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„Vielleicht habt ihr von mir gehört“ … von Kvothe, dem für die Magie begabten Sohn fahrender Spielleute. Das Lager seiner Truppe findet er verwüstet, die Mutter und den Vater tot – „sie haben einfach die falschen Lieder gesungen“.
Wer aber sind die Chandrian, die weißglänzenden, schleichenden Mörder seiner Familie? Um ihnen auf die Spur zu kommen, riskiert Kvothe alles. In der Hafenstadt Tarbean schlägt er sich als Betteljunge durch, bis er als jüngster Schüler auf das Arkanum, die Universität für hohe Magie, aufgenommen wird. Vom Namenszauber, der ihn als Kind fast das Leben gekostet hätte, erhofft sich Kvothe die Macht, das Geheimnis der gefährlichen Dämonen aufzudecken.

Im Mittelpunkt der „Königsmörder-Chronik“ steht ein großer Magier und leidenschaftlicher Wissenschaftler, ein Musiker, dessen Lieder die Sänger zum Weinen bringt … und ein schüchterner Liebhaber.

 

  Autor: Patrick Rothfuss
Verlag: Klett-Cotta
Erschienen: 10/2008
ISBN: 978-3-608-93825-9
Seitenzahl: 864 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Letztendlich läuft alles darauf hinaus, dass Kvothe das Geheimnis der Chandrian lüften, sie finden und sich an ihnen rächen will. Alles begann damit, dass die Chandrian seine Eltern und die ganze Truppe der fahrenden Spielleute, die Edema Ruh, getötet haben, weil „die Eltern von irgendwem die falschen Lieder gesungen haben“. Kvothe vegetiert daraufhin lange Zeit im Wald vor sich hin, schafft es, sich irgendwie am Leben zu erhalten. Doch dann landet er als Straßenjunge in Tarbean, muss die harten Gesetze der Straße lernen, was oft mit Knochenbrüchen einhergeht. Es ist ein Kampf, doch mit der Zeit fügt er sich ein, wird ein Teil der Stadt.
Immer noch hängt er dem Traum nach, an der Universität zu studieren, um den Namen des Windes zu erfahren. Als Kind wurde er Zeuge davon, wie sein späterer Lehrmeister und Arkanist Abenthy den Wind rief und was er damit bewirkt hat. Was Kvothe kaum noch für möglich hielt, tritt dennoch eines Tages ein: Er wird an der Universität angenommen! Doch auch hier muss er einen Kampf austragen, sind ihm nicht alle wohlgesonnen – er hat Feinde unter den anderen Studenten und auch unter den Meistern, es gibt viel zu lernen und die Geldnöte haben sich ebenfalls nicht in Luft aufgelöst. Und dann erfährt er eines Tages etwas, dass die Suche nach den Chandrian wieder vorantreibt …


Stil und Sprache
Der Anfang des Buches schafft eine düstere Atmosphäre, die den Leser in die Geschichte hineinzieht, beginnt es doch in einer düsteren Zeit, in der die Skraels über das Gebirge kommen und sogar bis nach Neware vordringen. Doch der Text wird immer wieder durch humorvolle Sätze oder Passagen aufgelockert, die immer passend und nie albern wirken und durchaus dafür sorgen können, dass man beim Lesen laut lacht.
Rothfuss schreibt so gefühlvoll, dass es nicht verwundert, wenn einem beim Lesen auch mal Tränen in den Augen stehen – selten leidet man so sehr mit einer Figur mit! Dabei verwendet der Autor eine schöne, bildreiche Sprache mit wunderbaren Metaphern und Vergleichen. Auch gibt es verschiedene Sprachen, die immer wieder mal in ein, zwei Sätzen eingestreut werden, dem Leser die Bedeutung der Worte jedoch durch die folgende Handlung vermittelt wird, sodass man sich nie allein gelassen fühlt oder gar aus dem Geschehen herausgerissen wird.

Kvothe ist zu Beginn der Geschichte ein Schankwirth, der sich Kote nennt. Doch als ein Chronist auftaucht und die Geschichte des berühmten Kvothe niederschreiben will, erfährt der Leser gemeinsam mit dem Chronisten die Vergangenheit dieser faszinierenden Figur. Es ist eine Geschichte in der Geschichte, ein Rückblick auf Kvothes Leben, der in seiner Kindheit beginnt. Dadurch, dass die Hauptgeschichte dieses Romans von Kvothe selbst erzählt wird, ist dem Leser klar, dass er die vielen Gefahren innerhalb dieser Geschichte überlebt – wie sollte er sie auch sonst erzählen können? Das nimmt dem Buch leider an einigen Stellen die Spannung. Andererseits machen Andeutungen, die Kvothe auf zukünftiges Geschehen macht, unheimlich neugierig und schaffen einen Ausgleich zu dem genannten Nachteil.

Manche Kapitel handeln wieder vom aktuellen Geschehen im Hier und Jetzt; diese sind durch ein kursiv gedrucktes „Zwischenspiel“ vor dem Titel des Kapitels gekennzeichnet. Somit gibt es in diesem Buch zwei Handlungsstränge: Die Gegenwart, also Kvothe als Schankwirth, die in Er-Form geschrieben ist, und die Vergangenheit, die in Ich-Form aus Sicht Kvothes geschrieben ist.

Der Epilog ist die perfekte Abrundung des ersten Teils der Trilogie, schließt es doch beinahe mit identischen Worten und einer auf die Zeile genau gleichen Länge den Kreis zum Prolog, zum Anfang der Geschichte. Allerdings lässt Rothfuss den Leser arg auf dem Trockenen sitzen, will man doch unbedingt wissen, wie es weitergeht!


Figuren
Zu diesen Figuren kann ich nur sagen: Sie leben! Mehr als viele Figuren in anderen Romanen und vielleicht auch mehr, als so manche real existierende Person. Sie sind vielschichtig, oft undurchschaubar, haben ihre Eigenheiten, Gewohnheiten und vor allem ihre Geheimnisse.
Es soll schon etwas heißen, dass einen das Schicksal des Protagonisten so sehr mitnimmt, dass man ein schlechtes Gewissen hat, beim Lesen etwas zu knabbern, während Kvothe auf den Straßen Tarbeans jeden Tag aufs Neue gegen den Hungertod kämpft. Wie gut kann man die Unsicherheit, die Zweifel Kvothes nachvollziehen, als Denna endlich Interesse an ihm signalisiert. Hat er zu viel geredet? Hat er Unsinn geredet? Hätte er sie küssen sollen? Oder hat er sich gar blamiert? Dies alles macht ihn menschlich und liebenswert. Kvothe ist eine durch und durch interessante Figur, geheimnisvoll und undurchsichtig, und doch ist sein Handeln begründet und dadurch nachvollziehbar. Man kann sich wunderbar mit ihm identifizieren, auch wenn er manchmal ein wenig unheimlich ist. An anderer Stelle ist er dafür herzerfrischend freundlich, geht auf die Gefühle anderer ein. Doch vor allem ist Kvothe hochintelligent. Wer sonst könnte es schaffen, in eineinhalb Tagen eine neue Sprache zu lernen und in weniger als einer Stunde die Geheimschrift des Chronisten zu entschlüsseln?

Denna ist vor allem wunderschön, die Männer liegen ihr regelrecht zu Füßen. Doch sie ist undurchschaubar, unfassbar wie der Wind und man möchte unbedingt etwas über ihre Vergangenheit erfahren. Man fragt sich, was sie antreibt, was sie erlebt hat, dass sie ist, wie sie ist. Sie ist selbstbewusst und weiß sich durchs Leben zu schlagen und doch kann sie auch sensibel wirken.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist ein richtiger Hingucker, ein Schmuckstück in jedem Bücherregal. Der Schutzumschlag ist in hellen Tönen gehalten, lediglich die Figur und der untere Rand, sowie der Name des Autors setzen sich dunkel ab. Der Titel ist in einem hochglänzenden Rot aufgedruckt und wunderschön gestaltet. Das Buch selbst ist in Altrosa gehalten und sehr schlicht; lediglich auf dem Buchrücken finden sich Titel, Autor und Verlag. Hier hätte der Verlag sicher noch einiges mehr herausholen können! Vervollständigt wird das Buch durch das passende rote Lesebändchen.

Schade finde ich, dass der Buchrückentext sehr knapp gehalten ist und kaum etwas über das Buch verrät bzw. aussagt. Erst der Klappentext auf der Innenseite des Schutzumschlages vermag es, dem Leser einen kurzen Einblick in das zu geben, was ihn erwartet.

Eine schöne Ergänzung ist die doppelseitige Karte, die sowohl am Anfang, als auch am Ende des Buches zu finden ist und es dem Leser ermöglicht, die Wege Kvothes mitzuverfolgen. Zudem findet man im Anhang Informationen über den aturischen Kalender und die Währungen; auch eine Danksagung am Ende des Buches fehlt nicht.


Fazit
Ein wunderbarer, tiefgründiger Fantasy-Roman in einer ebenso schönen Verpackung, den ich jedem Fan fantastischer Literatur ans Herz legen möchte. Es ist mehr als lohnenswert, sich auf Kvothes Geschichte einzulassen, in sie einzutauchen und sich dem fiktionalen Traum hinzugeben.


5 Sterne


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