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Eine mitreißende Geschichte über Liebe und Tod, Schuld und Vergeltung. Als Kulisse ein abgeschiedenes Hochtal in den Alpen, Ende des 19. Jahrhunderts. Thomas Willmann hat einen Roman geschrieben, in dem die Vergangenheit zur Gegenwart wird und eine einfache Rachegeschichte zu außergewöhnlicher Literatur.

 

Das_finstere_Tal  Autor: Thomas Willmann
Verlag: Liebeskind
Erschienen: 19. Juli 2010
ISBN: 978-3935890717
Seitenzahl: 314 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Die Alpen. Steile, schroffe Felsen, weite, großzügige Täler und ein herrliches Panorama. Harte Arbeit, heile Welt und idyllisch schön – so stellt man sich gerne die Bergwelt vor. Der Autor jedoch hat in diese wunderbare Szenerie eine etwas andere Geschichte gesetzt. Eine Mischung aus „Heimatfilm und Italo-Western“ könnte man wohl sagen. Eine kuriose Vorstellung? Nicht, wenn sie so brillant umgesetzt wird wie von Thomas Willmann. Er selbst sieht seine Schutzheiligen in Ludwig Ganghofer und Sergio Leone und der Leser wird nach Beendigung des Buches auch genau wissen, weshalb …


Stil und Sprache
Gleich zu Beginn fällt die außerordentlich schöne und bildhafte Sprache auf hohem Niveau wohlwollend auf. Willmann besitzt das wunderbare Talent, landschaftliche Eindrücke redundant stimmungsvoll so zu malen, dass einem alles wie in einem opulenten Kino mit 3D-Film vorkommt.
Im Grunde läuft alles in einem Handlungsstrang, der aus der Perspektive des unsichtbaren Dritten erzählt wird, aber der Autor gewährt dem Leser ein paar Rückblenden, die es in sich haben. In gemächlichem Tempo verfolgt man, wie ein junger Mann, Greider, über einen anstrengend zu bewältigenden Pass ein Hochtal in den Tiroler Alpen erreicht. In dem kleinen Dorf, das in diesem idyllischen Tal liegt, wird er nicht gerade herzlich aufgenommen, als er vorbringt, über den Winter bleiben zu wollen, um die Umgebung zu malen. Beim Obersten des Ortes kann er sich das „Bleiberecht“ schließlich erkaufen und bekommt Unterkunft bei der Witwe Gader, die mit ihrer Tochter Luzi zusammenlebt. Anschaulich und prall fließt die Erzählung, aber erst mit dem Tod eines jungen Waldarbeiters kommt Leben in die Geschichte. Und wie! Mit einer gewaltigen Explosion reißt Thomas Willmann den Leser plötzlich mit in die Vergangenheit und lässt ihn Zeuge eines schier unglaublichen Vorkommnisses werden. Ist man zuerst etwas orientierungslos, so lichtet sich jedoch Schlag für Schlag der Nebel um das entsetzliche Geschehen, für das Greider sich rächen will.
War der Leser zuerst noch gefangen von der wunderschönen Szenerie, aber der doch bedrückend düsteren Atmosphäre, so wird er spätestens jetzt gefesselt von den Ereignissen, die Willmann so realistisch wie auch brutal schildert. Jetzt zerrt die Erzählung an den Nerven, man möchte gar nicht glauben, was damals in dieser Idylle geschah und wo man Greider hinbegleitet hat. Zu unfassbar ist der Blick in die menschlichen Abgründe. Erbarmungslos, bestialisch und roh sind die Geschehnisse, die der Autor dem Leser zumutet, aber niemals wirkt dies effektheischend oder reißerisch, sondern zeigt nur schonungslos die Realität. Die Spannung ist ums Zerreißen und man wird es bis zum Ende des Buches nur mehr unter größten Anstrengungen schaffen, das Buch aus den Händen zu legen.


Figuren
Eine Menge Figuren durchstreifen die Geschichte, aber die meisten davon bleiben namenlos - bis auf wenige Ausnahmen. Von Greider, dem Protagonisten, der nur zum Malen ins Dorf gekommen ist, erfährt man sukzessive mehr, blickt aber dennoch nie in sein Innerstes. Nur von Luzi bekommt man eine Ahnung, wie es in ihr aussehen muss. Aber ob der Gaderin, Luzis Mutter, Breiser, dem gefühlskalten Dorfpfarrer, oder den Brenner-Buben und deren Vater, so richtig näher „bekannt“ wird einem keiner. Ist dieses Fehlen empathischen Tiefgangs normalerweise ein absolut negativer Kritikpunkt eines Romans, so stellt dieses Buch jedoch eine Ausnahme dar. Der Focus ist nicht auf die Gefühlsregungen der Protagonisten gelegt (die sich einem aber erschließen), sondern auf das soziale Milieu und die Folgen von Hörigkeit und das Ausüben von Macht gelegt. Und dennoch bleibt keine Figur gesichtslos, zu subtil und intelligent hat Willmann diese gezeichnet.


Aufmachung des Buches
Ein schönes gebundenes Buch mit ebensolchem Cover. Den Schutzumschlag ziert ein Bergmotiv wie von Ferdinand G. Waldmüller gemalt; idyllisch schön, aber auch bedrohlich wirkt das Tal mit dem Bach und dem dahinter aufragenden Berg. Dieses Motiv beinhaltet bildlich alles an Gefühl, welches der Leser beim Lesen dieses Buches empfinden wird. Ansonsten ein schlichtes, aber dennoch edel wirkendes Buch, das in 19 Kapitel eingeteilt ist und nur noch am Schluss mit einer Danksagung des Autors aufwartet.


Fazit
Ein grandioses, wuchtiges und bildgewaltiges Szenarium, das einen noch lange nach dem Lesen festhalten wird. Ein Buch, das man entweder liebt oder überhaupt nicht mag, aber zweifelsfrei ein unvergessliches Leseerlebnis ist, dass aber großen Anspruch an den Leser stellt. Sprach- und bildgewaltig, äußerst intelligent und in beklemmender Atmosphäre, schaffte Thomas Willmann einen historischen Roman der Sonderklasse! Ein Buch, von dem mit Sicherheit nicht nur Liebhaber des historischen Genres begeistert sein werden, sondern alle, die nervenaufreibende Spannung auf höchstem Niveau zu schätzen wissen. Eine absolute Leseempfehlung!


5 Sterne


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