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Monster. Dämon. Scheusal. Die Menschen halten mich für den Teufel. Aber was wissen sie schon über den Höllenkönig? Was wissen sie über Gut und Böse?

Die Menschen ... Kleine und schwächliche Wesen, die in Furcht leben. Dumme Kreaturen, blind und beschränkt. Die Menschen haben keine Ahnung ...

Ich heiße ARAWN. Ich bin der Herrscher der verbrannten Erde. Der König der Hölle. Der Herrscher der Toten. Die Menschen fürchten mich. Ich kenne kein Erbarmen. Ich verachte die Schwäche. Ich bin der Gott des Zorns. Der Gott der Rache ...

Doch das ist nicht immer so gewesen. Einst war ich ein Mensch, geboren aus dem Leib einer Mutter ...

 

ARAWN_02 

Originaltitel: ARAWN: LES LIENS DU SANG
Autor: Ronan Le Breton
Übersetzer: Tanja Krämling
Illustration: Sebastien Grenier
Verlag: Splitter-Verlag
Erschienen: 06/2010
ISBN: 978-3-86869-117-7
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahre

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Die Grundidee der Handlung
Die vier Brüder wurden von ihrer kriegerischen Mutter Siamh in die Ferne geschickt, um Ruhm zu erlangen, und so strebt jeder von Ihnen das Königtum in einem anderen Reich an. Während Arawn König Gresholm ablöst, wird Engus durch List König der Angeln. Math schwingt sich in Erin durch nackte Gewalt zum Herrscher auf, und Kern besiegt durch Geschicklichkeit den Machthaber der Skoten. Verbunden sind die Vier durch ihre Blutsbande, aber auch durch die Prophezeiung, dass einer zu einem Gott wird, während die anderen sterben. Siamh tut alles, um die Prophezeiung zu vermeiden. Doch das Schicksal nimmt seinen Lauf ...


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Sebastien Grenier setzt auf Tuschezeichnungen und aquarellartige Farben. Diese verschwimmen, besonders in den Bildhintergründen oft schon abstrakt, zu Formen und Flächen. Die Landschaften sind in ihrer Struktur zu erkennen und darin auch schön dargestellt, wenngleich ihr Aussehen doch grobe Züge hat, denn sonderlich detailliert sind sie nicht. Vielmehr geben sie durch Andeutungen und Schemen eine Ahnung von Gebirgsfelsen und Wäldern, aber auch von Bildtiefe, wo die Konturen in der Ferne noch undeutlicher werden. Besonders abstrakt wirkt Gresholms Festung. Das Zelt von Siamh und manche Innenansicht von Räumen sind etwas aufwendiger gezeichnet, aber immer noch mit verhaltener Genauigkeit wiedergegeben. Die nahe Umgebung, so der Steinkreis, in dem der Wolfsmensch der Kriegerin auflauert, hat eine feinere Ausarbeitung. Die Farben und Töne sind auf die einzelnen Szenen gut abgestimmt. Helle, kaltblaue Töne an Wintertagen, dunkle und nicht minder kalte Farben in den Winternächten, warme Farbtöne in den Räumen. Mal in helleren, mal in dunkleren Abstufungen, aber immer mit düsteren Zügen geht der Illustrator auf Ausschnitte der Hölle ein.

Ein besonderer Faktor in „ARAWN“ sind die Frauen. Sebastien Grenier greift in dieser Comicserie immer wieder auf das gleiche Frauenbild zurück: sie entsprechen typischen Comicheldinnen a la "Red Sonja", sind schön, oft mit durchsichtigen Stoffen, knapp oder gar nicht bekleidet, mit üppigen Formen der Weiblichkeit. Der Zeichner versteht es, seinen weiblichen Charakteren eine ordentliche Portion Sex-Appeal mitzugeben. Auffällig ist, dass die Brüste immer prall sind, aber grundsätzlich spitz zulaufen. Ein Liebesakt zwischen Deirdre und Arawn ist kurz, dafür aber unverblümt illustriert.
Siamh, die Mutter der vier Brüder, beeindruckt mit ihren eisblauen Augen und dem schneeweißen Haar. Sie ist stark, dominant und katzengleich in ihren Bewegungen. Die Wahl ihrer Kleidung unterstreicht ihre Schönheit - die Rüstungen martialisch, aber knapp, der graue Anzug darunter so enganliegend und sowohl die Muskeln wie auch die Weiblichkeit unterstreichend, als hätte sie ihren Körper eingefärbt. Dieser Eindruck verstärkt sich umso mehr, als dass Siamhs Körper nicht nur in einem nächtlichen Kampf gegen Wolfsmenschen wie nackt wirkt. Hierdurch vermittleln die Bilder eine erotische, aber auch sinnlich-elegante Note. An einer anderen Stelle trägt sie beim Holzhacken ein derart knappes Dress, dass selbst der Begriff „Unterwäsche“ noch zu viel beschreiben würde. Aber sie ist nicht die einzige, die entsprechend auffällt. Sei es nun die getreue Bogenschützin des Königs der Angeln, die abwärts der Gürtellinie fast nackt reitet, so knapp geschnitten ist ihre Bekleidung, die schöne Deirdre, die Gemahlin von Engus oder einige Statistinnen – sie alle werden Greniers Frauenbild gerecht.

In den meisten Zeichnungen der Charaktere mag man den letzten Feinschliff vermissen, nicht selten sind sie auch schon mal wirklich grob umgesetzt. Dennoch geht Grenier teilweise auf die vielen Einzelheiten von Siamhs Kleidung und ihres Körpers ein, arbeitet bei einem Bildausschnitt der Augenpartie bis in die Wimpern genau. An anderer Stelle, so auf Seite 24, sind die Zeichnungen der Figuren sehr klar und überaus detailliert. Math wird hier als kaltblütiger Schlächter, muskelbepackt und nur wenig gerüstet, gezeigt. Überhaupt ist das Bild der männlichen Krieger genauso konsequent wie Greniers Vorstellung der weiblichen Darsteller: sie strotzen vor Muskeln und Kraft und erinnern an die frühen Conan-Verfilmungen mit Arnold Schwarzenegger. Die Wolfsmenschen, größer als Menschen und mit rot- oder goldleuchtenden Augen sowie mächtigen Reißzähnen Dämonen gleich, strahlen in ihrem ganzen Auftreten Brutalität aus, auch die Form ihrer Waffen entspricht diesem Eindruck.

Stimmungsvollste Impressionen, wie das erste Bild auf Seite 20, stehen in Kontrast zu den nicht selten gewalttätigen Abschnitten. Fast durchweg brutal und wenig zurückhaltend sind die Kampf- und Schlachtszenen. Das Blut spritzt ordentlich, wenn Siamh den ganzen Torso des Wolfsmenschen aufschlitzt, die Gedärme hervorquellen und die Köpfe ihrer Gegner abreißt. Noch heftiger wird die Szene, in der Arawn König Gresholm – im wahrsten Sinne des Wortes – auseinandernimmt. Dies ist nichts für Zartbesaitete und zu junge Leser.

Weiße Schrift in schwarzen Kästen begleitet die Handlungen aus Sicht eines unabhängigen Erzählers, der von der Geschichte Arawns berichtet. Demgegenüber sind die meisten Dialoge in klassischer schwarzer Schrift auf weißem Grund gehalten – außer der Arawn der Gegenwart spricht als Herrscher der Hölle. Die Panels sind zwar immer rechteckig, aber in ihrer Größe – vom recht kleinen Bild bis zur doppelseitigen Darstellung – und Anordnung flexibel eingesetzt.


Aufmachung des Comics
Die Gestaltung orientiert sich klar an der von Band 1, worin man sofort die Serie wiedererkennt. Die Rückseite sowie die Motive und der Farbton der bedruckten Vorsatzpapiere des im typischen Verlagsformat und fest eingebundenen Comicbandes sind sogar identisch mit dem von Band 1. Der beim Frontcover verwendete Zeichenstil gibt einen guten Einblick in die Arbeiten des Illustrators, die den Leser im Inneren gewinnen. Sowohl die Verarbeitung, als auch die Wahl des Papiers, auf die der Comic gedruckt wurde, sind – wie man es von Splitter nicht anders kennt – auf sehr hohem Niveau.


Fazit
Die vier ungleichen Brüder gehen ihren eigenen Weg, jeder zieht aus, um auf seine Weise die Herrschaft eines Königtums an sich zu reißen. Entsprechend erwarten einen in „Blutsbande“ viele Kampf- und Schlachtszenen, oftmals sehr brutal dargestellt. Sebastien Greniers Tuschezeichnungen dürften nicht jedermanns Geschmack sein, entsprechen aber dem Konzept der Geschichte.


3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Bran der Verdammte

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