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Juan hasst mich, er ist von Neid zerfressen. Zwischen uns gab es nie Bruderliebe. Zwischen uns war immer nur Hass. Wir sind in tiefem Hass verbunden. Um mich zu vernichten, sind ihm die niedersten Mittel recht. Selbst vor Chiaro macht er dabei nicht halt, der Narr! Ich muss ihn von seinem jämmerlichen Dasein erlösen, bevor ernoch mehr Unheil anrichtet ... 

 

 

Originaltitel: Kantatera Vol. 5
Autor: You Higuri
Übersetzer: Satoshi Yamada
Illustration: You Higuri
Verlag: Carlsen Manga
Erschienen: November 2004
ISBN: 3-551-77345-9
Seitenzahl: 192 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Die romantisch-melancholische Thematik des letzten Bandes wird kaum mehr aufgegriffen. Nach einem kurzen unbeschwerten Einstieg mit Lucrezia und Chiaro beim Karnevalsumzug überwiegt die Düsternis. Cesare muss sich wieder einiger Hasstiraden und Mordintrigen erwehren, von denen sogar Chiaro einen Teil abkriegt, nur kommt der Feind diesmal nicht aus politischen oder kirchlichen Lagern, sondern aus der eigenen Familie. Mithilfe der dunklen Mächte ist die Entledigung derer, die sich Cesare in den Weg stellen, normalerweise ein Kinderspiel, doch wird er kaltblütig oder besessen genug sein, den eigenen Bruder zu töten?
Chiaro plagen noch ganz andere Sorgen. Da die Dämonen immer größere Anteile von Cesares Wesen beherrschen, könnte er viel schneller an sein Versprechen erinnert werden, als ihm lieb ist. Wäre er im entscheidenden Moment tatsächlich fähig, seinen besten Freund zu töten? Volpe dagegen ist es herzlich egal, ob sein Herr von dunklen Mächten zerfressen wird, hauptsache der gelangt dadurch an Macht und Ruhm.

Obwohl sich der Himmel über Cesares Zukunft immer stärker verfinstert, scheint er noch nicht völlig verloren, solange ihm ein so treuer Weggefährte wie Chiaro zur Seite steht. Deshalb hofft und bangt man als Leser, dass doch noch irgendwie alles gut wird und freut sich auf den nächsten Band.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Diesmal wird dem Fantasy-Anteil viel mehr Platz eingeräumt als in den Bänden zuvor, worin der historische Hintergrund dominierte. Da die Dämonen immer mehr auf Cesares Wesen übergreifen und ihn beherrschen, stellt sich diesmal die Herausforderung an die Magaka, diese Verwandlungen dem Leser auch optisch deutlich zu machen – und ich kann nur sagen, es gelingt ihr hervorragend in wirklich atemberaubenden Bildern. In den Hintergründen sieht man z.B. dunkle, aufwühlende Wirbel während Cesares Gesicht überschattet ist, der heran gezoomte Blick wirkt stechend und unnatürlich und die Augenfarbe wird golden. Seine Feinde erkennen im Angesicht des „Monsters“ voller Entsetzen, dass ihr Leben gleich ein Ende nimmt. Nur zu gern würde auch ich diese goldenen Augen sehen wollen, da sehnt man sich selbst als eingefleischter Mangaleser eine farbige Optik herbei.

Eine im wahrsten Sinne des Wortes „überirdisch“ schöne, fantastische und sehr stimmungsvolle Bilderstrecke spielt sich in und um Vannozzas abgebrannter und nun wieder auferstandener Villa ab. Außerhalb der Villa verfinstert sich plötzlich der Himmel und ein heftiger Wind kommt auf, der sogar die Blättchen von den Blüten zerrt und sie wild durch die Luft wirbeln lässt. Den ums Haus gezogenen Bannkreis veranschaulicht die Zeichnerin, indem sie die Vertikalen kreisartig abrundet. Drinnen schwebt Vannozza mit weit ausgebreiteten weißen Vogelschwingen an der Decke und lockt Cesare mit süßen, schmeichelnden Worten in ihren Bann. Der lauscht ihr mit entrücktem Gesichtsausdruck und vom Wind wehenden Haaren und aufbauschenden Gewändern, bis auch er mit weißen Vogelschwingen zur ihr in die Lüfte abhebt. Chiaro kann zwar telepathisch spüren, dass sein Freund in Gefahr ist, muss aber letztendlich hilflos zusehen, wie Cesare dem Bann der Dämonen erliegt.

In diesem Band sieht man auch viel von Cesares jüngeren Halbbruder Juan. Um einiges kleiner und schmächtiger als Cesare, ist er in seiner gesamten Erscheinung und seinem gestelzten Auftreten sofort als ein geschniegelter Wichtigtuer zu erkennen, der zwar groß im Töne spucken ist, aber wenn’s brenzlig wird, wie ein feiger Hund den Schwanz einzieht und die Drecksarbeit lieber den anderen überlässt. Nachdem sein Versuch, Cesare zu vergiften fehlschlug, stehen sich die Brüder dann im finalen Countdown hasserfüllt von Angesicht zu Angesicht gegenüber. In den nachfolgenden Bildern geht die Mangaka sehr subtil vor und erspart einem zum Glück das volle Ausmaß der Grausamkeit in ihren Zeichnungen.

Zu den Panels und den Textdarstellungen möchte ich nichts mehr schreiben, denn wer bis hierher in der Serie gekommen ist, wird wissen was ihn erwartet.


Aufmachung des Manga
Der 5. Band reiht sich in seiner edler Aufmachung nahtlos in die Serie ein. Der Handlung vorangestellt sind wieder die Personenübersicht, eine kurze Inhaltszusammenfassung sowie eine Karte Italiens zum Ende des 15. Jahrhunderts. Das Nachwort der Autorin ist diesmal mangaartig gezeichnet und beinhaltet Reiseanekdoten aus Italien, wo sie sich wieder einmal zur Recherche befand.

Das liebevoll ausgearbeitete Titelbild vermittelt den gleichen Stimmungsmix wie der Inhalt. Es zeigt einen gequälten, gepeinigten Cesare. Stachelige Dornen ranken sich um seinen Körper und ritzen ihm die Haut blutig auf, während im Hintergrund die Grabkreuze den Tod symbolisieren. Einzig der helle Sonnenfleck inmitten des wolkenverhangenen, dunklen Horizonts verheißt noch einen Funken Hoffnung.


Fazit
Traumhaft schöne, ausgedehnte Fantasy-Szenen und eine hasserfüllte Fehde zwischen Brüdern erwarten den Leser in Teil 5 von Cantarella. You Higuri hält die Serie auch mit diesem Band wieder auf dem höchsten Niveau, das Mangas bieten können – besser geht’s nicht!


5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
- Band 1
- Band 2
- Band 3
- Band 4

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