Das Leben ist vergänglich. Der Tod ist unbestechlich. Tempe Brennans Arbeit als Forensikerin bringt manche Gewissheit mit sich. Doch an Brennans neuestem Fall ist nichts so, wie es scheint. Das beginnt mit einem Mann, der nicht ein-, sondern gleich zweimal den Tod gefunden hat. Wie kam die in Plastikfolie verpackte Leiche eines Mannes, der angeblich vor vierzig Jahren beerdigt wurde, ans Ufer eines idyllischen Sees vor den Toren Montreals? Nur auf die Wahrheit kann sich Tempe während ihrer Jagd nach einem Mörder verlassen: Du kannst verleugnen, wer Du bist. Doch Blut vergisst nicht.
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Originaltitel: Spider Bones |
Die Grundidee der Handlung
Eigentlich ist alles ganz einfach: Die im See gefundene Leiche stammt nicht von einem Mordfall, kann relativ leicht anhand der Fingerabdrücke identifiziert werden und der Fall scheint schnell gelöst. Dummerweise ist der Mann, zu dem die Fingerabdrücke gehören, vor vierzig Jahren in Vietnam gefallen und seitdem in North Carolina begraben. Aber wenn er nicht in seinem Grab liegt, wer dann? Tempe reist nach Hawaii, um dort mit Hilfe der für die Identifizierung von gefallenen amerikanischen Soldaten zuständigen Behörde mehr herauszufinden. Sie stößt in ein Wespennest von Intrigen, Identitätswechseln und Korruption, gräbt immer tiefer und wird irgendwann selbst zur Zielscheibe. Dass außerdem ihre Beziehung zu Ryan immer noch nicht geklärt ist, ihre Tochter Katy ihrer Fürsorge bedarf und Ryans Tochter Lily auch noch mitmischt, macht die Sache nicht einfacher …
Stil und Sprache
Auch im dreizehnten Fall für ihre Forensikerin Tempe Brennan gelingt es Kathy Reichs immer noch, interessante gerichtsmedizinische Details zu einer spannenden Story zu stricken. Dieses Mal geht es um die amerikanische Behörde, die auch heute noch jährlich tausende Amerikaner identifiziert, die in Kriegen auf der ganzen Welt ums Leben gekommen sind und deren Überreste erst jetzt gefunden wurden. Drumherum bastelt die Autorin eine verwirrende Verwechslungsgeschichte um verschwundene Söhne, vertauschte Identitäten und verlorene Jahre. Nie langweilig, obwohl auch dieses Mal wieder sehr in forensische Details gegangen wird, entwickelt sich die Geschichte flott und spannend. Bei Kathy Reichs kann man sich als Leser nicht einfach berieseln lassen, hier ist Gehirn einschalten angesagt ... Nur das Ende trägt mir dann doch etwas dick auf, es wirkt leider ziemlich konstruiert und ich habe mich irgendwie betrogen gefühlt. Die (medizinische) Auflösung ist so abstrus und unwahrscheinlich, dass man als Leser nie darauf kommen würde, ein bisschen ärgerlich ist das schon.
Der für Kathy Reichs so typische Schreibstil mit sehr kurzen, lakonischen Sätzen ohne ein überflüssiges Wort bringt einerseits Tempo in die Handlung, andererseits viel Ironie in die Dialoge zwischen den Figuren und inneren Selbstgespräche der Forensikerin. So viel hintergründiger Humor ist in Thrillern wirklich selten, aber hier passt er gut hinein und gibt der Serie um Tempe Brennan den besonderen Pfiff.
Figuren
Auch hier bleibt alles wie immer: Tempe ist immer noch offiziell von Ryan getrennt, begegnet ihm dennoch gelegentlich. Ryan möchte gern an alte Zeiten anknüpfen, aber da steht ihm zum einen seine Exfrau im Weg, die ihm die gemeinsame Tochter praktisch vor die Tür setzt, zum anderen ist Tempe unentschlossen und würgt jeden Versuch Ryans ab, ihr wieder näher zu kommen. So eine über viele Romane aufgebaute Hassliebe hat schon etwas Besonderes, allerdings wird es nach drei Büchern „in der Schwebe“ jetzt doch mal Zeit, dass Tempe sich entscheidet …
Anders als sonst gibt es nicht so viele lebende Nebenfiguren, abgesehen von Lily, Ryans Tochter, sind die meisten altbekannt und gut einzusortieren. Dafür tauchen umso mehr Tote auf, deren Identitäten munter vertauscht, aufgeklärt und wieder verworfen werden, da muss man wirklich aufpassen, um den Überblick zu behalten. Insgesamt aber sind die Figuren routiniert und gut ausgedacht, mit lebendigen Details versehen und bildlich dargestellt.
Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch zeigt auf dem Schutzumschlag drei mit einem Seil verbundene Holzstämme, wie man sie an Anlegestellen für Boote findet. Diese stehen hochkant im Wasser, welches leicht rötlich verfärbt ist. Titel und Autorenname sind in Weiß darüber gedruckt und dominieren so die Vorderseite des Buches. Innen gibt es 40 relativ kurze Kapitel sowie ein etwas längeres Nachwort der Autorin mit zusätzlichen Informationen zu den realen Hintergründen des Buches.
Fazit
Trotz vieler Fachtermini eine spannende Geschichte, die nicht langweilig wird, allerdings in der Auflösung doch etwas zu weit hergeholt ist. Trotzdem, auch weil Tempes persönliche Geschichte geschickt weitergesponnen wird und Kathy Reichs’ Schreibstil so viel Spaß macht, eine überdurchschnittliche Bewertung von mir.
Hinweise
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Backlist:
Band 8: Totgeglaubte leben länger
Band 9: Hals über Kopf
Band 10: Knochen zu Asche
Band 11: Der Tod kommt wie gerufen
Band 12: Das Grab ist erst der Anfang
