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