Ägypten im 12.Jahrhundert v. Chr.: Der greise Pharao Ramses III., Hüter der göttlichen Ordnung und Garant des Friedens, kann das Land kaum noch regieren. Es drohen Chaos und Vernichtung, es droht die Herrschaft von Seth, dem grausamen Gott der Verwüstungen. Die Feinde des Herrschers versuchen, seine Schwäche auszunutzen. Eine Haremsverschwörung, angeführt durch die Königliche Nebenfrau Tija, plant die Ermordung des Pharao - ohne Rücksicht auf die Folgen eines solchen Frevels.
Vor diesem historisch ungemein fesselnd und detailreich geschilderten Hintergrund erzählt Judith Mathes in ihrem Roman die Geschichte einer Liebe: Die junge Dienerin Achtaj, die von der Verschwörung erfährt und Ramses III. schützen möchte, verliebt sich in den Heiler Cheru-ef. Gemeinsam kämpfen sie für das Leben des Pharaos - und gegen die Herrschaft Seths.
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Autor: Judith Mathes |
Die Grundidee der Handlung
Der Pharao Ramses der III. ist ein kranker alter Mann, der nach Ansicht einiger seiner Nebenfrauen und hohen Beamten nicht mehr fähig ist, Ägypten zu regieren. Darum wollen einige seiner vermeintlichen Vertrauten durch Erpressung, Mord und Totschlag einen seiner Söhne, den von ihnen auserwählten Prinz Pentawer, auf den Thron setzen. Doch um das bewerkstelligen zu können, müssen sie den regierenden Pharao, seinen Thronfolger und alle anderen Thronanwärter töten, die vor ihrem Kandidaten das Anrecht auf Ägyptens Herrschaft haben könnten. Achtaj, die junge Dienerin der Königlichen Nebenfrau Tija erfährt von dem Komplott gegen Ramses III. und muss nun ebenso um ihr Leben fürchten wie der junge Heiler Cheru-ef, der von den Verrätern zur Mitarbeit erpresst wird. Als Achtaj den ahnungslosen Pharao warnen will, gerät sie in höchste Gefahr, denn die Verräter sind ihr immer einen Schritt voraus. Cheru-ef und Achtaj geraten immer tiefer in das Netz der Verschwörung und bald weis keiner mehr von ihnen, wer Freund und wer Feind ist.
Im ägyptischen Turin liegt der Papyrus über eine Gerichtsverhandlung, bei der über die Verschwörer gegen Ramses des III. zu Gericht gesessen wurde. Die Autorin hat um die möglichen Hintergründe dieser Intrige eine höchst fesselnde und interessante Geschichte geschaffen.
Stil und Sprache
Das Buch ist in der dritten Person geschrieben und beginnt mit dem Ende der Geschichte. In dem kurzen "Nachspiel" wird ein adeliger junger Mann in einer einsamen Felshöhle für sein Verbrechen gegen den Pharao von einer, ihm gut bekannten, Person vergiftet. Da die Autorin keine Namen der Beteiligten nennt, hat sie die Leser perfekt am "Haken", denn jetzt ist man sehr gespannt, wer das Opfer ist und warum es sterben muss. Dann beginnt die Geschichte. Ab hier wird die Handlung bis zum Ende chronologisch weitererzählt. Die detailgenauen und gleichzeitig kurzweiligen Beschreibungen von Judith Mathes führen den Leser in die faszinierende Welt des alten Ägyptens ein und erwecken eine glanzvolle Kultur wieder zum Leben. Da die Figuren sehr gut ausgearbeitet sind, kann man sich die jeweiligen Szenen mühelos vorstellen. Die Verschwörung ist hervorragend auf- und geschickt in die Lebenssituation der Protagonisten eingebaut. Mit jeder Seite taucht der Leser tiefer in die Zeit von Ramses III. ein und erfährt eine Menge über das Leben, Lieben und Leiden der Menschen in dieser Zeit. Das fördert das Verständnis für viele Entscheidungen der Verschwörer und ihrer Gegner, sodass der Leser die Gründe der Protagonisten gut nachvollziehen kann. Gerade die Abhängigkeit der Ägypter, egal ob einfacher Bauer, Beamter oder Nebenfrau, von den Launen des Pharaos wird eindrucksvoll dargestellt. Auch das gegenseitige Unverständnis für die jeweiligen Bedürfnisse zwischen der herrschenden Klasse und den einfachen Bauern kommt sehr gut zum Tragen. Tatsächlich kann man auch einige Parallelen zur heutigen Zeit finden, wo es zwar keine Pharaonen mehr gibt, aber die Standesunterschiede zwischen Reich und Arm und zwischen Regierungsbeamten und dem "gemeinen Volk" sind auch in unserer modernen Zeit nach wie vor Realität.
Besonders die Gefühle von Cheru-ef, der im Glauben etwas Richtiges zu tun, anfangs die Machenschaften der Verschwörer freiwillig unterstützt, dann aber ihre Taten immer kritischer hinterfragt, bis er von den Rädelsführern mittels Erpressung zur Mitarbeit gezwungen wird, machen den Roman sehr lebensnah. Seine Gefühle für Achtaj sind äußerst dezent in die Geschichte eingebracht und dadurch umso eindringlicher. Die gefährliche Position Achtajs im Harem, die als Dienerin vollkommen von den Launen und dem Schutz ihrer Herrin abhängig ist und Ungehorsam oder der Unwillen ihrer Herrin jederzeit ihren Tod bedeuten könnte, wird im Lauf der Geschichte immer deutlicher. Die Verschwörung zieht sich von Beginn an durch das Buch und mit jedem Detail, das der Leser im Laufe der Handlung entdeckt, wird die Geschichte packender. Es lässt sich gut erkennen, dass sich die Autorin in dieser Zeit wie zu Hause fühlt. Einige kleine Logikfehler im Text werden von der hohen Spannung mühelos überspielt und fallen - wenn überhaupt - erst viel später auf.
Figuren
Die Figur des Cheru-ef ist gut ausgearbeitet und sein innerer Zwiespalt macht ihn besonders glaubwürdig. Seine Handlungen und Fragen sind deshalb gut verständlich und leicht nachvollziehbar.
Achtaj hat einerseits mit den Kindern der königlichen Nebenfrauen den Unterricht besucht, andererseits hat sie aber nur jene Rechte, die ihr von ihrer Herrin gewährt werden. So ist sie einerseits "mächtig" und kann sich etwas mehr erlauben als die gewöhnlichen Dienerinnen, trotzdem gehört ihr Leben ihrer Herrin, die damit verfahren kann, wie sie es wünscht. Gerade ihre Person zeigt, wie sehr im alten Ägypten Macht und Tod, Herrschaft und Nichtswürdigkeit neben- und ineinanderfließen. Achtaj tanzt auf einem schmalen Grad zwischen geachtet sein und verdammt werden und sie kann es nicht immer beeinflussen, wie ihr Schicksal verläuft. Die königliche Nebenfrau Tija, Achtajs Herrin, verlangt von ihrer Dienerin absoluten Gehorsam und hält doch so gut es geht ihre schützende Hand über Achtaj.
Die Charaktere wurden vielschichtig angelegt und geben durch ihre Handlungen, Probleme und Gespräche einen guten Einblick in den Glauben und in die gesellschaftliche Struktur des Ägyptens zur Zeit Ramses des III.. Durch ihre Lebenssituation, ihren Glauben und ihre Wünsche sind alle Protagonisten gut motiviert und agieren charaktergemäß und glaubwürdig. So kann sich der Leser gut in die Figuren und damit auch in die Geschichte hinein versetzen.
Aufmachung des Buches
Das Buch ist gebunden und mit einem praktischen Lesebändchen versehen. Auf dem türkisen Flexicover prangt das Bild einer Statue des ägyptischen Gottes Seth und unterstreicht so die Geschichte optimal. Auch der Text auf der Rückseite führt gut in die Handlung ein und macht neugierig auf die Geschichte. Jedes Kapitel ist deutlich beschriftet und die jeweiligen Unterkapitel sind mit einem Stern gekennzeichnet. Die Schriftgröße ist zwar etwas kleiner als üblich, aber man gewöhnt sich schnell daran. Am Ende der Geschichte findet man ein Nachwort der Autorin, ein Personenregister mit extra gekennzeichneten historischen Personen und ein Glossar, in dem Götter, spezielle Ausdrücke und andere wichtige Bezeichnungen erklärt werden. Auf den letzten beiden Seiten finden sich ein Plan der Totenstadt von Waset und einen kleine Übersichtskarte von Ägypten und dem Vorderen Orient.
Fazit
"Tage des Seth" ist eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe. Die Verschwörung ist genial aufgebaut und die Geschichte ist ein grandioser Einblick in eine andere Zeit und eine andere Kultur. Es lässt sich gut erkennen, dass sich die Autorin in der beschrieben Zeit wie zu Hause fühlt, denn ihre Figuren wirken ebenso authentisch und glaubwürdig wie die Umgebung, in der die Geschichte spielt. Das absolut empfehlenswerte Buch birgt die spannende Erzählung einer hervorragend konstruierten Verschwörung in einer faszinierenden, fremdartigen Zeit.
Hinweise
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