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Zehn Laufexperimente, die aus dem inneren Schweinehund einen Psychiatriefall machen. Marvin muss es wissen. Denn er ist beides.
 
Dass er ein kleines Problem haben könnte, dämmert ihm bereits, als er sich plötzlich im vollen Lauf durch den Grand Canyon befindet. Doch das ist erst der Beginn einer atemberaubenden Schweinehunde-Krise: Wie kann es sein, dass sein Herrchen vor einer wichtigen Konferenz mal eben über den Tafelberg läuft? Oder der Zivilisation den Rücken kehrt und nur mit einer Kompasspeilung durch den Regenwald hechelt? Und das Meditieren ausgerechnet im finstersten Industriegebiet erlernen will?

Als wäre das nicht schon nervenaufreibend genug, muss Marvin auch noch halbnackt durch die Winternacht straucheln, seine Ernährungspyramide begraben – und sich mit indianischen Visionsritualen herumschlagen. Bis Grenzen schließlich nur noch existieren, um überschritten zu werden …

 

 

Autor: Marvin Running
Verlag: Sportwelt-Verlag
Erschienen: 10/2010
ISBN: 978-3941297067
Seitenzahl: 306 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Marvin ist ein Schweinhund, der innere Schweinehund eines Läufers. Aus seiner Sicht beschreibt er in zehn Kapiteln die Laufeskapaden seines „Herrchens“ und ist immer dabei, wenn dieses mal wieder eben den Grand Canyon durchqueren oder den Weg zur Arbeit als Lauftraining gestalten will. In ständiger Diskussion über Sinn und Unsinn dieser Touren, über Aufgeben, Umkehren oder Taxi rufen, befindet sich Marvin mit seinem Chef - und zieht trotz aller Überredungskunst am Ende immer den Kürzeren. Ist ja auch blöd, wenn man nicht einfach den zugewiesenen Körper verlassen kann …

Die Idee, die hinter diesem Buch steckt, ist nicht schlecht. Es gibt sie schon etwas länger als Blog im Internet und dort macht sie auch Spaß – bis zu einem gewissen Punkt. Als Buch jedoch, deutlich detaillierter geschildert, langweilen die doch immer wieder ähnlichen Erlebnisse Marvins irgendwann, zumal die Interaktion mit dem Leser, die in einem Blog durchaus möglich ist, hier nicht mehr funktioniert.


Stil und Sprache
An Marvin als Erzähler muss man sich erst gewöhnen: Nach einer kurzen Vorstellung legt er direkt los und befindet sich mitten in einer sehr Ich-dominierten Erzählung über die Lauferlebnisse seines „Herrchens“, das aber keinen Namen zu haben scheint. Detailliert beschreibt er jeden Laufschritt, wie es dazu kommen konnte, was er als Schweinehund dagegen einzuwenden hat und lamentiert so stundenlang vor sich hin. Dabei klingen die Touren, die dieser namenlose Läufer sich vornimmt, gar nicht mal uninteressant, die oben schon erwähnten Grand Canyon-Tour zum Beispiel hätte bestimmt Raum für interessante Begegnungen geboten oder schöne Landschaftsschilderungen. Stattdessen verliert sich der Autor in teilweise rüden Beurteilungen seines Läufers („Aus welchen darmgleichen Hirnwindungen sickert bloß eine derartige mentale Inkontinenz?“ S. 19), lästert über dessen Motivation und Geisteszustand („Nach irritierend kurzer Zeit ist sein üblicher Geisteszustand aus kindlicher Unbedarftheit wieder hergestellt.“ S. 161) und ist einfach nur unangenehm nörgelnd und negativ.

Dass Lauferlebnisse sich bis zu einem gewissen Grad gleichen, hatte ich schon erwähnt, und so kommt es irgendwann, dass sich erste Szenen wiederholen, dass nichts Neues mehr passiert und man sich als Leser fragt, wie viele Mörderstrecken denn dieser arme, namenlose Läufer noch hinter sich bringen muss. Was als Blog, in kleinen Häppchen genossen, durchaus witzig ist und einen gewissen Charme hat, wirkt in Buchform leider nur noch flach und bemüht. Da reißt Marvins teilweise sehr hochgestochene und komplizierte Sprache es auch nicht mehr heraus, vor allem weil Inhalt und Ausdrucksweise so überhaupt nicht korrespondieren.


Figuren
Marvin selbst ist ja eigentlich ein Niemand, nicht körperlich und ohne eigenes Handeln, so dass er zwar einen Charakter darstellt, aber keine Romanfigur im eigentlichen Sinne sein kann. Selbst für einen Schweinehund ist er ausgesprochen negativ eingestellt, kennt kein Erbarmen und keine Kompromisse. Marvins „Herrchen“, der namenlose Läufer, wird weder optisch noch sonstwie besonders beschrieben, lediglich seine jeweilige Laufkleidung erfährt eine detaillierte Wiedergabe. So hat er auch keinen eigenen Charakter, der Leser erfährt nur das über ihn, was Marvin zulässt. Ein Bild von ihm ist zumindest bei mir nicht entstanden, so dass sein läuferisches Schicksal nicht weiter berührt.

Weitere Personen kommen praktisch nicht vor, lediglich am Rande tauchen ein, zwei Laufbegegnungen auf sowie Frau und Kinder des Läufers, die aber höchstens ein paar Sätze von sich geben und schnell wieder in der Versenkung verschwinden.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf dem Cover das in Rot verfremdete Bild eines völlig erschöpften Läufers, der mit gespreizten Armen und Beinen flach auf einem Waldweg liegt. In Spotlack sind außerdem Fußspuren aufgebracht, die diagonal über das Cover zu laufen scheinen. Innen gibt es zehn relativ lange Kapitel, die jeweils ein Lauferlebnis schildern. Am Ende findet sich außerdem eine Leseprobe aus „Mission Marathon“, die deutlich gelungener ist als der Rest des Buches …


Fazit
„Wäre der Blog mal einer geblieben!“, das dachte ich beim Lesen dieses Buches. Sehr bemüht witzig, nur in Ausnahmefällen zum Schmunzeln oder Lachen, nerven Marvin und seine ewig gleichen Jammereien irgendwann nur noch. Keine Empfehlung von mir.


1 Stern 


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