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Gestatten: Karin Adler, Kripo Göteborg

Bei Bauarbeiten am Leuchtturm auf einem einsamen Felsen vor der Insel Marstrand wird eine eingemauerte Leiche gefunden – ein Fall für die passionierte Seglerin Karin Adler und ihre Kollegen von der Kripo. Zunächst haben sie nichts weiter in der Hand als eine Vermisstenliste und einen Ehering. Doch je tiefer sie in die Geschichte der Inselwelt eindringen, desto mehr eröffnen sich ihnen die Abgründe des pittoresken Idylls.

 

 

Originaltitel: Fyrmästarens Dotter
Autor: Ann Rosman
Übersetzer: Gisela Kosubek
Verlag: Rütten & Loening
Erschienen: 08/2010
ISBN: 978-3352007859
Seitenzahl: 349 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Karin Adler wird auf die winzige Insel Hamneskär gerufen, weil Bauarbeiter dort bei Renovierungsarbeiten eine eingemauerte Leiche gefunden haben. Mit Hilfe eines Eherings, den der Tote bei sich hat, und einer alten Liste mit Vermisstenfällen aus den 1960er Jahren finden sie heraus, wer er ist. Aber damit fangen die Probleme erst an, denn alle Familienmitglieder und sonstige Beteiligte schweigen beharrlich. Karins Vorgesetzter will den Fall abschließen und sie muss in ihrer knappen Freizeit weitergraben, um die Hintergründe eines Mordes aufzudecken, dessen Folgen bis in die Gegenwart hineinreichen.

Ein altbekanntes Thema in Krimis wird hier vollkommen neu verarbeitet, selten war eine Geschichte so kompliziert gestrickt und doch so logisch. Hier ist Ann Rosman der perfekte Start in eine neue Reihe um die sympathische Polizistin Karin Adler gelungen. Da kommt auch Karins Privatleben nicht zu kurz und die vielen kleinen Begebenheiten am Rande runden den Fall erst richtig ab.


Stil und Sprache
Dieser Debütkrimi polarisiert. Es gibt dazu im Netz Bewertungen, die die gesamte Bandbreite abbilden. Von „gähnend langweilig“ bis „unbedingt lesenswert“ ist alles dabei. Warum? Der Plot und die Atmosphäre sind typisch für die „Schwedenkrimis“, es gibt eine Menge schöne Landschaft und nette Örtchen mit hübschen Holzhäusern am Meer. Das könnte schon auf den ersten Blick etwas abgenutzt und langweilig wirken, wären die Einzelteile dieses Krimi-Baukastens nicht so neu und erfrischend anders zusammengesetzt. Mir jedenfalls macht die Geschichte Spaß, der Fall ist spannend und geschickt konstruiert, mehrere Handlungsstränge greifen ineinander und ein furioses Finale gibt es auch. Gerade am Anfang muss man sich aber schon konzentrieren, da die verschiedenen Handlungsebenen teilweise in der Vergangenheit spielen und auf den ersten Blick keine Zusammenhänge zwischen ihnen bestehen. Hat man sich aber erst einmal „eingelesen“, wird man vollkommen gefangen genommen von der nicht vorhersehbaren Geschichte und all ihren Abgründen.

Auch Ann Rosmans Sprache ist so typisch schwedisch, dass man sofort weiß, wo man sich befindet. Mit klaren Sätzen und spritzigen Dialogen baut sie ihren Roman auf und weiß auch Karin Adlers Privatleben gut mit einzubauen. Dieser Mix aus Polizeiarbeit, Privatleben und kleinen Geschichten am Rande ist es, was eine gute Serie von einer schlechten unterscheidet. Hier ist er hervorragend gelungen und macht jetzt schon Lust auf Karin Adlers zweiten Fall.


Figuren
Neben Karin Adler gibt es eine Unmenge Beteiligte an diesem Fall  sowohl bei der Polizei als auch in der Umgebung des Ermordeten. So muss man sich manchmal fast eine Zeichnung machen, um den Überblick zu behalten, wer wie mit wem verwandt ist. Karin selbst ist eine selbstbewusste Frau und noch relativ neu bei der Kripo. Weil ihr Kollege krank ist, muss sie den neuen Fall übernehmen und sich zudem noch mit dem unbeliebten, weil anstrengenden Kollegen Folke herumschlagen. Dass sie sich gerade von ihrem langjährigen Lebensgefährten trennt, macht die Sache nicht unbedingt einfacher und beschert ihr ein paar Unannehmlichkeiten. Karin ist so grundlegend sympathisch und authentisch dargestellt, dass man einfach nicht anders kann, als sich direkt mit ihr zu solidarisieren, insbesondere gegen Göran, ihren Verflossenen ... aber das muss schon jeder selbst lesen. 

Folke, der schon erwähnte Kollege, muss Karins eigentlichen Partner Rob ersetzen; er ist ein sehr erfahrener, aber auch ausgebrannter Polizist. Besserwisserisch und nörgelig wie er ist, geht er Karin ziemlich auf die Nerven, ist als Figur aber eine kleine Entdeckung und lockert die Stimmung – oft unfreiwillig – auf. Er ist genauso lebendig dargestellt wie die übrigen Nebenfiguren auch. Wie schon gesagt gibt es eine Unmenge an Figuren, die oft auch noch „Doppelrollen“ in den verschiedenen Zeitebenen innehaben, hier ist Konzentration angesagt!

Sehr liebevoll hat Ann Rosman ihre Charaktere angelegt und sie mit allem ausgestattet, was man so braucht: genügend optische Beschreibung, um dem Leser ein Bild zu geben, ohne die Fantasie gänzlich außer Kraft zu setzen, dazu ausreichend Drumherum, kleine Geschichten am Rande, die aber alle am Ende zu einem großen, runden Ganzen zusammenfließen. Dieses Setting ist wahrhaft perfekt, um für eine hoffentlich weiterhin gelungene Serie als Auftakt zu dienen.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch zeigt auf dem Schutzumschlag den Blick aus großer Höhe auf das offene türkisfarbene Meer, am oberen Rand sieht man zwei fliegende Möwen in Großaufnahme. Sehr nordisch, sehr ansprechend und gut zum Inhalt des Buches passend, spielt dieses doch zu großen Teilen am und auf dem Meer. Innen gibt es einen kurzen Prolog und 21 nummerierte Kapitel.


Fazit
Der fast perfekte Start in eine neue, interessante Serie: Ein äußerst spannender Fall, authentische Figuren um eine sympathische Ermittlerin, viel Atmosphäre und der so typisch nordische Erzählstil. Was noch braucht der Schwedenkrimifreund? Fünf Sterne gibt es nur deshalb nicht von mir, weil man sich schon ziemlich lange einlesen muss, um der Handlung folgen zu können. 


4 5 Sterne


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