Smaller Default Larger

Asche zu Asche

Eine grauenhafte Mordserie erschüttert Pittsburgh. Der Täter: unbekannt. Man weiß nur, dass er sich berufen fühlt, die Sünde mit Feuer auszurotten. Schon sind ein Chirurg und ein Bischof lebendig verbrannt. Detective Patrese, Spezialist für Verbrechen mit religiösem Hintergrund, ahnt, dass es nicht bei zwei Toten bleiben wird. Eine Spur führt zu Mara Slinger – wegen Mordes an ihren Kindern verurteilt, dann überraschend freigesprochen. Schon beim ersten Treffen landet Patrese im Bett der schönen Ex-Schauspielerin. Doch auch Mara stirbt im Feuer – Grund genug für Patrese, den Fortgang der Ermittlungen zu fürchten ...

 

Suendenfeuer 

Originaltitel: Soul Murder
Autor: Daniel Blake
Übersetzer: Joachim Peters
Verlag: Rowohlt Verlag
Erschienen: 03.01.2011
ISBN: 9783499255465
Seitenzahl: 574 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
„Die brennende Fackel“, so bezeichnen Journalisten den Serienmörder, der sein Unwesen in Pittsburgh treibt. Nacheinander fallen ihm nicht Unbekannte der Pittsburgher Gesellschaft zum Opfer: zunächst Michael Redwine, ein bekannter Chirurg, bei lebendigem Leibe verbrannt, dann Bischof Kohlert, im Beichtstuhl angezündet, gefolgt von dem Richter Yuricich. Franco Patrese und sein Kollege Mark Beradino beginnen als Detectives der Mordkommission mit den Ermittlungen und werden bald selbst in die Geschehnisse mit hineingezogen. Aus den Ermittlern werden Verdächtige, die ihre Angehörigen zu decken versuchen. Der Autor beschreibt ausgesprochen sensibel und detailgetreu die Gefühle und Denkweisen der Agierenden. Er vermittelt ein sehr genaues Bild von der typisch amerikanisch erscheinenden Lebenssituation und den Problemen der einzelnen Gruppierungen vor Ort. Hier wird nichts ausgelassen: weder die Problematik der Jugendlichen am Rande der Gesellschaft, die in armen, verrohten Verhältnissen ohne sich sorgende, intakte Familien im Drogenmilieu landen und Unterstützung und Halt bei den Gangs suchen, noch die Schwarz-Weiß-Problematik mit all ihren Klischees und Vorurteilen. So erfährt der Leser von der aus Trinidad stammenden Mutter eines 17-Jährigen, die verzweifelt um das Schicksal ihres Sohnes kämpft und an seiner Statt selbst als Mörderin angeklagt wird. Dann gibt es in Homewood, dem schlimmsten Viertel der Stadt, in das sich selbst die Poizei kaum hineinwagt, John Knight, einen Pastor, der den Jungs zur Seite steht, auch wenn sie mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Hier führen die Polizisten einen scheinbar aussichtslosen Kampf um Recht und Ordnung und verstricken sich dabei selbst immer mehr darin.


Stil und Sprache
Der Autor schreibt in der dritten Person aus Sicht der jeweils agierenden Personen, vornehmlich aus Sicht der beiden Detectives Mark Beradino und Franco Patrese. Aber immer wieder in kursiver Schrift dazwischengeschoben sind die Gedankengänge des Serientäters, seine Beweggründe, seine Gefühle, seine genaue Planung und Durchführung der Taten. Auch nutzt der Autor weitere stilistische Hervorhebungen, so zum Beispiel beim Zitieren eines Briefes, einer Email oder den Zitaten aus der Bibel. Die genauen Schilderungen des Vorgehens des Serientäters, wie er die Taten plant und mit welchen Gedanken er sie dann umsetzt, sind wahnsinnig fesselnd und erschütternd zugleich beschrieben. Man kann die Situationen wirklich bildlich vor sich sehen. Aufgrund der längeren Ausführungen vor allem in der Mitte des Buches verliert die Geschichte etwas an Spannung und hier und da waren mir die religiösen Gedankengänge dann auch etwas sehr detailliert und ausführlich beschrieben. Das Geschehen nimmt dann aber mit Mord vier und fünf wieder rasant an Fahrt auf und bleibt auch bis zum Ende sehr spannend, zumal dieses dann auch sehr überrascht.


Figuren

Daniel Blake schafft es, seine Figuren unglaublich fesselnd und überzeugend, detailgetreu und dabei wirklich nicht übertrieben darzustellen. An erster Stelle steht der Detective Franco Patrese. Man erfährt viel über sein Leben. Er verliert gleich zu Beginn des Buches beide Eltern und die Beerdigung wird von Bischof Kohlert, dem dann zweiten Mordopfer, geleitet. Er scheint ein langjähriger Freund der Familie gewesen zu sein – wie sich später herausstellt nicht zugunsten des jungen Franco. Während der Ermittlungstätigkeit, die ab einem bestimmten Punkt dann auch gegen seinen Freund und Kollegen Beradino läuft, wird Patrese sehr einfühlsam, sehr menschlich beschrieben. Neben seinen deutlichen Schwächen hat er auch große Stärken, lässt sich nicht einschüchtern, bleibt sich selbst treu und deckt am Ende auch so die Serienmorde auf.

Mark Beradino, Patreses Kollege, muss bald erkennen, dass er selbst mehr in diesen Fall verstrickt ist, als ihm lieb sein dürfte. Seine Lebensgefährtin Jesslyn Gedge steht plötzlich in dringendem Tatverdacht, er versucht dies zu vertuschen – und gefährdet damit die gesamte polizeiliche Ermittlung, nimmt weitere Morde in Kauf. Er spielt eine sehr zweideutige Rolle. Er ist sehr auf seine katholische Religion bedacht und schnell im Verurteilen, wird aber dann selbst zum Spielball, wirft alle Überzeugungen über Bord, um sich und Jesslyn zu retten.

Der Serientäter bleibt bis zum Ende dem Leser verborgen. Über weite Strecken des Buches ist man sich dessen Identität sehr sicher, um dann am Ende doch noch überrascht zu werden. Die Aufschlüsselung ist dann aber auch sehr gut durchdacht und damit für den Leser nachvollziehbar. Die direkten, in der Ich-Form geschriebenen Gedanken und Gefühle des Täters sind prägend für die gesamte Geschichte und die Umsetzung seiner Taten unglaublich fesselnd. Die Opfer, deren Persönlichkeit und die Gründe für deren Auswahl durch den Täter sind raffiniert durchdacht und glaubhaft dargestellt.
 

Aufmachung des Buches
Es handelt sich um ein Taschenbuch von 574 Seiten. Das Cover erscheint mir passend zum Titel. Es wirkt irritierend und faszinierend zugleich. Die Kapitel des Buches sind nach genauem Datum und Uhrzeit eingeteilt, oft auch nur wenige Stunden oder gar Minuten voneinander getrennt über den Zeitraum vom 1. Oktober bis zum 12. Dezember. Die Kapitelüberschriften beinhalten damit den genauen zeitlichen Rahmen der fortschreitenden Ermittlungen als auch der Morde.


Fazit

"Sündenfeuer" ist ein Thriller, der neben einer sehr faszinierenden Hauptgeschichte mit brutal geplanten und ausgeführten Morden viele Informationen und Gedanken zur heutigen, spezifisch amerikanisch erscheinenden Gesellschaft bietet. Es ist kein gewöhnlicher Thriller, er regt vielmehr auch zum Nachdenken an. Leider gibt es einen Punkt Abzug für die in der Mitte des Buches doch etwas länger geratenen Ausführungen. Dennoch kann ich ihn uneingeschränkt empfehlen.


4_Sterne


Hinweise

Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo