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Als der umwerfende Lucius Vladescu aus Rumänien an ihrer Schule auftaucht, ahnt Jessica, dass er etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun hat, über die sie so gut wie nichts weiß. Aber das, was er ihr eröffnet, ist so unglaublich wie lächerlich: Jessica soll eine Vampirprinzessin sein und ist seit ihrer Geburt mit Lucius verlobt. Viel zu spät erkennt Jessica, wer Lucius wirklich ist, und welche Macht hinter ihm steht. 

 

Der_Vampir_den_ich_liebte 

Originaltitel: Jessica’s Guide to Dating on the Dark Side
Autor: Beth Fantaskey
Übersetzer: Michaela Link
Verlag: Arena
Erschienen: 02.01.2011
ISBN: 978-3-401-06150-4
Seitenzahl: 440 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Jessica steht morgens an der Bushaltestelle auf dem Weg zur Schule, als ihr der Fremde auffällt, der halb versteckt zwischen den Bäumen steht. Als er auf sie zukommt, nähert sich glücklicherweise der Bus, sodass Jess ihm entfliehen kann. Doch sie meint gehört zu haben, wie er „Antanasia“ flüsterte – ihren alten Namen. Den Name, den ihre Eltern ihr gegeben haben, bevor sie sie an die Eheleute Packwood abgaben, die sie nach dem Tod ihrer richtigen Eltern adoptierten und aus Rumänien mit nach Amerika nahmen. Doch woher sollte der Fremde ihren Namen kennen?
Als wären das noch nicht genug Seltsamkeiten für einen Tag, taucht der unheimliche Junge plötzlich in ihrer Klasse auf und wird als Lucius Vladescu, Austauschschüler aus Rumänien, vorgestellt. Ständig starrt er Jess an und als sie sich in den Finger schneidet und blutet, leckt er sich über die Lippen. Was hat das alles zu bedeuten? Jess ist völlig durcheinander. Als sie ihrer Mutter, die sie von der Schule abholt, davon erzählt, sieht sie Lucius am Straßenrand – wieder starrt er sie an. Jess‘ Mutter stoppt den Wagen, steigt aus und redet mit dem Jungen. Doch statt dass Jess nun ihre Ruhe vor Lucius hat, eröffnet ihre Mutter ihr, dass er zum Abendessen kommt und sie vorher etwas zu klären hätten. Doch was dann kommt, hätte Jess sich nicht mal in ihren kühnsten Träumen ausgemalt …


Stil und Sprache
Der Vampir, den ich liebte“ ist Beth Fantaskeys Debütroman – und das merkt man leider auch.
Die Geschichte beginnt unmittelbar mit dem Auftauchen des Fremden; wieder einmal begegnen sich das unschuldige Mädchen und der Vampir in der Schule; eine Liebesgeschichte ist hier bereits vorprogrammiert. Jess blickt dabei auf das Geschehen zurück, was hin und wieder an einzelnen Bemerkungen im Präsens deutlich wird, wohingegen die eigentliche Geschichte in der Vergangenheitsform wiedergegeben wird – stets in der Ich-Form aus Jess‘ Sicht. Lediglich Briefe Lucius‘ an seinen Onkel Vasile in Rumänien erlauben einen Blick in seine Gedanken und Gefühle und offenbaren dem Leser interessante Details, von denen Jess nichts weiß. Diesen Briefen ist stets ein extra Kapitel gewidmet, zudem sind sie kursiv gedruckt, wodurch sie sich deutlich vom sonstigen Text abheben. Herausstechend sind – neben der gewählten Sprache, die von seinem Stand zeugt - der herrlich sarkastische Tonfall sowie die hemmungslosen Übertreibungen Lucius‘.
Ansonsten sind Stil und Sprache der Autorin eher unausgereift und wechselhaft. Mal schreibt sie beinahe schon kindlich einfach (vor allem auf den ersten Seiten des Buches), dann wieder mit einer Tendenz zum Anspruchsvollen - mit schönen Vergleichen und auch eher spezieller Wortwahl. Alles in allem bleibt das Gefühl, dass Beth Fantaskey in diesem Buch auf der Suche nach ihrem eigenen Stil war und immer wieder etwas anderes ausprobiert hat.

Zunächst passiert nicht wirklich viel, die Story plätschert vor sich hin, während Lucius um Jess wirbt und nur Ablehnung erfährt. Bis es das erste Mal richtig spannend wird, hat man bereits ein Drittel des Buches hinter sich gebracht – bis dahin trägt mehr der Humor die Geschichte und die Frage „Kriegt er sie, oder kriegt er sie nicht?“. So oberflächlich und belanglos die Geschichte im ersten Drittel wirkt, so gefühlvoll und tiefgründig wird sie stellenweise im Fortgang der Handlung, was dem Ganzen in den entsprechenden Szenen einen regelrechten Aufschwung gibt. Hier zeigt Beth Fantaskey, was in ihr steckt. Schade nur, dass sie diesen Stil nicht durchgehend aufrecht erhält.


Figuren
Zunächst ein paar Worte zu den Vampiren an sich, denn hier hat die Autorin sich stellenweise durchaus etwas Eigenes einfallen lassen. So entwickeln männliche Vampire in der Pubertät ihre Reißzähne und bis sie gelernt haben, das ‚Hervorbrechen‘ selbiger zu kontrollieren, fahren diese gerne aus, wenn der Vampir außerordentlich wütend ist – oder erregt ... Weibliche Vampire verspüren mit 17 bis 18 Jahren eher einen drückenden Schmerz, der im Vampirhandbuch „Jung und Untot“ kurzerhand als „dentales Unbehagen“ bezeichnet wird. Ihre Reißzähne können sich erst entwickeln, wenn sie von einem männlichen Vampir gebissen wurden – bis dahin führen sie ein menschliches Leben.

Jessica Packwood alias Antanasia Dragomir ist ein rationaler Mensch und als solcher ein Anhänger der zuverlässigen, nachvollziehbaren Mathematik. Ihr Leben wird daher völlig auf den Kopf gestellt, als Lucius Vladescu plötzlich auftaucht und nicht nur behauptet, ein Vampirprinz aus Rumänien zu sein, sondern ihr offenbart, dass sie ebenfalls eine Vampirin ist. Lucius Vla-DES-cu (mit Betonung auf der zweiten Silbe!) sieht selbstverständlich sehr gut aus und bezaubert Jess‘ Mitschülerinnen problemlos. Jess sagt auf Seite 109 über ihn: „[…] dass er sich für einen Kriegerprinzen hält, der eine semikannibalistische Rasse untoter Fledermausfanatiker repräsentiert.“
Mindy (Melinda) ist Jess‘ beste Freundin. Sie ist flatterhaft, impulsiv und sexbesessen - aber Jess kann sich absolut auf sie verlassen. Doch wie soll man seiner besten Freundin all die verrückten Behauptungen und Ereignisse erklären, ohne dass sie einen für verrückt hält? Ein Streit ist hier vorprogrammiert … Doch nicht nur hier gibt es Zwietracht, denn da ist auch noch der Bauerssohn Jake, Jess‘ reißzahnloser Schwarm. Dass Lucius auf diesen jungen Mann alles andere gut als zu sprechen ist, versteht sich von selbst. Und für wen soll Jess sich letztendlich entscheiden?

Alles in allem erscheinen die Figuren wie aus dem wahren Leben gegriffen und werden – ihren Rollen entsprechend – mehr oder minder detailliert dargestellt und mit einer Hintergrundgeschichte ausgestattet. Das Handeln der Einzelnen ist größtenteils nachvollziehbar und glaubhaft, lediglich mit Lucius starker Wandlung im letzten Drittel des Buches hatte ich meine Schwierigkeiten. Nimmt sich die Autorin in der ersten Hälfte des Buches viel Zeit für die Entwicklung der Hauptfiguren, rennt sie auf den letzten Seiten regelrecht durch die Geschichte und stellt den Leser vielmehr vor Tatsachen. So nimmt sie insbesondere Lucius einiges von seiner Glaubwürdigkeit. Schade!


Aufmachung des Buches
Das Cover zeigt eine junge Frau, wahrscheinlich Jessica, in einem schönen Kleid von hinten; mit dem Hintergrund verschlungene Ornamente verleihen dem Ganzen etwas Romantisches. Alles in allem eine ansprechende, wenn auch nicht aus der Masse der Neuerscheinungen herausstechende Gestaltung.


Fazit
Der Vampir, den ich liebte“ mutet stellenweise an einen Abklatsch bereits veröffentlichter Vampirromane an, auf der anderen Seite hat Beth Fantaskey durchaus eigene Ideen, die die Geschichte herausheben. Schade nur, dass ihr Stil alles in allem nicht überzeugen kann – zu unausgeglichen wirkt dieser über große Teile des Romans.


2 5 Sterne


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