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Der Untergang der Zwerge ist fürs Erste abgewendet, und der Große Verwalter will seine Macht sichern. Doch statt der versprochenen Reformen bekommt das Reich der Zwerge einen Geheimdienst. Zwerge bespitzeln Zwerge, die von Zwergen bespitzelt werden. Unterdessen erscheint dem Hohepriester eine Manifestation des Ewigen Schmieds selbst – ein sprechender Stein, der ihm offenbart, wie das Unheil der Erzferkelprophezeiung abgewendet werden kann …

 

  Autor: Christian von Aster
Verlag: Egmont Lyx
Erschienen: 10/2008
ISBN: 978-3-8025-8158-8
Seitenzahl: 374 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Der Neue Stahl ist besiegt, der Große Verwalter fürchtet um seine Macht. Da das Orakel zerstört ist, stellt er den Höchsten der Hohen unter Rauchdrogen, um die ehemalige Stimme der Götter bei seiner Amtsausübung nicht mehr im Weg zu haben. Aber der ewige Zweifel nagt an ihm – wurde er einmal fast Opfer einer Intrige, fürchtet der Große Verwalter nun überall und in Jedem Verrat. Verdächtige und Kritiker am Großen Verwalter müssen jederzeit damit rechnen, in den Verliesen von Vorrngarth die Hölle zu erleben, wo es das mieseste Bier des gesamten Imperiums gibt. Zwerge, die zu viel wissen, werden zu Offizieren der Begnadeten Bewahrer ernannt.

Zu seinem und seines Volkes Schutz gründet der Große Verwalter den ersten Geheimdienst des Ehernen Imperiums, um sein Volk zu bespitzeln. Aber wie sollte es anders sein, stellen sich auch hier schnell die Fragen: Kann er dem Obersten des Geheimdienstes überhaupt trauen? Und noch viel wichtiger – wer kontrolliert den Geheimdienst? Und so nimmt das Schicksal – oder der Wahnsinn? - seinen Lauf…

Unterdessen offenbart sich dem Höchsten der Hohen ein sprechender Stein, der behauptet, der Ewige Schmied - der höchste Gott der Zwerge - selbst zu sein. Er reißt den ehemaligen Verkünder alles zu Verkündenden aus seiner Lethargie und animiert ihn zu einem gefährlichen Unterfangen auf der Suche nach dem Undenkbaren. Doch diese Mission kann der Hohepriester nicht allein bestreiten und scharrt die Mitglieder des Schicksalszwerges um sich.

Und welche Rolle spielt der Herr des Zwergischen Zwielichts und der bedingt ehrbaren Bruderschaft des behände entwendeten Beutels? Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, bei dem es um nichts Geringeres als das Schicksal des gesamten Zwergenvolkes geht.


Stil und Sprache
Der Autor nutzt auch im zweiten Teil der Zwerge-Parodie seinen flapsigen und humorvollen Schreibstil, der sich so flüssig liest wie Bier den Zwergenhals hinabfließt. Die Erzählweise wird dem ernsten Hintergrund der Geschichte gerecht, jedoch gelingt es von Aster immer wieder, den Leser zum Schmunzeln oder teils auch zum Lachen zu bringen, wenn die Zwerge von einer abstrusen Situation in die nächste stolpern. So trifft sich beispielsweise der Schicksalszwerg in einer Szene mit dem Höchsten der Hohen unterhalb einer Latrinenklippe zu einer streng geheimen Unterredung, um wirklich nicht belauscht zu werden. Nur der vom zweibeinigen Gedächtnis (dem ständigen Begleiter des Hohepriesters) gehaltene Schild schützt den Schicksalszwerg hier vor den Hinterlassenschaften seiner Artgenossen.

Auch in diesem Buch verarbeitet von Aster wieder alle nur denkbaren Metaphern, die zu Zwergen, Steinen und Bier passen. Die Bedeutung des Saufens tritt diesmal stärker in den Hintergrund, dafür bekommt das lebenswichtige Getränk eine ganz neue Rolle, lässt sich nach dem Glauben des Großen Verwalters doch aus dem Bierschaum der Wille der Götter lesen. Auch sonst gibt es wieder viel über das Leben des Ehernen Volkes zu erfahren, so ist beispielsweise der Bartwuchs-Wettbewerb die höchstgeschätzte Sportart unter Zwergen. Klischees zu Zwergen wurden liebevoll weiter ausgearbeitet oder neu geschaffen, wirken aber nie abgedroschen.

Die Handlung des Romans beginnt zunächst eher ruhig, auf den ersten Seiten scheint noch nicht viel zu passieren. Einige Rückblicke geben demjenigen Leser Infos, der das erste Buch aus dieser Reihe nicht kennt. Der Autor führt Stück für Stück in die Ereignisse ein und baut erst nach und nach Spannung auf. Da sich die Geschichte jedoch immer auch humorvoll liest, wird dem Leser hierbei nicht langweilig. Ist aber erstmal so richtig Fahrt aufgenommen, gibt es kaum mehr eine Verschnaufpause. Die Ereignisse selbst nehmen stetig an Tempo und Dramatik zu, Szenenwechsel zwischen den Handlungssträngen und der präsente Zeitdruck, der in der Geschichte zum Tragen kommt, führen zu einer mitreißenden Dynamik.

Die Geschichte ist wie schon beim ersten Teil geschickt gegliedert: Zwischen jedem Kapitel mit einer durchschnittlichen Länge von 20 Seiten gibt es ein wesentlich kürzeres Zwischenkapitel, diesmal Intermezzo genannt. Diese Art der Anordnung führt wiederum zu einer Steigerung des Lesetempos, muss man nicht gleich immer ein längeres Kapitel lesen, sondern kann sich so auch schnell mal noch auf den nächsten, kurzen Abschnitt stürzen. Neu ist aber nicht nur die Bezeichnung der Zwischenkapitel – vor jedem Kapitel gibt es in eine drei- bis vierzeilige Kurzzusammenfassung. Im ersten Moment führte dies bei mir zu Unmut, da ich davon ausgehen musste, dass hier auf den kommenden Inhalt vorgegriffen wird. Jedoch sind diese Einleitungen nicht nur zu allgemein gehalten, um hier etwas vorwegzunehmen, sondern machen noch Hunger auf mehr.

Bekannt sind bereits die regelmäßigen Fußnoten, die immer wieder Hintergründe über geschichtliche Entwicklungen oder Gerätschaften der Zwerge liefern. Diese hätte man zwar auch in den Text selbst mit einbringen können, jedoch stört es den Lesefluss nicht sonderlich, auf die Fußnoten einzugehen – zwingend erforderlich für das Verständnis ist es nicht, so dass man auch ohne diese Zusatzinfos weiterlesen könnte.


Figuren
In diesem Fortsetzungsroman trifft man wieder auf viele bekannte Gesichter. Neben dem paranoiden Großen Verwalter und dem entmachteten Höchsten der Hohen finden sich die Angehörigen des Schicksalszwerges wieder. So ist der erblindete Garstholm Flammrank, ehemals Drachenjäger, nun General und Ausbilder bei der Freiwilligen Felswehr, der wenig erfolgversprechenden Nachfolge der Stählernen Garde. Fazzgard Eisenbart widmet sich der Erziehung des schwachsinnigen Lunt Glimmboldt, Farnwarth Blechbold ist zur Erzferkelzucht zurückgekehrt. Vom Hohepriester gerufen, müssen sie das ruhige Leben hinter sich lassen und erneut zum Schicksalszwerg werden.
Hierbei spielt der wirrbärtige Glimmboldt immer wieder eine größere Rolle, als der Leser zunächst bemerkt, und überrascht neben kindlichem, unbekümmerten Verhalten mit besonderen Fähigkeiten.

So wie es statt einer festen Person eher eine Gruppe von Protagonisten gibt, verhält es sich auch bei den Antagonisten. Sehr schön wurden Felsigk Klammglut, Anführer des Zwergischen Zwielichts und der bedingt ehrbaren Bruderschaft des behände entwendeten Beutels, sowie seine Gefährten, der Fälscher Harrn Kiesgrimm und der Schutzgelderpresser Krugk Trümmerboldt, ausgearbeitet.

Mysteriös stellt sich der Meisterdieb Brak Nattergriff dar, steht doch fast bis zum Ende des Buches nicht fest, zu welcher Seite er überhaupt gehört.

Insgesamt wurden alle Figuren realistisch und glaubhaft, mit eigenen Gefühlen und Motivationen herausgearbeitet.


Aufmachung des Buches
Der zweite Teil der zwergischen Parodie ist als Taschenbuch erhältlich. Die Gestaltung des Buches ist sehr gelungen, Details wie die Klappbroschur, unter der sich tiefgrüne Tribals auf grünmarmoriertem Grund finden, lassen dieses Buch noch etwas edler aussehen als bereits das Erste. Das Cover gibt sich wieder aufwendig und ist ein Hingucker. Auf tiefgrünem Hintergrund umrahmen goldfarbene Tribals das Bild eines Zwerges mit Umhang, Hammer und Pfeife. Der Titel des Buches „Das abartige Artefakt“ prangt – ebenfalls goldgelb – über diesem Bild. In Form eines an den Rändern brüchigen Pergaments wurde unten rechts das Zitat „Die Zukunft des Zwergenromans!“ eines Boris B. B. B. Koch hinzugefügt.

Auf den Klappbroschuren selbst findet sich vorne eine erweiterte Beschreibung des Buches, hinten ein Foto und Informationen zum Autor. Recht versteckt ist hier die Information aufgeführt, dass es sich um das zweite Buch einer Trilogie handelt. Die Kapitel schließen wieder mit einem Bild überkreuzter Streitäxte; ein kleines, aber schönes Detail.


Fazit
„Das abartige Artefakt“ ist der zweite Teil der Triologie „Die große Erzferkelprophezeiung“ und wieder ein gelungener Mix aus Humor und Fantasy. Wenn es auch eher ruhig beginnt, so nimmt es den Leser doch mit auf eine Reise in die Welt des Ehernen Volkes, die schnell an Spannung und Dramatik zunimmt. Nicht nur für Fans des Autors, sondern auch von Zwergenromanen wieder ein Muss. Nach dem offenen und etwas unbefriedigenden Ende warte ich nun ungeduldig auf den dritten und letzten Teil der Erzferkel-Trilogie, welcher voraussichtlich im Frühjahr 2009 erscheinen soll.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Zwerg und Überzwerg

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