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Kategorie: Klassiker

Roland reitet wieder!

Nach seinen Abenteuern in der ungarischen Puszta fällt Roland in der Gunst des Königs und verliert sein Lehen Rotteck. In seiner Ehre verletzt stürzt sich der waghalsige Ritter in weitere Abenteuer. Er verteidigt einen schiffbrüchigen Wikinger gegen einen übermächtigen Feind. In Irland gerät er zwischen die Fronten eines Befreiungskriegs der Iren gegen die Besatzungsarmee der Nordmänner. Und wieder zurück am Hofe seines Fürsten muss Roland wider seinen Willen ein Komplott gegen Artus aufklären, dem auch seine geliebte Gwendoline zum Opfer zu fallen droht.

In jedem Band der Gesamtausgabe werden drei albenlange Geschichten zusammengefasst - neu übersetzt und um redaktionelle Inhalte ergänzt. Der zweite Band enthält die Geschichten "Das Nebelhorn", "Die Heilige Harfe" und "Das Geheimnis des König Artus".

Der perfekte Lesestoff zum in den letzten Jahren neu erwachten Interesse am Mittelalter!

 

Roland_Ritter_Ungestuem_02 

Originaltitel: Chevalier Ardent, Intégrale 2
Autor: Francois Craenhals
Übersetzer: Kai Wilksen und Uli Pröfrock
Illustration: Francois Craenhals
Verlag: Cross Cult
Erschienen: August 2010
ISBN: 978-3-941248-72-4
Seitenzahl: 157 Seiten
Altersgruppe: ab 12 Jahren (Empfehlung der Rezensentin)

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Wie die Inhaltsangabe bereits besagt, enthält der Band drei Geschichten, die aufeinander folgen:

"Das Nebelhorn": Roland rettet einen Wikinger, der unter dem Bann einer heidnischen Hexe steht, die ihn durch ein Nebelhorn kontrolliert.

"Die Heilige Harfe": Roland reist mit seinem neu gefundenen Freund, dem Wikinger, in dessen Heimat, wo er zwischen die Fronten in einem Krieg der Wikinger gegen die Iren gerät.

"Das Geheimnis des König Artus": Bei seiner Rückkehr muss Roland feststellen, dass am Hof König Artus' eine falsche Gwendoline die Tochter von Artus spielt. Dieses Komplott gilt es zu vereiteln.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Wer sich auf ähnliche Zeichnungen wie die Foster's in seinem "Prinz Eisenherz" oder "Dietrich von Bern" einstellt, wird hier erstmal enttäuscht, denn das Format ist mehr einem "richtigen" Comic angeglichen samt Sprechblasen und kleinen Panels, als die erwähnten Mammutwerke. Allerdings verbirgt sich hinter der scheinbaren Einfachheit der farbigen Bilder eine sehr ausgefeilte Darstellungsweise. Die Figuren sind anhand ihrer einzigartigen Frisuren und Kleidungen stets einfach voneinander zu unterscheiden. Rolands dunkle Haarmähne wird von hellen Strähnen durchzogen, Gwendoline sticht aus jeder Menschenansammlung hervor dank ihrer blonden langen Zöpfe. Sehr schick sind die gesamten Ritter, dabei besonders der Wikinger Hröd aus dem zweiten Band. Wer König Artus von Eisenherz her kennt, darf sich auf einen ähnlich aussehenden König freuen - die langen weißen Haare und der Bart sind auf jeden Fall vorhanden - nur der Charakter ist ein wenig anders, denn Artus geht gegenüber Roland oft sehr tyrannisch vor.

Überhaupt ist bei "Ritter Ungestüm" der Name Programm. Roland verhält sich oft so aufbrausend, dass er ganze Zimmereinrichtungen verwüstet oder unbedacht aus dem Raum stürmt, weil er sich gekränkt fühlt. Dadurch wird natürlich die Geschichte vorangetrieben, aber mitunter liegt er mit seinen Verdächtigungen auch richtig. Seine Freunde kennen sein feuriges Temperament bereits und haben sich darauf eingestellt. Gwendoline folgt Roland, wohin er geht, was für eine Königstochter sehr untypisch ist, aber im Zug der Geschichte passt.

Die Hintergründe werden nur selten einfarbig gestaltet. Den Farben und den Einzelheiten verdankt der Comicband sehr viel seines Charmes. Schon auf Seite 13, kurz in der ersten Geschichte, gibt es ein sehr stimmungsvolles Bild des Strandes, an den sich Roland zurückgezogen hat, um zu schmollen, und wo er später den Wikinger rettet. Es gibt leider nicht sehr viele größere Landschaftsbilder, obwohl Craenhals auch dafür ein Händchen hat. Dafür erhält jedes Panel einen passenden Hintergrund. Die Farbgebung ist durchweg gleich gestaltet, so dass keine Unebenheiten ins Auge stechen oder vom Lesegenuss abhalten.

Geht die Geschichte in die Bereiche des Glaubens (der Konflikt zwischen Christentum und heidnischer Religionen) oder eines kurz vor der Ohnmacht stehenden Charakters, werden die Zeichnungen sehr künstlerisch und fast modern durch verwobene Formen und knallige Farben, die mitunter wie ein Drogenrausch wirken.

Die Sprechblasen sind stets eindeutig zuordbar, und die Geschichte wird von einem allwissenden Erzähler berichtet, der im ersten Panel auch stets kurz von den bisher erlebten Abenteuern Rolands berichtet, so dass der Leser guten Anschluss findet. Typisch für ein Comic gibt es auch Schwunglinien, die die Bewegungen von Schwertern, umfallenden Dingen und herabschießenden Pfeilen unterstreichen.

Die Panels sind einfach zu verfolgen, da sie in der gewohnten Reihenfolge angeordnet sind - gibt es größerformatige Bilder, findet sich in ihnen meist ein kleiner Hinweispfeil für die weitere Leserichtung.

Die jeweiligen Geschichten werden durch eine im Pergamentstil gehaltene Seite eingeleitet, auf der sich ein Bild aus der Geschichte und der Titel befindet. Im Anhang an das Comic gibt es den ersten Teil der Biographie des Zeichners von den Jahren 1926 bis 1955 über die Anfänge und das Magazin Tintin, die viele Kostproben seines Könnens enthält. U.a. gibt es einige für uns Deutsche sehr unterhaltsame Bilder wie z.B. eine Adaption von Heidi, die im Magazin Tintin gebracht wurde und von Craenhals illustriert wurde. Bei der Durchsicht seiner früheren Arbeiten wird Kennern auffallen, dass einige Panels seines "Le Domaine de Druka" von 1948 (S. 146) eins zu eins von Zeichnungen Hal Fosters (Prinz Eisenherz) abgezeichnet wurden. Wer vergleichen will, sollte sich auf die Seiten 46/47 der Bocola-Gesamtausgabe Jahrgang 1937/1938 (Band 01) stürzen, bei denen Eisenherz im Auftrag von Maid Ilene deren Burg aus den Klauen eines Unholds befreien soll.

Als besonderes Extra gibt es dann noch alle drei Originaltitelbilder aus den Originalausgaben von Carlsen aus den 70er Jahren.


Aufmachung des Comics
Das Din A 4-große Hardcovercomic ist eine wahre Augenweide: Das Cover zeigt Roland, wie er die Harfe aus dem zweiten Band über den Kopf streckt. Der Titel wurde in einer schönen mittelalterlich wirkenden Schrift angebracht und links auf einem grauen Streifen die Bandnummer und die enthaltenen Titel gelistet.Der Buchrücken zeigt Roland mit gezogenem Schwert auf einem Pferd - passend zur Überschrift. Stellt man die Bücher nebeneinander ins Regal, so ergibt sich ein Bild von Roland mit gezogenem Schwert und wallendem roten Mantel. Eine kurze Anmerkung noch: Obwohl das Comic gebunden ist, ist es erstaunlich leicht zu halten, wodurch dem Leser ungetrübter Lesegenuss bevorsteht, ohne dass er sich Sorgen um einschlafende Hände machen muss.


Fazit
Der ungestüme Roland begibt sich wieder auf Abenteuer-Suche - zur Freude von Fans und Neueinsteigern. Wer mittelalterliche Geschichten mit schönen Zeichnungen mag, sollte hier zugreifen, denn Cross Cult hat den Ritter-Comic wieder salonfähig gemacht.


5 Sterne


Hinweise
Diesen Comic kaufen bei: amazon.de

Backlist:
- Band 1