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Du denkst, du hinterlässt keine Spuren …

Stockholm am frühen Morgen: eine junge Frau treibt tot in einem Stadtbrunnen. Offensichtlich wurde sie erschossen. Kurz darauf wird ein Mann auf dieselbe Weise regelrecht hingerichtet. Besonders seltsam: die beiden Opfer scheinen keinerlei Gemeinsamkeiten zu haben. Doch dann stößt Ulf Holtz, Forensiker bei der Kriminalpolizei, auf ein interessantes Detail …

… aber die Toten verraten dich.

 

 

Originaltitel: Somliga linor brister 
Autor: Varg Gyllander
Übersetzer: Holger Wolandt, Lotta Rüegger
Verlag: btb
Erschienen: 10/2010
ISBN: 978-3442741465
Seitenzahl: 384 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Ulf Holtz ist forensischer Ermittler bei der Polizei Stockholm, er bildet ein eingespieltes Team mit seiner Kollegin Pia Levin. Bei zwei scheinbar nicht zusammenhängenden Morden kommen die beiden aber nicht voran, es gibt so gut wie keine verwertbaren Spuren. Eine junge Studentin und ein Graffiti-Sprayer, die nichts gemeinsam hatten, wurden beide aus großer Entfernung erschossen. Nur mit viel mühsamer Kleinarbeit bringen Ulf und Pia die Ermittlungen voran.

Varg Gyllander hat sich seinem Täter von anderer Seite aus genähert, nämlich nicht über einen smarten Polizisten, sondern über zwei leicht verschrobene Forensiker, die dem Ganzen einen neuen Blickwinkel geben. So wird aus einer „normalen“ Mordgeschichte ein sehr interessanter, neu konstruierter Kriminalfall, der bis zum Ende begeistert.


Stil und Sprache
Varg Gyllander merkt man nicht nur am Namen an, dass er Schwede ist, auch die so typische, lakonische und schnörkellose Sprache enttarnt ihn sofort als Vertreter der nordischen Autoren. Mit kurzen, treffenden Sätzen charakterisiert er Orte und Menschen und nimmt seine Leser direkt mit an den Ort des Geschehens. Schon nach wenigen Seiten und Ulf Holtz‘ erstem Auftritt ist man dabei und muss bis zum Ende der Geschichte dableiben. Dabei ist die eigentliche Handlung gar nicht besonders neu, aber durch den „CSI-Blickwinkel“, den Ulf und Pia haben, wird sie doch anders, spannend und lebendig. Hier weiß jemand ganz genau, worüber er schreibt und das verhilft diesem Krimi dazu, aus der Masse herauszustechen.

Varg Gyllander wechselt während der gesamten Geschichte seine Erzählperspektiven wie es gerade passt, zwar hat Ulf den Hauptteil, aber auch Pia Levin, verschiedene andere Ermittler, Zeugen und auch der Täter selbst kommen zu Wort. So entwickelt sich eine gewisse Dynamik und es wird niemals langweilig, obwohl es kaum atemlose Spannung im Sinne eines – auf dem Buch angekündigten – Thrillers gibt. Zwar gibt es ein actionreiches Finale, aber rasante Verfolgungsjagden oder wilde Schießereien sucht man hier vergebens. Dieser Krimi lebt von Atmosphäre und dem Zusammenspiel der Protagonisten, da bleiben noch einige Fragen offen, die hoffentlich ein zweiter Teil beantworten wird.


Figuren
Ulf Holtz ist mit Leib und Seele forensischer Ermittler, in jeder Lebenslage methodisch und korrekt, dabei leider nicht besonders kommunikativ, sondern manchmal fast autistisch veranlagt. Nur zu seiner Kollegin Pia Levin hat er ein halbwegs entspanntes Verhältnis, ansonsten hinterfragt er sich permanent, zweifelt - zu Recht - an seinen zwischenmenschlichen Kompetenzen und grübelt über sich und die Welt. Was für ein Protagonist! Sympathisch und liebenswert, trotz aller äußerlichen Perfektion (Wer kann sich schon vorstellen, dass sich ein Tatortermittler Schuhüberzieher aus Wildleder anfertigen lässt, weil die aus Plastik immer so rascheln?) alles andere als ein strahlender Held, sondern vom Leben gebeutelt. Hier gibt es keine stereotypen Charaktermerkmale, Varg Gyllander hat seinen Helden weit über das normale Thriller-Maß hinaus entwickelt, wirklich sehr gelungen!

Auch die anderen Figuren sind dreidimensional und lebendig gezeichnet, machen neugierig auf mehr und lassen trotz überaus bildhafter Beschreibungen noch Raum für die eigene Vorstellungskraft. Pia Levin zum Beispiel bleibt etwas distanziert, ihre Gedanken lassen sich nur erahnen; und welche Rolle ihre Praktikantin Nahid Ghadjar noch spielen wird, muss man wohl abwarten. Ich freue mich jetzt schon darauf, all diese wunderbaren Menschen im nächsten Band wiederzutreffen.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt vorn und hinten Eisberge, die vor einer Berglandschaft im Meer treiben, für eine Handlung in Stockholm ist dieses Motiv vielleicht ein bisschen sehr arktisch … aber auf jeden Fall wirkt es anziehend, zusammen mit dem Autorennamen und Buchrücken in Rot eine gelungene Gestaltung. Innen gibt es keine Besonderheiten, die kurzen Kapitel sind weder nummeriert noch sonstwie überschrieben.


Fazit
Ein sehr ansprechender Serienauftakt mit einem sympathischen Ermittler, vielen forensischen Details und abwechslungsreicher Handlung. Für alle, die keine atemlose Action brauchen, sondern sich von der Atmosphäre und den originellen Figuren einfangen lassen. Mehr davon!


4 5 Sterne

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