John Cullen Murphy war der auserkorene Nachfolger des genialen Hal Foster. Bis März 2004 (Seite 3501) führte er die Serie fort.
1971, das Jahr, in dem letzte vollständig von Foster angefertigte Seite erschien, war nicht der Schlusspunkt der Beziehung zwischen Foster und seinem Prinzen.
Noch bis Anfang 1980, er war jetzt stolze 87 Jahre alt, schrieb er die Story, überwachte die Farbgebung und fertigte Vorzeichnungen an.
Diesen Zeitraum, die "Foster & Murphy Jahre", veröffentlicht der Bocola Verlag nun auch digital überarbeitet. Nicht zuletzt hat uns der Wunsch zahlreicher Fans nach einer Fortsetzung dazu bewogen, den Abenteuern des Prinzen aus Thule noch ein wenig länger zu folgen. Diese fünfbändige Reihe wird im Umfang und in der Ausstattung unserer Prinz Eisenherz Hal Foster-Gesamtausgabe sehr ähnlich sein.
Originaltitel: Prince Valiant |
Die Grundidee der Handlung
Königin Aleta, die Zwillinge und der kleine Galahad sind mit Gundar Harls Schiff unterwegs. Währenddessen reisen Prinz Eisenherz, sein Sohn Arn und ihr Freund Zirara per Pferd und begegnen immer wieder wandernden Stämmen, die am Ende des 5. Jahrhunderts auf der Suche nach einer neuen Heimat sind. Um einer Gruppe Goten zu entgehen suchen sie Unterschlupf in der Burg von Sieur Delauncy, die kurz darauf angegriffen und erfolgreich verteidigt wird. Auf ihrer Reise begegnen sie religiösen Fanatikern, einstürzenden Städten und Wasserknappheit, bis es ihnen gelingt, ein Schiff zu den Nebelinseln, Aletas Herrschaftsgebiet, zu nehmen. Inzwischen hat Aleta mit den restlichen Kinden diese bereits erreicht. Ortho, der Regent von Kos, freundet sich mit ihr an, verfolgt dabei jedoch eigene Ziele.
Kaum ist dieses Abenteuer überstanden, stürzen sich die Zwillinge Karen und Valeta in ein eigenes, denn sie ziehen einen Flüchtling an Land, der vor einer ungeliebten Ehe davonlaufen will. Und Prinz Arn freundet sich mit Prinz Gian von Dondaris an, der bald heimkehren muss, denn er muss den Thron nach dem Tod seines Vaters übernehmen. Neugierig begleitet ihn Arn und erlebt vor Ort, wie sich das bisher unterdrückte Volk auflehnt. Nun liegt es an ihm, seinen Freund zu unterstützen.
Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Wie bei Bocola üblich beginnt der Band mit einer großen Anzahl von Zusatzinformationen, die den geneigten Leser sofort wieder in die Hintergrundgeschichte ziehen, denn die Zeit, in der Foster seine Arbeit an Murphy abgab, ist eine besonders spannende. Das Vorwort beinhaltet einen Überblick über Fosters Leben, bei dem faszinierende Einzelheiten zum Vorschein kommen (u.a. hat er für MGM gearbeitet und sogar für MAD). Viele Beispielseiten und Fotos lockern den Text zusätzlich auf.
Darauf folgt ein Interview mit Murphy, das vom Übersetzer Wolfgang Fuchs vorgenommen wurde, als sie sich 1980 in München trafen. Dabei wird Murphys wunderbarer Humor klar, wenn er z.B. feststellt, dass "Pferde nunmal ansprechender aussehen als etwa ein Auto" (S. 19), womit er die Faszination der Menschen für das Mittelalter mit einem Augenzwinkern versucht zu erklären. Anschließend werden auf vier Seiten Vorzeichnungen von Foster gezeigt, die direkt verglichen werden können mit den Ausarbeitungen durch Murphy. Selbst bei diesen Vorzeichnungen von Foster fällt seine Detailgenauigkeit auf. Auch bei den Reinzeichnungen Murphys dann, die er ein wenig abgeändert hat, zeigen die Bilder viele Informationen.
Nun beginnt die eigentliche Geschichte. Diese startet mit der ersten Seite, bei der Murphy die Tuschezeichnung komplett übernommen hatte. Die Übergabe erfolgte allerdings schleichend, denn Foster zeichnete immer noch die Panels vor und legte die Geschichte fest, der er immer noch als Autor verhaftet war.
Sehr beeindruckend sind vor allem die großformatigen Bilder wie auf S. 30, auf der wandernde Goten dargestellt werden, die mit Kindern und Frauen auf einem Ochsenkarren durch die Berge reisen. Die Rüstungen der Männer, das Geschirr der Ochsen - alles wurde genauestens recherchiert und dargestellt. Auf Seite 47 beeindruckt das Bild einer in sich zusammenbrechenden Stadt, die einem Erdbeben zum Opfer fällt. Auch der Wechsel zwischen der reichen Welt der Nebelinseln und der kargen Wüstenlandschaft wurde wunderbar ausgearbeitet.
Viele kleine Bemerkungen amüsieren den aufmerksamen Leser. So zum Beispiel auf Seite 45, auf der erst bei Aleta verzeichnet ist: "Aleta setzt ihre Hoffnungen darauf, dass er [Prinz Eisenherz] aus der Menge heraussticht und überall auffällt." Danach folgt das nächste Bild mit der Unterschrift: "Im Augenblick ist niemand da, dem er auffallen könnte, denn er und Arn haben sich verirrt!"
Besonders witzig sind auch die untertriebenen Bemerkungen bei Schlachten, wie z.B. auf Seite 51, als Eisenherz seine Gegner in die Enge getrieben hat, was folgendermaßen kommentiert wird: "Es ist noch immer eine beträchtliche Menge Krieger auf dem Vorderdeck, aber sie rufen nicht mehr "Tötet Prinz Eisenherz!". In der Tat äußern sie ein gesundes Friedensbedürfnis, als Eisenherz die Bogenschützen in Stellung bringt." Untermalt werden diese Texte durch die großartigen Zeichnungen von vor Waffen strotzenden Männern, die sich anschicken, ihre Gegner anzugreifen, oder die schwungvolle Bewegung Eisenherz' mit seinem berühmten Singenden Schwert. Durch seinen blauen Wappenrock mit dem roten Pferdekopf als Wappen und seiner berühmten Frisur mit den schwarzen Haaren ist Eisenherz selbst im größten Getümmel stets einfach zu erkennen. Da sein Sohn Arn die meiste Zeit gleich angezogen ist, aber rote Haare hat, fällt auch er aus der Reihe. Die Zwillinge Valeta und Karen stechen sowieso ins Auge. Ihre unterschiedlichen Temperamente (Karen ist eher forsch und burschikos, Valeta verspielt und mädchenhaft) können sowohl an ihren Kommentaren wie auch ihren Mienen abgelesen werden.
Schlachten, wie die Arns und seines Freundes Gian gegen die sich auflehnende Bevölkerung, wird durch ein Diagramm in Form eines Schlachtplans skizziert, so dass die Truppenbewegungen klar sind.
Immer sind die Panels klar umrandet und es ist leicht, der Geschichte zu folgen. Manchmal gibt es eine Aneinanderreihung von kleineren Bildern in einem großen Panel, das eine zusammenhängende Geschichte erzählt, was aber ebenfalls leicht zu verfolgen ist. Schwunglinien gibt es nur selten, denn die Bilder sprechen eigentlich für sich. So wurde auch auf Geräusche verzichtet, die sich jeder Leser selbst denken kann, wenn er möchte.
Die Handlung wird in unter den Bildern angebrachten Kästen oder durch weiß abgesetzte Bereiche darunter aus einer allwissenden Erzählerperspektive erzählt. Direkter Dialog wird durch kursive Schrift kenntlich gemacht.
Aufmachung des Comics
In Anlehnung an die bereits erschienene Gesamtausgabe der Erzählungen von Foster wurde der Band ebenfalls als schmuckes Hardcover erstellt. Im Gegensatz zu dessen Grau wurden die Murphy-Jahre jedoch durch eine braune Farbgebung unterstrichen. Das Bild auf dem Cover zeigt Eisenherz bei seinem Besuch bei König Gian, im Hintergrund ein Blick auf den Marktplatz der Stadt. Wie bei der anderen Ausgabe wurde auf dem Buchrücken das Schild von Eisenherz mit dem roten Hengst und das Singende Schwert abgebildet. Die erste Seite zeigt das Schild Eisenherz' und rechts das Bildnis eines Kapitäns aus dem Band. Die letzte Seite enthält links wieder das Schild, rechts das Bild von Johanna von Seite 108 aus diesem Band.
Ein großes Lob an den Bocola-Verlag, dass die beiden Reihen im Regal nebeneinander perfekt zueinander passen.
Fazit
Bereits mit der Reihe der Foster-Jahre hat der Bocola-Verlag sich einem hehren Ziel verschrieben, das er nun mit der Weiterführung der Geschichte über die Foster/Murphy-Jahre fortsetzt. Fans der Reihe greifen sowieso zu, Neueinsteiger sollten bei Fosters Geschichte beginnen, damit sie sich in die Handlung um Prinz Eisenherz und seine Familie so richtig hineinversetzen können.
Hinweise
Diesen Comic kaufen bei: amazon.de
Backlist:
Hal Foster Gesamtausgaben:
Band 12: Jahrgang 1959/1960
Band 13: Jahrgang 1961/1962
Band 14: Jahrgang 1963/1964
Band 15: Jahrgang 1965/1966
Band 16: Jahrgang 1967/1968
Band 17: Jahrgang 1969-1971