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Ist alles, was in Büchern geschrieben steht die Wahrheit?
In Sallies Welt geht alles seinen scheinbar gewohnten Gang: Sie ist Küchenmädchen in einem Herrenhaus, so verwinkelt und weitläufig, dass Sallie selbst nur einen winzigen Bruchteil davon kennt. Am liebsten hält sie sich ohnedies in der Bibliothek auf, um zu lesen. Denn die Geschichte vom ewigen Kampf des Nebelkönigs gegen die Katzenkönigin lässt sie nicht mehr los. Doch schon bald wird Sallie herausfinden, dass weder in der Geschichte noch in dem Haus die Dinge so sind, wie sie auf den ersten Blick erscheinen ...

 

Der_Nebelkoenig  Autor: Susanne Gerdom
Verlag: Ueberreuter
Erschienen: 07/2010
ISBN: 978-3-8000-5566-1
Seitenzahl: 335 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Sallie, das 13jährige Küchenmädchen, lebt und arbeitet in einem riesigen Herrenhaus, das sie nur für Botengänge in die nebelverhangenen Gärten verlässt. Ihre Freizeit verbringt die lesebegeisterte Sallie meistens in der Bibliothek, wo sie der Bibliothekar Uhl mit ausgewählten Büchern versorgt. Hier entdeckt sie auch die spannende Geschichte des Nebelkönigs, die sie schnell in ihren Bann zieht. Als sich Sallie bei ihrem Küchendienst beim Gemüseschneiden verletzt und ein paar Tage nicht arbeiten darf, nützt sie die Chance, die unzähligen Räumlichkeiten des Hauses und seine Geheimnisse zu entdecken. Bei ihren Streifzügen trifft sie einige sehr seltsame Bewohner, von denen manche sehr unheimlich sind. Mit ihren neugierigen Streifzüge setzt sie jedoch unbeabsichtigt Ereignisse in Gang, die ihr gewohntes Leben vollkommen durcheinanderbringen und bald weiß sie nicht mehr, was Traum und was Wirklichkeit ist. Der alte Bibliothekar Uhl, der Rabe und die beiden Katzen Kaltrina und Luan versuchen Sallie nach Kräften zu unterstützen, doch da sie sich bei ihren Ratschlägen immer recht kryptisch ausdrücken, helfen ihre Tipps dem jungen Mädchen herzlich wenig.
Nach und nach erkennt sie aber, dass sie für eine ganz bestimmte Aufgabe auserwählt wurde, leider hat sie keine Ahnung, worum es sich dabei handelt. Doch die Zeit drängt! Sallie muss so schnell wie möglich ihre Bestimmung entdecken, denn das Böse hat ihre Spur bereits aufgenommen und die Nebel werden immer dichter ...

Die Geschichte spielt in einer Art Zeitblase, in der das Haus und seine Bewohner durch einen Zauberspruch der Katzenkönigin gefangen sind und nicht altern. Nur Sallie, die mehr mit der Katzenkönigin gemein hat als sie weiß, kann den Zauber beenden und den Gräueln des Nebelkönigs ein Ende machen.


Stil und Sprache
Die Geschichte beginnt mit einem spannenden Prolog, in dem kurz die Vorgeschichte der Figur des Bösewichtes erklärt wird. Die Autorin erzählt überwiegend aus Sallies Sicht in der dritten Person und ist von der Erzählart und dem Inhalt sehr spannend und unterhaltsam. Da sich die Geschichte vollkommen auf Sallies Erlebnisse konzentriert, kann man sehr leicht in die Geschehnisse hineinschlüpfen und sich gleichzeitig gut mit der Hauptperson identifizieren. Die anderen Figuren sind großteils nur grob charakterisiert und lenken daher von Sallies Nachforschungen nicht ab, sondern unterstreichen diese. Die etwas düstere Stimmung des Schauplatzes wird vom Nebel verstärkt, der immer um das Haus streicht und so für eine leicht bedrohliche Spannung in der Geschichte sorgt, die langsam immer mehr ansteigt.

Der Leser hat, ebenso wie die junge Hauptperson Sallie am Beginn der Geschichte, keine Ahnung worum es geht oder was auf ihn zukommt und durch viele unerwartete Wendungen und seltsame Ereignisse lässt die Autorin sowohl den Leser wie auch Sallie im Ungewissen, was gleich darauf passiert. So steigert sich die Spannung immer stärker bis zum Schluss.
Auch der gut beschriebene innere Konflikt Sallies, die zwischen der Neugier, das Herrenhaus und seine Geheimnisse zu erforschen und ihrer Verpflichtung als Küchenmädchen nachzukommen, trägt gut zur Dramatik der Handlung bei. Allerdings wirken Sallies Ansichten manchmal übermäßig erwachsen.
Der Schauplatz der Handlung beschränkt sich zu 99 Prozent auf das Herrenhaus. Durch die spannende Schreibweise der Autorin zieht sich vom Beginn bis zum Ende der Geschichte ein leichter Hauch von Unheil durch den Roman, der zum gespannten Weitelesen animiert. Die fantastische Welt hinter den Mauern des Herrenhauses mit seinen Gestaltwandlern und seinen anderen Bewohnern, die zwischendurch immer wieder ermordet werden, nur um dann am nächsten Morgen wieder putzmunter ihren Aufgaben nachzugehen, ist manchmal etwas verwirrend. Einige Figuren, wie z.B. der Nebelprinz, tauchen im Handlungsverlauf zwar immer wieder auf und scheinen für kurze Zeit auch eine wichtige Rolle zu spielen, verschwinden dann aber gegen Ende des Buches spurlos im Nebel.

Die Geschichte ist an die angepeilte Altersgruppe von 14 Jahren aufwärts durch die Handlung und die Sprache hervorragend angepasst und auch die gewalttätigeren Szenen entsprechen dieser Altersgruppe sehr gut. Die angenehm flotte Schreibweise und das interessante Thema wird aber auch mühelos ältere Fantasybegeisterte in seinen Bann ziehen. Da die Handlung manchmal etwas verwirrend ist, könnten jüngere Leser, als die empfohlene Altersgruppe, damit etwas überfordert sein.


Figuren
Die Hauptperson Sallie ist für ihre fast 14 Jahre sehr reif und abgeklärt und gleichzeitig total naiv. Die sympathische Heldin wider Willen marschiert mutig in den dunklen Keller und hat nicht wirklich ein Problem damit, als die Kerze ausgeht und sie in den stockfinsteren Gängen steht. Neugierig erforscht sie das Haus, hinterfragt vieles, weigert sich aber oft, gut gemeinte Ratschläge zu akzeptieren. Immer wieder helfen ihr die Nebenpersonen aus besonders verzwickten Situationen heraus. Zum Ende des Buches hin macht sie sich zur Konfrontation mit dem mächtigen Zauberer Bardh auf, ohne Waffe und nur in dem festen Glauben, dass ihr zur rechten Zeit schon das Richtige einfallen wird.

Uhl, der Bibliothekar, versucht Sallie auf ihre Aufgabe vorzubereiten, indem er ihr von ihm persönlich ausgewählte Bücher zu lesen gibt. Da er alt und müde ist und auch viel vergessen hat, verlässt er sich völlig auf die Bücher, was durchaus auch zu Problemen führt. Der Apotheker verbindet Sallie, als sie sich verletzt und schlägt ihr vor, seine Gehilfin zu werden. Salli ist sich eine Weile nicht sicher, entscheidet sich aber später dafür. Daraufhin wird der brummige Apotheker immer verschlossener, je mehr Zeit sie mit ihm verbringt. Erst sehr spät kommt Sallie hinter sein Geheimnis. Luan und Kaltrina sind Gestaltwandler, die zuerst in Katzengestalt auftreten, sich aber wie Menschen benehmen, Sallie helfen wollen, aber keine Handlungsfreiheit haben. Redzep, der Sohn des Rattenkönigs, der in den Kellergewölben der Herrscherhauses lebt, hilft Sallie immer wieder, ohne dass sie es als Hilfe erkennt. Redzep wünscht sich nur, endlich wieder an die Oberfläche zu dürfen und die Sonne zu sehen.

Bardh, der Antagonist, tritt hauptsächlich im Prolog und am Ende des Buches deutlich in Erscheinung. Im Lauf der Geschichte dient er als diffuses Schreckgespenst, von dem man weiß, dass es über der Szene dräut, es aber (noch) nicht wirklich greifen kann.

Die Motive der Figuren sind eindeutig, leicht verständlich und deshalb problemlos nachvollziehbar.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und der ansprechende Text auf der Rückseite gibt einen guten Einblick in die Geschichte. Die Covergestaltung ist hervorragend gelungen und spiegelt den Hauch von geheimnisvoller Düsternis wider, der sich durch die ganze Geschichte zieht. Alle 18 Kapitel sind deutlich gekennzeichnet und durch die angenehme Formatierung lässt sich das Buch gut lesen.  


Fazit
Das Buch ist eine spannende und fantasiereiche Erzählung für LeserInnen ab 14 Jahren. Die Hauptperson ist sehr sympathisch und durch die unterschwellige Bedrohung, die sich vom Beginn bis zum Ende des Buches zieht, bleibt die Handlung spannend bis zum Schluss. Durch einige, teils etwas verwirrende Szenen, die sich erst im Lauf der Geschichte auflösen, ist dies eine Geschichte, bei der man aktiv mitdenken muss. Es ist etwas schade, dass sich mache Fragen bis zum Ende nicht ganz aufklären, trotzdem werden fantasybegeisterte LeserInnen viel Spaß mit dem Buch haben.


4 Sterne


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