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Kategorie: Hobby

Wie wäre es, wenn Sie heute an einem Workshop von Virginia Woolf teilnehmen könnten? Danell Jones ermöglicht einen einzigartigen Blick in die Schreibwerkstatt dieser großen Schriftstellerin. Sie lässt sie instruktive Ratschläge geben, zeigt beispielhaft wie Virginia Woolf beim Schreiben experimentiert und welche Inspirationsquellen sie genutzt hat, und wie wichtig der legendären Schriftstellerin das Lesen, Laufen und Üben war.
Praktische Schreibanregungen aus Virginia Woolfs bekanntesten Werken führen den Leser beim Lernen mitten hinein in die Literatur dieser einzigartigen Erzählerin.

 

  Autor: Danell Jones
Verlag: Autorenhaus-Verlag
Erschienen: 09/2008
ISBN: 3-978-3-86671-033-7
Seitenzahl: 160 Seiten 


Stil und Sprache
Der Stil des Buches ist sehr gewöhnungsbedürftig, hat Danell Jones es doch beinahe ausschließlich aus Zitaten von Virginia Woolf „zusammengebastelt“. Diese das Buch beherrschenden Zitate sind kursiv gedruckt, was auf Dauer anstrengend zu lesen ist, gibt es doch nur wenige (Halb-)Sätze, die von der Autorin als Bindeglieder eingefügt wurden und somit nicht kursiv gedruckt sind.
Insgesamt wirkt diese gestellte Situation zu gekünstelt, zu steif, als dass man darin eintauchen könnte und sich tatsächlich vorstellen kann, in einem Workshop mit Virginia Woolf zu sitzen.


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Danell Jones hat Briefe, Essays, Tagebücher und Romane von Virginia Woolf studiert, um dieses Buch schaffen zu können; ein Buch, in dem Virginia Woolf als Dozentin Kreatives Schreiben lehrt – was sie tatsächlich nie getan hat.
Das Buch ist in zwei Teile gegliedert: Der erste Teil befasst sich mit den fiktiven Seminarsitzungen - sieben an der Zahl, von der jede einen Aspekt aus Virginia Woolfs Schriftstellerleben behandelt und mit Schreibanregungen endet. Schade finde ich, dass die Überschriften der einzelnen Seminarsitzungen nicht immer zum Inhalt des Kapitels passen oder dort aufgeworfene Fragen (Wann ist man ein Schriftsteller? Was, wenn man nicht gut genug ist?) nicht konkret beantwortet werden.
Innerhalb der einzelnen Seminarsitzungen wird betont, wie wichtig eine regelmäßige Schreibroutine ist („Vorbereiten“), wie man als Schriftsteller Geld verdient, oder auch eben nicht, und wie wichtig ein Schreibplatz ist, an dem man ungestört arbeiten kann („Arbeiten“). Und es ist unerlässlich, sich beim Schreiben selbst treu zu bleiben, zu experimentieren und sich nicht an Regeln und bewährten Mustern „festzuklammern“ („Erschaffen“). Die vierte Sitzung („Spazierengehen“) befasst sich mit Virginia Woolfs Leidenschaft für das Spazierengehen und dass dieses wichtig ist, um den Geist zur Ruhe zu bringen und die Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Die Seminarsitzung „Lesen“ befasst sich in erster Linie mit dem Schreiben von Essays und streift das eigentliche Thema nur am Rande, ebenso die Seminarsitzung „Veröffentlichen“; hier geht es mehr um Virginia Woolfs eigenen Verlag und ihre Meinung zur Poesie, als darum, wie man sein Manuskript bei einem Verlag unterbekommt. Die einzige Aussage, die sich auf das Veröffentlichen bezieht ist, dies nicht zu tun, bevor man 30 ist, um die Freiheit zu haben, für sich selbst und nicht für andere zu schreiben.
Der zweite Teil liefert Anregungen für Schreibübungen zur Erzähl- und Romankunst, für nichtfiktionale Prosa und zur Poesie. Diese Übungen sind Virginia Woolfs Essays, Romanen und autobiografischen Texten entnommen. Die Übungen beschäftigen sich mit verschiedenen Aspekten des Schreibens, wie dem Anfang, der Struktur und den Szenen eines Romans, dem Schreiben einer Biografie oder eines Essays und zu guter Letzt dem Experimentieren. Dieser zweite Teil dürfte eine Fundgrube für (angehende) Schriftsteller darstellen, die zum Schreiben animiert und neue Möglichkeiten aufdeckt.
Um das Handwerk des Kreativen Schreibens zu erlernen, gibt es jedoch deutlich bessere, lehrreichere Bücher.


Aufmachung des Buches
Das Cover ist schlicht, aber ansprechend gestaltet. Dass der Titel nicht ins Deutsche übersetzt wurde, mag daran liegen, dass so die Anfangsbuchstaben der Wörter wunderbar zusammen passen, ansonsten ist es mir nicht zu erklären.
Das Buch beginnt mit einer Danksagung, gefolgt von einem Vorwort, in dem Danell Jones dem Leser aufklärt, wie sie zu all den Informationen gekommen ist und warum sie überhaupt dieses Buch geschrieben hat. Am Ende des Buches findet man eine Essay-Sammlung und ein Quellenverzeichnis der im Buch verwendeten Zitate.


Fazit
Erhofft man sich von diesem Buch einen Leitfaden des Kreativen Schreibens, wird man enttäuscht. Möchte man etwas über Virginia Woolf, ihr Leben als Schriftstellerin und ihre Ansichten zum Kreativen Schreiben erfahren, ist es durchaus lesenswert, auch wenn die Umsetzung gewöhnungsbedürftig ist. Da es sich jedoch in erster Linie – laut Titel und Buchrückentext – um einen Schreib-Workshop handeln soll, kann ich nur 2,0 Sterne vergeben, denn wie es in der Schule so schön heißt: Thema verfehlt!


2 Sterne


Hinweise
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