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Love & Confusion!

Alle Kami-sama müssen zur Wartung, da sich ihre Körperfunktionen doch sehr von denen der Menschen unterscheiden. Und während Blondschopf Raizo bereits heftig mit seinem Kon turtelt, ist Gefühlschaos bei Himi und Genma angesagt! Doch die Vergangenheit wirft dunkle Schatten auf das zarte Band der Liebe …

 

 

Originaltitel: ZE Vol. 3
Autor: Yuki Shimizu
Übersetzer: Stefan Hofmeister
Illustration: Yuki Shimizu
Verlag: Egmont, Manga & Anime
Erschienen: September 2010
ISBN: 978-3-7704-7295-6
Seitenzahl: 208 Seiten
Altersgruppe: Adult - ab 18 Jahren


Die Grundidee der Handlung
Die jährliche „Wartung“ aller Kotodamas und Kamis nimmt Yuki Shimizu zum Anlass, ein neues Paar einzuführen: Genma Yashiro & Himi. Wer also mit Band 3 auf Asaris & Shois Geschichte hoffte, wird enttäuscht, da müssen wir uns wohl noch länger gedulden.
Selbst wenn Genma und Himi heute glücklich scheinen, war dem nicht immer so. Vor 16 Jahren erbte Genma von seinem verstorbenen Vater Seima Mito nicht nur dessen Haus, sondern seinen Kami Himi mit dazu. Da Genma jahrelang ein ungeliebter, verstoßener Sohn war, übertrug er zunächst seinen angestauten Groll gegen den Vater ungerechterweise auf Himi und quälte ihn bis an die Grenzen mit roher Gewalt. Ein überraschendes Geständnis wendete dann irgendwann das Blatt zwischen ihnen und ermöglichte eine zaghafte Annäherung. Doch just wenn man sich als Leser auf eine beginnende Romanze einstellt, lässt die Mangaka nicht nur Genma völlig fassungslos zurück… Das ist ja ein ganz besonders fieser Cliffhanger, mit dem uns Yuki Shimizu da am Ende hängenlässt!

Nachdem die Vorgängerbände von ZE unbeschwerte, leichte Kost waren, liegt einem der kompromittierende Plot von Band 3 umso schwerer im Magen, kalt lassen wird er aber niemanden, mir jedenfalls ging er tief unter die Haut. Einzuwenden wäre höchstens, dass mir der Umschwung in der Handlung von tyrannischen Gewalttätigkeiten in Zuneigung und Liebe – trotz plausibler Erklärung – zu schnell ging, worunter die Glaubwürdigkeit ein wenig leidet. Dagegen ist die Figurencharakterisierung hervorragend gelungen, man kann sich in beide Seiten sehr gut hineinversetzen.

Zur Rahmenhandlung muss ich auch noch was loswerden: Je mehr ich von Asari sehe, desto beeindruckter bin ich. Erstaunlich, wie selbstbewusst und hart er mit Shoi, Waki, Genma und allen anderen umspringt. Wieso gibt ihm niemand Widerpart? Welche Privilegien genießt er, um sich derartige Freiheiten herausnehmen zu dürfen?


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Gerade weil dieser 3. Teil der Reihe mit einer tiefgründigen Handlung aufwartet, ist es umso wichtiger diese durch ausdrucksstarke Zeichnungen auch optisch zu unterstreichen oder im besten Fall sogar zu verstärken – und Yuki Shimizu schafft tatsächlich Letzteres. Mit Gesichtern und Augen in Groß- und Nahaufnahme macht sie jede Gefühlsregung bei den Akteuren transparent. Blinde Aggressionen, Hass und Wut, Angst, Verzweiflung und Schmerz bis hin zu Zuneigung, Vertrauen und Leidenschaft sind nur ein paar Beispiele der Gefühlsbandbreite, die die Protagonisten durchleben und -leiden. Unweigerlich heftig ist der Sog der Zeichnungen, so dass sich einem während des Lesens nicht selten der Magen verkrampft vor hilflosem Entsetzen oder das Herz wilde Sprünge macht bei der Achterbahnfahrt der Gefühle.
Zugegeben, der Plot schreit geradezu nach einer im Yaoi-Genre weitverbreiteten stereotypen Charakterzeichnung, doch Yuki Shimizu ist eine viel zu gute Mangaka, um nach „Schema F“ vorzugehen. Von Anfang an lässt Genmas despotisches Verhalten auf die Existenz eines sensiblen, zutiefst verletzten Kerns schließen, auf dem alle Gewalttätigkeiten beruhen. Und auch Himi ist kein kindlicher, willensschwacher Charakter, der sich nicht gegen Genma behaupten könnte – dass er trotzdem alles erduldet, hat andere Gründe.
Ich denke, nach meinen bisherigen Ausführungen wird niemand in puncto Erotik kuscheligen „Blümchensex“ erwarten. Der erste Teil des Mangas kommt mit brutalen Vergewaltigungsszenen daher, die alles andere als schön anzusehen sind. Aber auch später, wenn Liebe ins Spiel kommt, ist Genma kein Mann fürs Zarte. In dem Fall sind die wie immer eindeutigen Bilder von Ungeduld, Temperament und Leidenschaft geprägt. Deshalb ist die Altersempfehlung für Erwachsene mehr als gerechtfertigt.

Besonders angetan war ich von den penibel und liebevoll dargestellten Umgebungen. Diese haben hier nicht nur ausfüllende oder zierende Funktion im Bildhintergrund, denn häufig sind sie großflächig in eigenständigen Panels zu sehen, wo sie außer Orientierung insbesondere Atmosphäre schaffen. Zum ersten Mal entführt uns die Mangaka in eine Welt außerhalb der Mito-Villa. Genmas väterliches Erbe präsentiert sich mindestens genauso herrschaftlich und großzügig wie das Mito-Anwesen. Dabei bilden die friedlich wirkenden Außenaufnahmen des Hauses den totalen Kontrast zu den sich im Inneren abspielenden Horrorszenarien. Eingerichtet sind die Räumlichkeiten im traditionellen, kargen japanischen Stil. Doch auch urbane Bilder mit Hochhäusern sind zu sehen, denn Genma ist ein „Miethai“, der seinen nicht ganz koscheren beruflichen Aktivitäten in der Großstadt nachgeht.

Die Panelanordnung ist ineinanderfließend mit geraden und diagonalen Zuschnitten, mal mit und mal ohne Umrandung, also sehr abwechslungsreich gestaltet, so dass sich fürs Auge keine Langeweile bzw. Ermüdung einstellt. Trotz seines etwas düsteren Inhalts zeichnet sich der Manga wie in den Vorbänden mit einem ausbalancierten Hell-Dunkel-Verhältnis aus, Erinnerungs-Sequenzen grenzen sich mit ihrem schwarzen Seitenuntergrund wieder gut ab und bei den Textdarstellungen ist ebenfalls alles wie gehabt. Bezüglich der Übersetzung stachen mir ein, zwei Stellen ins Auge, die ziemlich offensichtlich fehlerhaft ins Deutsche übertragen wurden. Leider ist man ja als deutscher Mangaleser schon seit Jahren an derartige Nachlässigkeiten gewöhnt und folglich dagegen abgestumpft.


Aufmachung des Manga
Der 3. Teil von ZE entspricht im Großen und Ganzen seinen Vorgängern. Am Anfang mag der Eine oder Andere die inhaltliche Zusammenfassung vermissen, ich finde ihr Fehlen jedoch verschmerzbar, da ja eine neue Geschichte in der Geschichte beginnt. Ungewöhnlich dagegen ist die Platzierung der Personenübersicht, denn erst nachdem die ersten Seiten bereits gelesen sind stößt man darauf. Zum Schluss liefert das Nachwort der Autorin Hintergrundinformationen zum inhaltlichen Wandel der Serie.

Im Titelbild sind natürlich Genma und Himi abgebildet, und besser hätte man sie optisch nicht treffen können: Genma gierig und unersättlich an Himis Ohrläppchen knabbernd, die Arme besitzergreifend um seinen Kami geschlungen. An Himis Gesichtsausdruck ist deutlich ablesbar, was er davon hält…


Fazit
Konträrer könnten die zwei Vorgänger und dieser 3. Band nicht sein. Statt leichter und witziger Lektüre erwartet uns ein tiefgründiges, schwerverdauliches Drama mit viel Gewalt, das durch Yuki Shimizus brillantes Artwork an Ausdruckskraft und Intensität nicht zu toppen ist. Doch Achtung, der Schluss hat einen hundsgemeinen Cliffhanger! Um diesen zu umgehen, sollte man die Bände 3 und 4 besser zusammenhängend lesen. Einen kleinen Abzug in der Bewertung gibt es für eine oben angeführte Schwäche im Plot.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
- Band 1
- Band 2 

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