Smaller Default Larger

Sie glaubt, den Mörder ihrer Tochter vor sich zu haben. Stürzt sich auf ihn und tötet ihn in einem erbitterten Kampf. Nur – das Opfer ist gar nicht ihre Tochter. Emma lebt, doch sie wurde entführt.

Special Agent Will Trent weiß: die Chance, das Mädchen lebend zu finden, wird von Stunde zu Stunde geringer. Doch noch entsetzlicher ist die Vorstellung, dass der sadistische Täter ungeschoren davonkommen könnte ...

 

Entsetzen 

Originaltitel: Fractured
Autor: Karin Slaughter
Übersetzer: Klaus Berr
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 08/2010
ISBN: 978-3-7645-0344-4
Seitenzahl: 509 Seiten

Hier geht’s zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Will Trent wird mit seiner lange zurückliegenden Kinder- und Jugendzeit konfrontiert, als er zu einem Fall in eine der besten Gegenden Atlantas gerufen wird. Ausgerechnet die Tochter seines einstigen Hass-Kumpels wurde ermordet und Will soll Licht in die mehr als prekäre Angelegenheit bringen. Als ob das noch nicht genug wäre, stellt ihm seine Chefin auch noch eine Partnerin zur Seite, deren Mutter er Jahre zuvor durch seine Ermittlungen in den Ruhestand gezwungen hatte und deren Ruf durch den damals ausgelösten Skandal nun gleich Null ist. 

Unter dem Druck der öffentlichen Medien, seiner Vorgesetzten und den hasserfüllten Blicken der anderen Kollegen beginnt Will auf die ihm typische Art und Weise den Hinweisen nachzugehen und deckt dabei den fatalen Fehler der Polizisten am Tatort auf: die Tote ist nicht Emma, die Tochter des Hausherrn, sondern ein anderes, noch unbekanntes Mädchen. Die Situation eskaliert beinahe, als sich der Großvater von Emma einschaltet und mit seinem Reichtum die Ermittlungen in private Hand geben will. Von nun an kämpft Will nicht nur gegen die Zeit, denn je mehr davon verstreicht, umso wahrscheinlicher wird es sein, dass Emma nur noch tot gefunden wird. Er muss auch gegen den privaten Sicherheitsdienst kämpfen und darum, sein Geheimnis vor Faith, seiner neuen Partnerin, zu verbergen.


Stil und Sprache
Mit einem wahren Blutbad und einer unglaublich brutalen Kampfszene schmeißt Karin Slaughter den Leser buchstäblich gleich zu Beginn des Thrillers mitten hinein in die Handlung. Da wird eine Mutter im wörtlichen Sinne zum tötenden Tier, nur weil sie glaubt, das blutige Bündel aus Fleisch, Haaren und Knochen am Ende des Flures, das fast bis zur Unkenntlichkeit brutal zugerichtet wurde, sei ihre Tochter.

Auf höchstem Niveau beschreibt Karin Slaughter schnörkellos und klar die unterschiedlichen Szenen und es spielt dabei keine Rolle, ob es sich hier um eine besonders blutige oder um eine besonders grausame oder niederschmetternde Szene handelt. Stellenweise fast schon obszön, aber immer in genau der richtigen Tonlage, verwickelt die Autorin den Leser über 22 relativ lange Kapitel in ein absolut glaubwürdiges Geschehen, das in drei Teile gegliedert ist. Der Hauptaspekt liegt in den herrlichen Details der Polizeiarbeit und Will Trents Arbeitsweise. Diesmal hat Karin Slaughter das Thema Legasthenie nicht nur auf ihren Protagonisten Trent beschränkt, nein, sie hat diese Thematik mit viel Einfühlungsvermögen auf die komplette Handlung ausgeweitet. Selbst Opfer und Täter sind ein Teil davon. Zeitgleich zeigt die Autorin aber auch, wie unterschiedlich dieses Thema einerseits aufgenommen und andererseits wahrgenommen wird.

Durch immer wieder in die Handlung eingestreute, fast schon beiläufige Hinweise und herrlich bildhafte Vergleiche, steigert die Autorin nicht nur die Spannung von Seite zu Seite und Kapitel zu Kapitel bis zum Ende, sie gibt dadurch dem Thriller auch einen Hauch von treffendem Humor, der eine unterhaltsame Leichtigkeit in die ansonsten doch sehr betrübliche Handlung bringt. Damit meine ich Emmas Entführung, und Wills Kampf sie zu finden. Am besten hat mir da der Vergleich beim Schichtwechsel auf dem Polizeirevier gefallen, als sich der Raum mit Testosteron füllt, und mit einer sich ebenfalls füllenden Stoffwindel verglichen wird. Ein Vergleich, der übrigens durch die Augen der Polizistin Faith getroffen wird.


Figuren
Die einzelnen Charaktere sind auch hier wieder sehr vielschichtig angelegt. Karin Slaughter zeigt Charakterzüge, die nicht unbedingt als schön anzusehen sind, und lässt dann einige ihrer Figuren im Verlauf der Handlung eine Wandlung durch machen, die sowohl ins Negative als auch ins Positive gehen.

Auf den ersten Blick ist Will Trent eine fast langweilige Figur mit einer Körpergröße von knapp zwei Metern. Seine Stärke ist seine andere Denkweise. Er sieht Dinge die andere nicht sehen, wenn auch im Sinne der Interpretation. Seine stark ausgeprägte Leseschwäche macht ihn für den aktuellen Fall geradezu zum Fachmann, wenn auch nicht ganz freiwillig. Er zählt für mich zu einer der besten Figuren in diesem Thriller, knapp gefolgt von seiner neuen Partnerin Faith. Die beiden ergänzen sich hervorragend. Auch wenn sie zu Beginn eher widerwillig zusammengearbeitet haben. Die arbeitsmäßige Entwicklung, die die beiden im Verlaufe des Thrillers durch machen, war spannend und teilweise sehr amüsant zu verfolgen. Meiner Meinung nach hat Will Trent in diesem Thriller an Authentizität und Überzeugungskraft noch gewonnen.

Bei den Nebenfiguren setzt Karin Slaughter wieder auf unterschiedlichste Charaktere, die den perfekten Rahmen für die Hauptfiguren bilden. Da ist vom unscheinbaren Mauerblümchen mit der verkorksten Collegezeit, bis hin zum eifersüchtigen Biest wirklich alles dabei.


Aufmachung des Buches
Ehrlich gesagt, die dezente Gestaltung des Schutzumschlages, vor allem die des Covers, hat mich zuerst nicht sonderlich angesprochen. Es war mehr die Neugier, die mich veranlasst hat, das gebundene Buch mit farblich passendem, integriertem Leseband zu wollen. Mattes Grau und etwas Grün sorgen für eine verhaltene Optik, die nur durch das knallige Rot des Titels unterbrochen wird. Zusammen mit dem Rostbraun im Hintergrund hebt diese Farbkombination jedoch die feinen Gesichtszüge des teilweise sichtbaren Frauengesichtes hervor. Erst wenn man das Buch umdreht oder den Schutzumschlag ganz abnimmt, sieht man das Frauengesicht ganz. Ein Umstand der mich, als ich das Buch dann in den Händen hielt, wirklich begeistert hat. Zudem passt die Covergestaltung sowie der Titel hervorragend zum Inhalt des Thrillers.


Fazit
Ein absolut spannender und packender Thriller. Zwar nicht ganz so blutig wie der erste Band der Will Trent Reihe „Verstummt“, aber genauso fesselnd und gut geschrieben. Ich würde sagen, für alle Fans von Karin Slaughter ein wunderbarer Lesegenuss. Für diejenigen, die die Autorin noch nicht kennen, absolut empfehlenswert, um mit Karin Slaughters Werken vertraut zu werden. Auch wenn die Will Trent-Bücher nicht zwingend in chronologischer Reihenfolge gelesen werden müssen, so empfehle ich es dennoch, da es im zweiten Band noch mehr Hintergrundinformationen zu Will Trent gibt, die auf die aus dem ersten Band aufbauen.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Verstummt

Merken

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo