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"Wenn ein Buch die Kraft hat, die Welt zum Fleischverzicht zu bekehren, dass ist es "Tiere essen". Gerade weil es keine Bekehrungsschrift ist, kein rigoristisches Pamphlet, sondern ein skrupulöser Bericht, der seine Argumente nur tastend und zögernd entfaltet. Foer ist ein Günther Wallraff der Mastbetriebe und der Philosoph, der den Ton trifft." (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

"Tiere essen ist ein kunstvolles Mosaik aus Literatur und Journalismus, aus Reportage, Originaltönen und kulinarischer Autobiographie. (...) Foer besticht nicht nur durch akribische Recherche, sondern auch durch Witz und Provokation." (Greenpeace Magazin)

"Ich liebe Würste auch, aber ich esse sie nicht." (Jonathan Safran Foer in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung)

"Der amerikanische Autor Jonathan Safran Foer holt mit seinem Bestseller "Tiere essen" den Vegetarismus ins Zentrum der Gesellschaft. (...) Nicht ist so unwiderstehlich wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist." (Süddeutsche Zeitung)

"Ein verstörendes und berührendes Dokument der Suche nach einem besseren Leben." (Der Spiegel)

"Eine brillante Mischung aus Recherchejournalismus und Autobiografie." (die tageszeitung)

"Tiere Essen ist nicht nur ein Buch gegen das Essen von Tieren, sondern eins gegen das Verdrängen. Eine Aufforderung, Zivilisation neu zu denken; nicht als Herrschaft der Starken über die Schwachen. Sondern als intellektuelle Fähigkeit, die Barbarei zugunsten von Empathie zu überwinden." (Frankfurter Rundschau)

"Mit seinem spektakulären Buch über Massentierhaltung hat Jonathan Safran Foer in Amerika eine neue Vegetarier-Welle ausgelöst." (Brigitte)

"Tiere essen überzeugt nicht durch Statistiken, sondern durch erzählerische Suggestion." Welt am Sonntag

 

 

Originaltitel: Eating Animals
Autor: Jonathan Safran Foer
Übersetzer: Isabel Bogdan; Ingo Herzke, Brigitte Jakobeit
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Erschienen: 2010
ISBN: 978-3462040449
Seitenzahl: 399 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Als Jonathan Safran Foer Vater wurde, begann er damit, sich ernsthaft mit dem Thema Ernährung auseinanderzusetzen. Immerhin ging es um ein Thema, das für seinen Sohn lebenslänglich eine Rolle spielen würde. Foer beschäftigte sich vor allem mit der Frage, warum wir Tiere essen.

Drei Jahre lang recherchierte er, stieg nachts in Tierfarmen ein, befragte Experten und las Unmengen an Studien zum Thema.

Herausgekommen ist ein sehr persönliches Buch, in dem der junge Autor vieles aus seinem Leben in seine Ausführungen einfließen lässt. Er erzählt von seiner Kindheit, seiner Großmutter und seinem Vater, die beide ganz bestimmte Vorstellungen von Ernährung hatten – so wie jeder von uns von ganz konkreten Erfahrungen geprägt ist. Und er beginnt damit, unsere Essgewohnheiten kritisch zu hinterfragen, nachdem er der Realität ins Auge geblickt hat. Über 99% aller Tiere, die in den USA gegessen werden – in Deutschland sind es 98% – stammen aus Massentierhaltung. Was das bedeutet, kann sich eigentlich jeder vorstellen, immerhin kann man – wenn man will – zahlreiche Aufnahmen aus Massentierhaltungsbetrieben und Schlachthöfen sehen. Und trotzdem wird so viel Fleisch gegessen wie noch nie. Tiere zu essen bedeutet Verdrängung der Tatsachen, die Tag für Tag die grausame Realität der getöteten Tiere sind. Foers Buch ist zugleich sehr stark philosophisch – immerhin ist der Autor auch Philosoph (er hat in Princeton Philosophie studiert). Er geht auf die ethischen (und auch kulturellen) Hintergründe des Fleischessens in der heutigen Zeit ein. Was bedeutet es, wenn wir jeden Tag so viel Leid zulassen? Warum ist es möglich, Tiere unter solchen Bedingungen zu halten? Die Antwort ist ebenso einfach wie erschütternd: Weil wir es so wollen! Der Verbraucher möchte billiges Fleisch kaufen. Und die Tierhalter sorgen dafür, dass er genau das bekommt.

Foer berichtet aber nicht nur von der Realität in den Massentierhaltungsbetrieben, sondern auch von Schlachthöfen und von Betrieben, die versuchen, Tieren ein etwas besseres Leben zu gewähren, als sie es in den Tierfabriken haben. Der Autor geht auf die Bedürfnisse der einzelnen Tiere ein – und zeigt dann auf, wie sehr die Massentierhaltung jeglichen natürlichen Bedürfnissen widerspricht. Die Zustände in der Hühner- und Schweinezucht sind unvorstellbar. Puten sind für die Massentierhaltung überhaupt nicht geeignet (das ist eigentlich bei keinem Tier der Fall!). Das Fleisch wird in einem Umfang produziert, der „Qualität“ nicht zulässt – nicht zulassen kann. Wenn Foer von den ekelerregenden Zuständen berichtet, die in den Tierfabriken herrschen, dreht es einem den Magen um. Das Leid der Tiere ist etwas Abstraktes (so wie Grausamkeit meistens von der Abstraktion lebt, wohingegen die Schönheit eher im Detail liegt) – die ekelerregenden Details sind konkrete Vorkommnisse, die schon zahlreiche Menschen das Leben gekostet haben.

Neben dem Tierleid und der minderen Qualität von Produkten aus Massentierhaltung geht der Autor auch auf die Umweltschäden ein, die der billige Fleischkonsum verursacht. „Scheibenweise Paradies / Haufenweise Scheiße“ - auf diese Formel bringt Foer das Problem. Die Rechnung für die Massentierhaltung bezahlen wir nämlich sehr wohl, wenn wir z.B. für die Gewässenverschmutzung aufkommen müssen, die die Unmengen Gülle verursachen. In den USA gibt es keinerlei Vorschriften, die die Entsorgung der riesigen Mengen medikamentenbelasteter Fäkalien regeln. Auch in Deutschland existieren Güllesilos mit einem Fassungsvermögen von 20.000.000 (!) Litern.

Neben den „harten“ Fakten und persönlichen Erfahrungen, in denen auch der kulturelle Wert von Essen erörtert wird (Essgewohnheiten zu ändern gehört mit zu den schwierigsten Vorsätzen, die man fassen kann), lässt Jonathan Safran Foer aber auch eine Vielzahl anderer Menschen zu Wort kommen. Einen Tierfarmer, der Tiere in Massentierhaltung hält und anonym bleiben möchte (eine Ausnahme – sonst hat sich keiner bereit erklärt, dem Autor Auskunft zu geben), mehrere Tierhalter, die versuchen, Tiere artgerecht (oder zumindest artgerechter) zu halten, den Besitzer eines „alternativen“ Schlachthofes (der grausam genug ist), Mitglieder von PETA, einen Veganer, der Schlachthöfe entwirft und viele andere, die sich mit dem Thema befassen.
Foer selbst hat nach den dreijährigen Recherchen für sich und seine Familie beschlossen, auf jeglichen Fleischkonsum zu verzichten. Sein Sohn wächst vegetarisch auf – und hier hat der Autor sich vorher ausführlich informiert: Eine vegetarische Ernährung bietet alles, was der Mensch braucht. Auch Kinder, Schwangere und Stillende werden ausreichend mit Nährstoffen versorgt. Mit diesem Buch hat der 1977 geborene Autor in den USA eine einzigartige Welle des Vegetarismus hervorgerufen.
Im Anhang findet man zahlreiche Anmerkungen, die es einem ermöglichen Foers Recherchen nachzuvollziehen. Alle Studien werden exakt belegt. Ganz zum Schluss wurde der deutschen Ausgabe noch ein Abschnitt zur Situation in Deutschland hinzugefügt – die sich gar nicht so sehr von der in den USA unterscheidet.

Das Buch ist gut verständlich. Es beruht nicht nur auf „harten“ Fakten, sondern auch auf sehr persönlichen Momenten, in denen Foer eindeutig klarstellt, dass er auch gerne Fleisch isst – es aber unter den gegebenen Umständen einfach nicht mehr kann. Hier findet man also keinen erhobenen Zeigefinger eines sektiererischen Moralapostels, sondern die echte Erschütterung eines ganz „normalen“ Verbrauchers, der einmal einen Blick hinter die Kulissen gewagt hat. Der Autor verzichtet auf unnötige Fachausdrücke und einen „abgehobenen“ Stil. Auf diese Weise ist es jedem Verbraucher möglich, über die Realität in der Massentierhaltung nachzulesen.

Das Buch richtet sich an alle Verbraucher. Es ist eines der Bücher, die man nicht im Regal verstauben lassen, sondern weitergeben sollte. Vegetarier werden viele ihrer Beweggründe bestätigt finden. Nicht-Vegetarier werden dazu angeregt, ihre Essgewohnheiten kritisch zu reflektieren, um danach bewusst ein Entscheidung über ihre Ernährungsgewohnheiten treffen zu können.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem Schutzumschlag versehen. Das Cover ist grün, der Titel „Tiere essen“ besteht aus lauter kleinen Tieren. Der Autorenname (in weiß) ist ebenfalls von einigen kleine Tieren umgeben (die mehr Platz haben, als die eng beeinander stehenden „Titeltiere“).
Im Innenteil findet man zwar keine Bilder, doch werden einige Dinge mit grafischen Mitteln (mit Schrift) verdeutlicht. Z.B. liest man über 5 Seiten hinweg dicht an dicht die Worte „Einfluss/Sprachlosigkeit/Einfluss/Sprachlosigkeit“ usw. - danach findet man die Erklärung: „Für die Ernährung des durchschnittlichen Amerikaners sterben insgesamt 21.000 Tiere – ein Tier für jeden Buchstaben auf den letzten fünf Seiten.“


Fazit
Tiere essen“ ist das bewegendste Buch, das ich in diesem Jahr gelesen habe. Gerade weil der Autor ohne erhobenen Zeigefinger schreibt, geht es einem wahnsinnig nahe. Ich wünsche ihm viele Leser, weil es vor Augen führt, wie wenig wir uns über ganz alltägliche und sehr wichtige Dinge, wie die Herkunft unserer Nahrung, Gedanken machen.



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün
Herzlichen Dank an den Kiepenheuer & Witsch-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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