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„Moses“, rief Jo, „ich habe gedacht, wir sind alle Freunde“.
„Tja“, erwiderte der, „aber wir sind auch Piraten.“
„Nein, ich bin Pirat“, fiel ihm Hannah ins Wort. „Und unter Piraten hat Freundschaft nun mal nichts zu bedeuten.“

Hannah, Will, Jo und Moses haben es geschafft: Sie sind im Besitz des kostbaren Amuletts und machen sich damit auf die Suche nach der geheimnisvollen Insel des vergessenen Volkes, wo sich ein sagenhafter Schatz befinden soll! Doch die Schatzsuche ist weitaus schwieriger als gedacht – nicht nur, weil Talleyrand und die von ihm angeheuerte Piratencrew ihnen dicht auf den Fersen sind. Zudem hat Aweiku, die Prinzessin der Insel, ganz eigene Pläne: Sie will die Insel für immer in eine andere Welt verschwinden lassen – und damit den Schatz, der seinem Besitzer ungeahnte Macht verleiht, vor der Habgier der Menschen schützen. Doch Hannah und Will wären keine echten Piraten, wenn sie sich die Reichtümer entgehen lassen würden! Als Talleyrand und die Piratenhorde die Insel angreifen, müssen sie sich für eine Seite entscheiden ...

 

Honky_Tonk_Pirates_02 

Autor: Joachim Masannek
Verlag: cbj Verlag
Erschienen: 11/2010
ISBN: 978-3-570-15266-9
Seitenzahl: 224 Seiten

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Grundidee der Handlung
Die Inhalte des Buches sind bereits sehr gut zusammengefasst, so dass jede weitere Ausführung nur zu viel von der Geschichte verraten würde. Auch im zweiten Teil der Piratenstory geht es turbulent zu, wenn sich Will, Jo, Moses und Honky Tonk Hannah in ihre Abenteuer stürzen. Hierbei verquirlt der Autor geschickt das Piratenleben mit mythologischen und fantastischen Elementen und setzt damit Akzente durch tolle Ideen.


Stil und Sprache
Das erste Kapitel des zweiten Teils von „Honky Tonk Pirates“ schließt nahtlos an den Abschluss des Vorgängerbandes an. Joachim Masannek braucht nicht lange, um in Fahrt zu kommen, und reißt den Leser dabei gleich mit. Fast sofort wird die Spannung wieder aufgegriffen und bis zum Höhepunkt kontinuierlich gesteigert, sodass die Seiten – auch dank der knapp gehaltenen Kapitel – dahin fliegen. Mit Witz und Dynamik laufen die Ereignisse ab, während Bilder im Kopf entstehen und die Geschichte wie ein Film vor dem inneren Auge dahin fließt. Dies gelingt dem Autor nicht zuletzt durch das richtige Maß an Beschreibungen, mit denen die Vorstellungskraft des Lesers geweckt wird, ohne ihn mit Details zu überfrachten. Bei der einen oder anderen Einzelheit konnte ich der Erläuterung zwar nicht völlig folgen, doch hier half dann die eigene Fantasie aus, um wieder ein passendes Gesamtbild zu erzeugen.

Die Sprache, welcher sich Masannek bedient, ist auf das empfohlene Lesealter angepasst, auf schwierige Fremdworte wird verzichtet. Dem Vergessenen Volk gibt er eine eigene Sprache, werden aber Worte oder Sätze in ihrer Aussprache verwendet, finden sich die Übersetzungen als Fußnoten am unteren Ende der Seite. Die so eingeflochtenen Begriffe geben dem Volk einen umso glaubwürdigeren Charakter, sind aber gleichzeitig so dosiert, dass sie den Lesefluss möglichst nicht stören.
Ein Pirat wäre kein Pirat, wenn er nicht auch mal fluchen würde, aber auch hier hat der Autor darauf geachtet, harte Fluchworte zu vermeiden und stattdessen – beispielsweise Hannah – eher liebenswerte Verwünschungen wie „verflucht“ oder „verfuchst“ in den Mund zu legen. Will hat da seine ganz eigene Art, wenn er sein Erstaunen oder seinen Ärger mit „Heiliger Flitzfliegenschiss“ ausdrückt. Ähnlich geht der Schriftsteller mit Kampfszenen um – er beschreibt sie lebhaft, verzichtet aber so weit wie nur irgend möglich auf die Darstellung von Gewalt, sondern verpackt die Ereignisse vielmehr in Worte, die  jederzeit absolut kindgerecht bleiben.

Masannek schreibt aus der Sicht eines Erzählers, der den jeweiligen Figuren - allen voran natürlich Will - über die Schulter schaut und sie begleitet. Doch er bleibt nicht nur bei Will, sondern bedient sich mehrerer Handlungsstränge, die sich einander bedrohlich annähern und für Atmosphäre sorgen, während sie Stück für Stück verflochten werden.


Figuren
Liebevoll und glaubhaft sind die Figuren, die Joachim Masannek für seine Geschichten erschafft. Er verzichtet – bis auf Talleyrand, der absolut böse und von seinem Ehrgeiz nach Macht förmlich zerfressen ist – auf Schwarz-Weiss-Malerei, jeder verfolgt eigene, nachvollziehbare Ziele. Wie das bei Piraten so ist, spielt dabei jeder Charakter sein eigenes Spiel, und der Leser, der herauszufinden versucht, wem wer noch trauen kann, kommt erst langsam hinter die Vielzahl der Geheimnisse, die hier jeder hütet. Doch nach und nach werden die Fragen beantwortet und ergeben ein Bild von den Motiven.

Im Vordergrund steht natürlich Will – eigentlich Willfried Zacharias Karl Otto Stupps – der immer mehr zu dem Pirat wird, der er sein möchte. Er ist frech und nicht auf den Mund gefallen und findet in den richtigen Momenten seinen Mut. Sein Alter merkt man ihm dann an, wenn er in für ihn peinlichen Momenten rot wie eine Tomate werden kann. Nachdem er auf Aweiku trifft, macht er eine große Wandlung durch, und zuletzt steht er vor einer schwierigen Entscheidung …
Jo, Wills Freund, ist – wie auf Seite 112 treffend beschrieben – „kein Pirat. Eher das Gegenteil. Er ist absolut ehrlich, auch wenn du dir das nicht vorstellen kannst, dass es sowas gibt“. Doch auch bei ihm weiß man diesmal nicht so ganz, auf wessen Seite er sich schlägt. Hannah, die beste Piratin der Welt, ist exzentrisch, was sie aber nur noch liebevoller macht. Ohne das passende Outfit – besonders einen Hut und darauf abgestimmtes Schuhwerk – gibt sie als Kapitänin des Fliegenden Rochens noch nicht einmal Befehle, wenn es langsam brenzlig wird. Kommt sie endlich voll angekleidet aus ihrer Kajüte, ist ihr Auftritt aber umso cooler.

Blind Black Soul Whistle, der gefährlichste Pirat, ist zwar blind, aber dies behindert ihn keineswegs. Seine übrigen Sinne sind so geschärft, dass er sogar Blicke spürt, Emotionen riecht und feinste Körperbewegungen hören kann, und mit seinen Fähigkeiten den Leser immer wieder in Erstaunen versetzt. Doch mehr und mehr überrascht er den Leser mit Seiten, die man an ihm nicht erwartet hätte.


Aufmachung des Buches
Die Gestaltung ist eng an den ersten Teil, Das verheißene Land, angelehnt, die Zweiteilung – der obere Bereich des Covers in Schwarz gehalten, der untere zeigt einen Bildausschnitt – wurde beibehalten. Während auf dem schwarzen Grund das silberne Piratenemblem über dem rotmarmorierten Serienschriftzug prangt, sind im unteren Teil Will und Prinzessin Aweiku zu sehen.

Ebenfalls beibehalten wurde die Gliederung des Inhalts in drei Teile, die jeweils mit einer inhaltlich passenden, schön gezeichneten Skizze eröffnet werden. Die Seitenzahlen sind diesmal mit Rankenzeichnungen eingerahmt, die auf den Dschungel der Insel und die berankte Wand des unterirdischen Schatzsaals hinweisen könnten.


Fazit
Band zwei der Piratenserie geht turbulent weiter, während man Will, Jo, Moses und Honky Tonk Hannah bei ihren Abenteuern begleitet. Schöne Ideen in der Umsetzung und Masanneks gut auf das Alter der Leserschaft abgestimmter Stil machen „Honky Tonk Pirates“ zu einem Erlebnis für jüngere wie ältere Leser.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Das verheißene Land

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