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Jedes Kleid hat ein Geheimnis. Jede Frau auch.

Endlich ist Phoebes großer Traum wahr geworden: Sie hat einen Laden für Vintage-Mode eröffnet. Jede der rauschenden Abendroben erzählt eine Geschichte. Und nichts macht Phoebe glücklicher, als das richtige Kleid für die richtige Frau zu finden. Doch noch immer überschattet ein schreckliches Ereignis ihr Leben. Damals hat sie nicht nur ihre große Liebe verloren, sondern auch die beste Freundin – für immer. Erst als Phoebe die Französin Thérèse kennenlernt, findet sie die Kraft, sich der Vergangenheit zu stellen. Denn die alte Dame weiß, was Schuld bedeutet …

 

 

Originaltitel: A Vintage Affair
Autor: Isabel Wolff
Übersetzer: Elvira Willems
Verlag: rowohlt
Erschienen: 12/2010
ISBN: 978-3499252860
Seitenzahl: 428 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Als mir dieses Buch in die Hände fiel, war ich zunächst skeptisch. Ein Liebesroman? Der deutsche Titel lässt darauf schließen, allerdings sagt der Rückentext gar nicht so viel über Liebe. Und es ist eigentlich auch kein Liebesroman, sondern die Geschichte einer Frau, die sich selbst wiederfinden muss. Dazu erzählt der Rückentext schon ziemlich alles und dahinter steckt keineswegs eine seichte Schnulze, sondern ein durchaus beachtenswerter Roman, der sich mit Schuld, Vergebung, Verzeihen und ja, auch mit Liebe auseinandersetzt. Das alles ist unterhaltsam mit einer originellen Idee - der Vintage-Mode - verknüpft, so dass ein hübscher, passender Rahmen dazukommt. Wie allerdings der wirklich schnulzige deutsche Titel zustande gekommen ist, dessen Doppeldeutigkeit (Stoff = Kleiderstoff = Vintage-Mode) sich auf den ersten Blick ja nicht erschließt, das bleibt mir wohl auf ewig verborgen …


Stil und Sprache
Phoebe erzählt in der Ich-Form ihre Geschichte und beginnt mit der Eröffnung ihres Ladens. Was zuvor passiert ist, warum sie ihre Verlobung mit Guy gelöst und ihre Freundin Emma verloren hat, das wird erst in Gesprächen mit unterschiedlichen Leuten, unter anderem der Französin Thérèse, nach und nach aufgeklärt. Thérèse erzählt Phoebe dafür im Gegenzug ihre eigene Lebensgeschichte, aber auch das geschieht nur häppchenweise und mit Unterbrechungen. So schafft es Isabell Wolff, die Spannung lange aufrecht und ihre Leserinnen bei der Stange zu halten. Sehr persönlich sind Phoebes Gedanken, so dass man ihr von Anfang an sehr nahe ist und auch mit ihr fiebert, was die unterschiedlichen Männer in ihrem Leben angeht.

Den perfekten Rahmen für diese facettenreiche Geschichte bildet Phoebes Vintage-Modeboutique, in der sie alte Modell- und Couture-Kleider verkauft und sich bemüht, für jedes Kleidungsstück den passenden Menschen zu finden. Diese kleinen Storys am Rande machen den besonderen Charme der Handlung aus, man freut sich mit Katie, die lange auf ihr Traumkleid sparen musste, man trauert mit der jungen Frau, die „ihr“ Kleid zum Trost braucht, um eine Lebenskrise zu bewältigen, das alles bringt einen Touch Romantik in eine sonst gar nicht so leichte Geschichte und ist im Übrigen penibel recherchiert und mit viel Detailwissen zum Thema Vintage-Mode angereichert.

Sprachlich wird der Roman dem angepeilten Genre gerecht, leicht zu lesen und ohne allzu großen Anspruch vermittelt Isabell Wolff eine Stimmung, die an eine nette Plauderei erinnert, eine Geschichte, die man gern bei einer Tasse Tee vor dem warmen Kamin erzählt bekommt. Was mich dazu noch positiv überrascht hat, ist, dass auch am Ende noch lange nicht alles „Friede, Freude, Eierkuchen“ ist, sehr gelungen!


Figuren
Phoebe und ihr Leben stehen im Zentrum dieser Geschichte, alle anderen Figuren umschwirren sie wie kleine Planeten oder Sterne und tragen ihren Teil zur Handlung bei. Ohne große Einführung geht es los und erst nach und nach erfährt man als Leser die Details aus Phoebes Vergangenheit, immer im Zusammenhang mit anderen Beteiligten, sei es ihre Assistentin Annie, die sie ein bisschen ausfragt oder der Journalist Dan, der ein Interview mit Phoebe macht. Phoebe ist zutiefst verunsichert, weil sie einen großen Fehler gemacht hat, unter dem andere schwer zu leiden hatten. Ihre enormen Schuldgefühle versucht sie mit Arbeit und Beschäftigung zu bekämpfen, das gelingt aber nur bedingt. Erst langsam bekommt sie wieder Spaß am Leben und erleidet immer wieder Rückschläge. Sie wirkt sehr glaubwürdig und wahrhaftig auf den Leser, ist trotz ihrer Leidenschaft für Mode kein Püppchen, sondern eine im Leben stehende, konsequente Frau, sehr sympathisch und trotz aller Zweifel selbstbewusst.

Miles ist ein Konkurrent bei einer Versteigerung um ein Abendkleid und trotz seines Alters für Phoebe sehr anziehend. Er wirkt sehr distinguiert, aber auch ein bisschen weltfremd, vor allem, was seine Tochter Roxy angeht, ist er blind vor Liebe. Die Art, wie er sich von Roxy um den Finger wickeln lässt und seine Reaktionen Phoebe gegenüber lassen ihn nicht immer glaubwürdig erscheinen, hier wäre ein etwas differenzierterer Charakter schön gewesen. So wird Miles auf einige wenige Eigenschaften reduziert, was ihn etwas blass wirken lässt.

Dann ist da noch Dan, der leicht chaotisch wirkende Journalist, der in meinen Augen ein sehr gelungener Typ ist, Thérèse, die vornehme, zunächst ein bisschen abweisend wirkende Lady mit einem großen Geheimnis, Guy, Phoebes Verflossener, und außerdem viele weitere Nebenfiguren, die es nicht unbedingt gebraucht hätte, die aber, wie oben schon erwähnt, der Handlung viel Atmosphäre verleihen. Sie alle werden ihrer Rolle entsprechend ausgearbeitet und tragen ihren Teil zur Geschichte bei.


Aufmachung des Buches
Genauso irreführend wie der Titel ist auch das Cover dieses Taschenbuchs. In einem Weizenfeld steht eine junge Frau in einem weißen Spitzenkleid und hält ein rotes Tuch in den Wind. Was das mit der Geschichte zu tun hat? Gar nichts, und deshalb könnte ich mir auch eher eine Schaufensterdekoration mit Vintage-Kleidung oder eine Kleiderpuppe als Motiv vorstellen … Innen gibt es einen kurzen Prolog aus dem Jahre 1983, fünfzehn recht lange Kapitel und einen Epilog.


Fazit
Eine schöne Geschichte, hinter der mehr steckt, als es Titel und Cover vermuten lassen. Das Thema Vintage-Mode ist noch nicht abgenutzt und wirklich interessant, so dass am Ende angenehme, aber keine seichte Unterhaltung für lange Winterabende dabei herauskommt.


4 Sterne


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