Historische Fantasy voll Dramatik und Emotionen
„Mein Name ist Laurina Einarsdottir Skallagrimm. Man nennt mich die Chronistin. Meine Aufgabe ist es, die Taten unserer Bruderschaft für die Nachwelt zu erhalten. Das Schicksal führte mich an die Küste und die Arme der Sephira, auf dass ich mithelfe, die Geschicke der Menschen zu lenken und zum Guten zu verändern. Das ist unsere Geschichte ...“
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Autor: Corina Bomann |
Die Grundidee der Handlung
Laurina ist die Tochter eines nordischen Fürsten, die schon früh den Umgang mit Waffen lernte und wie ein Junge aufwuchs, um sich in einer Welt der Männer zu behaupten. Als ihr Volk mit Gewalt aus seinem Land vertrieben wird, wird ein Schiff zu ihrer zweiten Heimat und ihr Vater sucht verzweifelt nach einem neuen Stück Boden, wo sie leben und ihren eigenen Göttern treu bleiben können. Bei einem Unwetter sinkt das Schiff und Laurina ist die einzige Überlebende, die an Land gespült wird. Der geheimnisvolle Gabriel findet sie am Strand und nimmt sich ihrer an. Schnell erholt sie sich von den Strapazen der Seereise und bemerkt Seltsames an ihrem Gastgeber. Ihm werden Botschaften mithilfe von Skorpionen überbracht und nachts ist er oft unterwegs, dunkel vermummt. Als sie schließlich in eine Versammlung platzt, die Gabriel in seinem Haus hält, nimmt ihr Schicksal seinen Lauf – Gabriel ist Assassine und unsterblich, genauso wie seine Kameraden und sein Herr, der Emir Malkuth. Um die Bruderschaft am Leben zu erhalten und neue Mitglieder erschaffen zu können, brauchen sie eine neue weibliche Unsterbliche und Laurina wird als Anwärterin vorgeschlagen, die sich in verschiedenen Prüfungen bewähren und schlussendlich in einem Kampf auf Leben und Tod antreten muss. Da Laurina alles in ihrem Leben verloren hat, das ihr wichtig war, und sie ihr Herz für Gabriel entdeckt, nimmt sie diese gefährliche Aufgabe an.
Historische Begebenheiten werden geschickt mit fantastischen Elementen verflochten und bilden so einen unwiderstehlichen Mix, der einen schnell in eine andere Zeit, in der alles möglich zu sein schien, eintauchen lässt.
Stil und Sprache
Die Geschichte ist in drei Bücher unterteilt, denen ein Prolog vorangestellt ist. Die drei einzelnen Bücher umfassen jeweils eine Jahreszeit, Frühjahr, Sommer und Sommer übergehend in den Herbst, mit einem knappen Motto, dass die Entwicklung der Handlung beschreibt. So geht es im ersten Buch „Meer und Wüste“ um Laurinas Herkunft und den Beginn der Lehrzeit, in „Blut und Schweiß“ wird der Druck auf sie langsam stärker und in „Leben und Tod“ entscheidet sich schließlich, ob Laurina ihrer Aufgabe gewachsen ist. Abwechselnd wird aus der Sicht von Laurina in der Ich-Perspektive und aus der von Gabriel in der dritten Person in der Vergangenheitsform erzählt. So ist man Laurina direkt sehr nah, während man zwar erfährt, was Gabriel macht, jedoch noch nicht hinter seine Fassade blicken kann. Die sprachliche Gestaltung ist sehr ausgereift und bildhaft, sie passt sehr gut zu dem historischen Kontext und vermittelt einen authentischen Eindruck der damaligen Zeit, ohne antiquiert oder langweilig zu wirken. Die Dialoge, Kulissen und Personen stehen dem Leser direkt lebendig vor Augen, da sie ausführlich und anschaulich beschrieben werden, was stets geschickt in die Handlung eingeflochten wird.
Es wird an mehreren Stellen unheimlich spannend – zum einen ist da die unterschwellige Liebesgeschichte zwischen Laurina und Gabriel, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch zieht. Auch wenn sich beide sehr zurückhaltend geben, macht sie kleine Fortschritte, die für den romantisch veranlagten Leser interessant sind. Und auch die Lehrzeit Laurinas und ihre gefährlichen Prüfungen bieten viele atemlose Momente. Zum anderen gibt es Unruhe unter den unsterblichen Assassinen – ein kleiner Teil dient dem Emir blind, ohne seine Motive und langfristigen Ziele zu hinterfragen. Ein größerer Teil, darunter auch Gabriel und der oberste Assassine Sayd betrachten das Geschehen mit anderen Augen und überlegen, welche ihrer Taten der Menschheit im Gesamten besser dienen könnten. Während der Emir also dem derzeitigen Sultan Saladin nach dem Leben trachtet, bilden sich zwei Verwschörungslager, was schlussendlich in einem filmreifen Showdown gipfelt.
Figuren
Laurina ist die klare Hauptfigur des Buches, was schon durch die Ich-Perspektive, mit denen sie viele Kapitel bestreitet, verdeutlicht wird. Sie ist in einem Land aufgewachsen, in dem auch Frauen kämpferisch sein dürfen und durch ihren hoch gestellten Vater hat es ihr nie an etwas gefehlt. Als das Schiff mit allen Mannen untergeht, ist sie mit einem Schlag familien- und heimatlos, nur ihre alten Götter begleiten sie, als sie auf Gabriel trifft. Ihn umgibt eine düstere Ausstrahlung, die sie direkt fasziniert. Er ist ein Assassine, der seine Aufträge eher widerwillig ausführt und seine menschliche Seite noch nicht vergessen hat. Nur zu oft plagen ihn Gewissensbisse, wenn er an die Angehörigen seiner Opfer denkt. Aufgrund seiner Unsterblichkeit hat er wenig Interesse an zwischenmenschlichen Beziehungen, doch Laurina bringt in ihm eine Saite zum Schwingen, die er längst vergessen glaubte. Auch Sayd, der beängstigende und doch rechtschaffene Anführer der Assassinen erkennt das Potential in Laurina, Großes zu bewirken. Die alte Lamie, Ashala, durch deren Blut weitere Unsterbliche zum Leben erweckt werden konnten, ist vor einiger Zeit gestorben und so wird eine neue Frau für die Bruderschaft gesucht. Laurina stellt sich dieser Herausforderung ohne Zögern und lernt auch andere Mitglieder der Bruderschaft - wie den schroffen, aber liebenswerten Schreiber Jared, den freundlichen Schmied David, den vor Schmerz verblendeten Malik und den hinterhältigen Hakim - kennen. Der rücksichtslose Emir Malkuth ist ebenfalls unsterblich, ihm zur Seite stehen die verrückten Giftmischer-Zwillinge Selim und Melis, die ihre Augen und Ohren überall haben, um ihren machthungrigen Herrn zu unterstützen. Alles in allem eine brisante Mischung dreidimensionaler Charaktere, hinter deren dunklen Seiten auch manchmal ein Licht erstrahlt.
Aufmachung des Buches
Der sich samtig anfühlende Schutzumschlag des Hardcovers wurde sehr liebevoll und detailreich gestaltet. Auf dunklem Grund befindet sich eine Landkarte, die sanft ausläuft, worauf zentral und aufgehellt ein rundes Symbol gestellt wurde, das außerdem lackiert ist. Zusätzlich kann man noch Pyramiden, einen Skarabäus und eine junge Frau mit Schwert in Kampfposition entdecken. Die Schrift mutet kalligraphisch an und wirkt antik gebrochen. Das Wort 'Sephira' wurde mit der Illustration einer Schreibfeder kombiniert und unterstreicht so die Rolle von Laurina. Der Einband unter dem Umschlag ist in einem sanften Lindgrün gehalten, der Text auf dem Rücken schlicht schwarz. Im Innenteil befindet sich jeweils auf den Vor- und Nachsatzblätter eine grob gehaltene, historische Landkarte und am Ende ein kleines Personenregister zum besseren Überblick der Handlung.
Fazit
Mit der Bruderschaft der Schatten ist Corina Bomann der sensationelle Auftakt einer faszinierenden Fantasy-Reihe mit historischen Anleihen gelungen, der sowohl sprachlich als auch inhaltlich voll und ganz überzeugt.
Hinweise
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