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Im Herzen von Bornheim geht die Angst um. Der alteingesessene Besitzer der Felsquelle wird tot aufgefunden. War es ein Unfall – oder Mord? Der Kölner Kommissar Stephan Tries nimmt die Ermittlungen auf und gerät dabei immer mehr in einen Strudel aus kriminellen Machenschaften, Korruption, Leidenschaft und menschlichen Tragödien. In diesem Fall stößt allerdings auch er an seine persönlichen Grenzen ...

 

  Autor: Rudolf Jagusch
Verlag: emons Verlag Köln
Erschienen: 2010
ISBN: 978-3-89705-755-5
Seitenzahl: 253 Seiten
 

Die Grundidee der Handlung
„Todesquelle“ ist der dritte Fall des beurlaubten Kölner Kommissar Stephan Tries nach „Leichen-Sabbat“ (Leoprello Verlag) und „Nebelspur“ (emons Verlag).

Wieder treibt die kleine Gemeinde Bornheim im Vorgebirge zwischen Bonn und Köln auf den Wogen des Verbechens. Der lokal bekannte Besitzer der Felsquelle, Herr Germanus, kommt ums Leben und alles deutet zunächst auf einen Unfall hin. Anfänglich glaubt Stephan Tries selbst noch an einen Unfall und hadert mit sich, ob er den privaten Auftrag der Witwe annehmen soll, den Tod ihres Gatten aufzuklären. Doch im Laufe seiner „Ermittlungen“ wird auch Stephan immer tiefer in den Sumpf aus Intrigen, Macht, Hass und Leidenschaft gezogen, aus dem er nicht ganz unversehrt hervorgeht.


Stil und Sprache
Man fragt sich am Ende eines Buches immer, was das Besondere an diesem Buch gewesen ist (zumindest macht man dies, wenn man Rezensionen schreibt). Bei dem Buch „Todesquelle“ ist es die Stimmung des Krimis, die außergewöhnlich lebendig transportiert wird und die den Leser auf der ersten Seite packt und bis zum Schluss nicht mehr loslässt. Nichts stört den Erzählfluss, jedes Wort ist dort wo es hingehört, die Dialoge sind lebendig und tragen den Leser von einer Szene zur nächsten. Wie in den vorangegangenen Kriminalromanen liegt hier die größte Stärke des Autors: das lebendige szenische Erzählen. Dazu gehört auch das Bornheimer Platt, dass besonders dem grobschlächtigen Bauunternehmer Poensgen in den Mund gelegt wird.

Jaguschs Sprache ist klar und ohne große Verspieltheiten und zeichnet sich vor allen Dingen dadurch aus, dass er Geschehnisse und Situationen so beschreibt, dass sie plastisch vor dem Auge des Leser entstehen. Das gelingt ihm vor allen Dingen dadurch, dass alle Sinne angesprochen werden, der Geruch der frisch zubereiteten Pasta, der Geschmack eines Biers, das Stephan genießt, sowie die Beschreibung der Umgebung mitsamt ihrer Geräusche. Dies schafft trotz Erzählperspektive in der dritten Person eine Nähe zum Geschehen und zu den Figuren.

Rudolf Jaguschs Krimi ist Kopfkino vom Feinsten von der ersten bis zur letzten Seite, nicht anspruchsvoll, aber eine einfach gut erzählte Story, die bis zum Schluss einige Überraschungen bereit hält und es schafft, die Spannung aufrecht zu erhalten. Wie Stephan Tries tappt der Leser zunächst in einer unklaren Motivlage. Hat der Tod des Chefs der "Todesquelle" tatsächlich mit korrupten Betriebsvorgängen seines Sohnes Rainer zu tun? Am Ende erkennen Kommissar und Leser, dass die Dinge wie so oft im Leben viel profaner sind.


Figuren
Auch in diesem Krimi zeigt sich Stephan Tries, die Hauptfigur der Krimiserie, wieder von seiner liebenswert verschrobenen Seite. Mit Gefühlsdingen kann er nicht so recht umgehen, so dass er bei seiner Freundin Charlotte keinen Fettnapf auslässt. Das führt auch in diesem Krimi zu privaten Verwicklungen. Dennoch ist er ein liebenswerter Kerl, ständig nach der Wahrheit suchend, ein Italienfan mit Kochkünsten, dass einem das Wasser im Mund beim Lesen zusammenläuft.

Die Nebenfiguren sind ebenso treffend charakterisiert: Tries Freundin Charlotte hat besonders mit dem schlechten Gesundheitszustand ihrer Mutter zu kämpfen, seine Tochter stürzt sich Hals über Kopf mit ihrem türkischen Freund in das Abenteuer, aus der alten Kneipe, die Stefan geerbt hat, einen Döner-Laden zu machen.

Auch die Bösewichte und das übrige Figurenensemble sind lebendig dargestellt: der aalglatte Sohn des Toten Rainer Germanus, der stellvertretende Bürgermeister Bursch und Paul Poensgen, den das Gepann nur „Mörtel“ nennt und der durch seinen Dialekt und seine tölpelhafte Art für manchen Lacher sorgt, stecken unter einer Decke, um die marode Finanzsituation der Felsquelle nicht nur mit lauteren Mitteln in den Griff zu kriegen. Erfrischend ist auch der Papagei der Edelprostituierten "Hildegard von Bingen", der das Repertoire seines Frauchens mit Preisen wiedergeben kann.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist als Taschenbuch erschienen und die komplette Aufmachung passt ganz hervorragend zu der Region, in der der Krimi spielt. Sie bildet nämlich jene Ambivalenz der Region „Vorgebirge“ ab, die der Autor in seinem Krimi wie folgt umschreibt: „Die riesige Raffinerie am Wesselinger Ufer strahlte hell erleuchtet, überschüssiges Gas wurde abgefackelt. Die Flamme schlug meterhoch in den Nachthimmel, und Stephan meinte sogar, Brandgeruch wahrnehmen zu können. Das Vorgebirge ist schon ein seltsamer Ort, dachte er. Auf der einen Seite die Kappesbauern, auf der anderen riesige Industrieanlagen...“

Genau diese Stimmung ist auch auf dem Cover des Buches eingefangen: die gigantische Industrianlage Wesselings bei Nacht, davor ein einsames Kohlfeld, auf dem die Scheinwerfer von Stephan Tries altem Mercedes diffuses Licht verbreiten. Ein rundum gelungenes Layout.


Fazit
Stephan Tries ist für das Vorgebirge das, was „Siggi Baumeister“ für die Eifel ist! Spannende, ausgeklügelte Krimiunterhaltung mit Lokalkolorit und einem etwas verschrobenen Kommissar, dem man manchmal gerne das Händchen halten würde. Die perfekte Unterhaltung für ein langes verregnetes Herbstwochenende!


5 Sterne


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