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Ein herrlicher Tag für den London Marathon. Fünfhundertdreißigtausend Läufer gehen an den Start. Und einer läuft um sein Leben...

Das Läuferfeld schiebt sich eng gedrängt am Themse-Ufer entlang, als MI6-Agent Daniel Marchant ein einzelner Mann auffällt - merkwürdige Päckchen am Gürtel und einen GPS-Sender am Handgelenk. Schnell ist dem Agenten klar: Vor ihm läuft ein Selbstmordattentäter. Wenn dieser sein Tempo verringert, geht eine Bombe hoch - und mit ihr der US-Botschafter. Daniel gelingt eine spektakuläre Rettungsaktion. Doch warum befindet er sich plötzlich selbst auf der Flucht?

 

 

Originaltitel: Dead Spy Running 
Autor: Jon Stock
Übersetzer: Andreas Helweg
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 16.08.2010
ISBN: 9783442374649
Seitenzahl: 414 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Während des London-Marathons entgeht der amerikanische Botschafter Turner Monroe nur knapp einem geplanten Selbstmordattentat. Daniel Marchant und seiner Freundin und Kollegin Leila gelingt es, das Schlimmste zu vermeiden und den Attentäter aus Süd-Indien zu stoppen. Sie gehören der Gruppe MI6 des britischen Geheimdienstes an. Doch der amerikanische Geheimdienst und hier vor allem der MI5 hegen Zweifel. Wie konnte Marchant zwischen den Tausenden von Läufern genau den einen Attentäter ausfindig machen? Schnell gerät er in den Verdacht der Mittäterschaft, zumal er seit zwei Monaten vom Dienst suspendiert ist, da sein Vater Stephen Marchant, ehemaliger Leiter des MI6, des Verrats verdächtigt wurde und seine Stelle vor zwei Monaten verlor und daraufhin „aus Scham“ starb. Es beginnt dann eine Jagd auf den Sohn, dessen Flucht von Großbritannien über Polen zur vermuteten Terrorzelle nach Indien führt und dort wird auch noch der amerikanische Präsident zu einem Staatsbesuch erwartet.

Der erste Teil des Buches bis zur Ausschaltung des Attentäters beim Marathonlauf in London ist recht spannend, dann folgen aber immer wieder längere Sequenzen mit Ausführungen zu den Strukturen der einzelnen Geheimdienste, deren Mitglieder und deren unterschiedlichen Motiven und Bestrebungen, was das Lesen doch sehr erschwert. Es finden ständig Sprünge zwischen den einzelnen Agierenden statt: den Geheimdiensten, in diesen wieder die unterschiedlichen Gruppen und auf der anderen Seite Marchant und der bald von ihm getrennt agierenden Leila, als auch der Terrorgruppe in Südindien mit ihrem Anführer Salim Dhar. Man muss schon ein großer Spionage-Fan sein, um dieses Buch durchweg interessant zu finden. Dennoch hat mir die Hauptgeschichte um Marchant und Leila grundsätzlich ganz gut gefallen.


Stil und Sprache
Der Autor schreibt in der dritten Person. Er schreibt detailliert und die aktiven Handlungs-Szenen sind sehr spannend und fesselnd beschrieben. Auch die verschiedenen Handlungsorte werden in ihrer Spezifik sehr genau dargestellt und wirken dadurch auch realistisch. So kann sich der Leser zum Beispiel sehr gut in die Welt Indiens hineinversetzen. Die alltägliche Situation dort vor Ort, die Bedeutung der Religion, die Beschreibung der Tempel, die überfüllten Straßen, die Kühe, all die kleinen Details, die doch zusammen eine sehr interessante Kulisse ergeben. Die Grundgeschichte ist faszinierend und trägt den Leser bis zum Ende, nicht zuletzt auch aufgrund der doch sehr gut beschriebenen und recht sympathischen Hauptrolle des Agenten Marchant. Allerdings bleiben auch Fragen offen. Das Finale ist sehr unerwartet und Leilas Handeln bleibt mir ein Rätsel.

Die ja schon oben erwähnten Ausführungen zu den einzelnen Geheimdiensten sind meiner Meinung nach zu lang geraten und auch für Laien, die sich weniger in dieser Spionage-Szene auskennen, eher schwer nachvollziehbar. Viele Namen konnte ich den einzelnen Gruppierungen auch bis zum Ende hin nur schwer zuordnen. Etwas befremdlich und schwer nachvollziehbar war für mich auch das geschilderte Wechseln und Abwerben der einzelnen Agenten durch die unterschiedlichen Geheimdienste untereinander. Leila etwa wechselt ja von den Briten zu den Amerikanern und arbeitet dann auch noch parallel für die Iraner.


Figuren
Die meisten der Figuren bleiben für mich auch bis zum Ende des Buches nur eindimensional und recht verschwommen. Bei vielen fällt es mir schon alleine schwer, sie dem richtigen Geheimdienst zuzuordnen, geschweige denn, sie mir deutlicher vorstellen zu können in ihren Bestrebungen und Motiven.

Etwas konkreter und vorstellbarer sind die beiden Hauptfiguren Martin Marchant und Leila. Marchant wird doch sehr genau beschrieben, beginnend mit seiner Kindheit vorwiegend in Indien, dem Verlust seines Zwillingsbruders Sebastian, als sie acht Jahre alt sind, dann seine Zeit als Journalist, in der er seine Trauer im Alkohol ertränkt, seine Ausbildung zum Agenten, sein Verhältnis zum Vater und sein Versuch, ihn zu rehabilitieren, die Wahrheit zu finden und den wahren „Maulwurf“ in seiner Gruppe. Er kommt recht sympathisch beim Leser an, auch authentisch.

Leila wiederum wird nicht ganz so deutlich ausgearbeitet. Sie wird als britische Agentin angenommen, obwohl die iranische Herkunft ihrer Mutter als Sicherheitsrisiko gewertet und später ja auch ihr Verhängnis sein wird. Ihre Motive, warum sie sich erpressen lässt, nicht die Unterstützung ihrer Einheit sucht, den Job auch scheinbar über alles andere stellt, werden nicht ganz klar. Vieles über sie erfährt der Leser auch aus den Unterhaltungen der anderen, weniger aus der direkten Beschreibung ihrer selbst. Hier hätte ich mir schon mehr Informationen gewünscht, auch mehr aktive Handlungen Leilas in der Geschichte. 

Salim Dhar spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Aber auch hier fehlen Details, seine wirklichen Motive und auch seine Absichten, seine Beweggründe bleiben zu ungenau. Seine Figur ist  interessant, aber doch zu wenig fassbar.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich um ein Taschenbuch, dessen Cover über der Skyline einer Stadt in großen weißen Lettern den Buchtitel aufzeigt, wobei das I durch einen Läufer ersetzt wird, der sich auch durch das gesamte Buch immer zu Beginn eines jeden Kapitels hindurchzieht. Das finde ich ganz ansprechend und passt auch zu der Grundidee des Buches, beginnend mit dem Marathonlauf und dann der Flucht und Jagd Marchants. Die Kapitel sind eher kurz gehalten. Dennoch wechseln die Handlungsstränge auch in den einzelnen Kapiteln mehrfach hin und her.


Fazit
Das Buch hat auch seine Stärken, ist stellenweise fesselnd und faszinierend, aber leider auch über längere Strecken hinweg langatmig und fordert vom Leser doch sehr viel Geduld und Interesse an geheimdienstlichen Strukturen und Verschachtelungen. Wer dieses interessant findet, dem ist das Buch zu empfehlen, ansonsten würde ich dem Leser, der vor allem einen spannenden und actionreichen, fesselnden Thriller bevorzugt, nur bedingt dazu raten. Daher vergebe ich auch nur zweieinhalb Sterne.


2 5 Sterne


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