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Frühling 1945. Berlin ist ein Trümmerfeld. Auf direkten Befehl von Stalin besetzt eine Gruppe Soldaten der Roten Armee ein unscheinbares Gebäude, welches jedoch ein Geheimnis verbirgt, das der sowjetische Diktator heiß begehrt. Juni 2029. Das amerikanische U-Boot USS Nebraska empfängt in den Tiefen des Mittelmeers ein merkwürdiges Signal. Als die Besatzung den Sendeort lokalisiert, stößt sie auf das Wrack eines sowjetischen U-Boots, das in der Nähe eines gigantischen Artefakts liegt. Doch die Tauchmannschaft, die der Kommandant ausschickt, um dessen Inneres zu erforschen, kehrt nie mehr zurück. Und was als simple Routinemission beginnt, wird zu einem Abstieg in die Hölle…

 

Heiligtum_01 

Originaltitel: Sanctuaire: USS Nebraska
Autor: Xavier Dorison
Übersetzer: Delia Wüllner-Schulz
Illustration: Christophe Bec; Farben: Homer Reyes
Verlag: Splitter Verlag
Erschienen: Mai 2010
ISBN: 978-3-86869-148-1
Seitenzahl: 64 Seiten
Altersgruppe: ab 16 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)

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Die Grundidee der Handlung
Für das Comicprojekt Heiligtum scheint sich das reinste Dreamteam für mystische Science Fiction zusammen gefunden zu haben. Christophe Bec, bekannt durch die Serien "Prometheus" und "Carthago", welche beide inhaltlich in die gleiche Bresche schlagen. Carthago spielt zudem ebenfalls überwiegend Unterwasser. Xavier Dorison ist hingegen bekannt aus Projekten wie Long John Silver, XIII, Das dritte Testament und Prophet," mit denen er sich überwiegend apokalyptischen Szenarien zuwendete. Obwohl Christophe Bec nicht als Autor angeführt wird, ist doch anzuehmen, dass auch er seine Ideen hat mit einfließen lassen. Schließlich stammen Prometheus und Carthago aus seiner Feder und diese ähneln in ihrer Konzeption Heiligtum deutlich mehr, als die bisherigen Werke Dorison´s.

Splitter legt diese Story neu auf, denn die ersten beiden Bände wurden im Arboris Verlag 2004 schon einmal aufgelegt. Der dritte Band erschien damals aber nicht, die Serie blieb daher unvollendet. Bei Splitter sind nun alle drei Bände bereits erschienen und alle, die damals schon in die Serie eingestiegen sind, erfahren nun endlich auch, wie das ganze ausgehen wird.

Inhaltlich liefert Dorison eine spannende Handlung ab, die allerdings auch immer wieder durch verwirrende und zusammenhanglose Passagen unschön gestört wird. Beispielsweise gibt es auf Seite 26 eine kurze Szene, in welcher der Maschinist Rutterford bei irgendwelchen Wartungsarbeiten eingesperrt wird, während der Raum mit Wasser volläuft. An Bord des U-Boot´s scheint man diesen Wassereinbruch nicht zu bemerken und auf den nachfolgendne Seiten wird nicht auf diese Szene eingegangen. Rund 20 Seiten später taucht der vom Leser längst Totgeglaubte plötzlich wieder auf. Der Zusammenhang zwischen den beiden Szenen erschließt sich dabei aber überhaupt nicht. Dieses Beispiel ist aber der gröbste Schnitzer, ansonsten leidet die Story nur an vielen kleinen Ecken und Kanten, die immer wieder den Erzählfluss ausbremsen und verhindern, dass der Plot so richtig in Fahrt kommt. Doch trotz dieser Mankos ist Heiligtum eine gut inszenierte Mysteriestory, die von Christophe Bec mit einem sehr schönen und stimmungsvollen Artwork in Szene gesetzt wurde.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die Bilder, die einem beim spontanen Durchblättern ins Auge fallen, sind technisch, modern und von kantig aussehenden Figuren geprägt. Diese haben sehr realistisch aussehende Gesichtspartien mit ausgeprägter Mimik. Die Farbgebung wird dominiert von viel schwarz, viel blau, dazu grau und grün und ein wenig Hauttöne. Viele Panels sind recht dunkel, wobei Bec hier immer wieder sehr schöne Lichtstimmungen zaubert, in denen ein einsamer Lichtkegel nur wenige Bilddetails erhellt. Die Umgebungen im U-Boot sind technisch steril, genau so wie man sich das Innere eines militärischen U-Boot´s vorstellt. Das Artefakt wird mit einem wilden Mix verschiedenster Stilelemente dargestellt: Totenschädel und dämonische Fratzen, Ornamentik, die an die Tempel der Maya erinnern und Statuen, die eher an indische oder thailändische Gottheiten erinnern.

Das Minenspiel der Figuren wirkt irgendwie eingefroren und verkrampft. Selbst ein herzliches, warmes Lächeln sieht aus wie gestellt. Die Interaktion der Charaktere wirkt dadurch etwas hölzern. Doch dieses Problem gab es auch schon bei Prometheus. Gleichzeitig wirken sämtliche Personen sehr realistisch. Die Proportionen, der Körperbau und auch die Gesten sind rundum glaubhaft. Hinzu kommt, dass einige der Hauptpersonen so aussehen, als ob sie bekannten Schauspielern nachempfunden wurden. Major June zum Beispiel hat verblüffende Ähnlichkeit mit Johnny Depp in "Die neun Pforten". Dieses äußerst authentische Aussehen macht einen Teil der hölzern wirkenden Gestik wieder wett.

Die Panels sind mal schwarz, mal weiss unterlegt. Einheitliches Schwarz wäre in meinen Augen die bessere Wahl gewesen, hätte es doch wunderbar zur Szenerie gepasst. Die Atmosphäre hätte deutlich gewonnen, was man bei den schwarz unterlegten Seiten deutlich sieht. Der optische Gesamteindruck wäre wesentlich beklemmender und düsterer.

Die Texte sind recht umfangreich. Infolge dessen fallen die Sprechblasen oft sehr groß aus. Sie sind aber stets recht geschickt plaziert, so das sie den Blick auf die Bilder nicht verdecken. Die Schriftgröße ist ein wenig klein, doch ist sie noch gut lesbar. Hier wurde genau der richtige Kompromiss gefunden.


Aufmachung des Comics
Obwohl aufgrund der Unterwasserszenerie viele Sequenzen bei sehr spärlicher Scheinwerferbeleuchtung spielen, ist der Druck stets klar und gut differenzierbar zu erkennen. Trotz dem intensiven Spiel mit Licht und Schatten sind alle wesentlichen Details stets hervorragend auszumachen. Der Comic lässt sich auch bei schlechter Beleuchtung noch vernünftig lesen und das, obwohl das verwendete Papier einen dezenten seidenmatten Glanz aufweist. Auf 6 Bonusseiten gibt es zwei einseitige und zwei doppelseitige Panel´s, die aufgrund ihrer sehr großen Darstellung etwas grob in ihrer Darstellung anmuten. Zu sehen sind Szenen im Inneren des Heiligtums. 

Das Covermotiv besitzt reichlich mystische Ausstrahlung und spricht dadurch genau die richtige Gruppe an potentiellen Käufern an. Die Vorsatzpapiere, welche die alten Schriftzeichen in stark vergrößerter Form zeigen, wirken ein wenig lustlos und vor allem sind sie reichlich verschwommen beziehungsweise unscharf.


Fazit
Fans von mystischen Verschwörungsstorys oder Abenteuergeschichten in Indiana Jones Manier werden hier gut bedient. Die Leseprobe vermittelt zwar einen guten Eindruck vom Artwork, über den Inhalt erfährt man aber nichts Brauchbares.
Kleine Schwächen beim Storytelling trüben den Gesamteindruck nur wenig. Der vorliegende Band wirft zwar eine Menge Fragen auf, endet aber nicht allzu abrupt. Ein guter Auftakt zu einer vielversprechenden Geschichte, welche auf jeden Fall einen Blick wert ist.


4 Sterne


Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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