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Der Krieg ist vorbei. Der "Freund" ist tot. Die Menschen müssen nicht mehr fürchten, ausgelöscht zu werden. Endlich kehrt wieder Frieden in Tokyo ein… so scheint es zumindest. Doch das Rätsel bleibt noch ungelöst. Niemand weiß, wer der "Freund" war und woher er kam. Der einzige Hinweis ist tief in den Erinnerungen eines Mannes vergraben: Kenji, unserem Helden. Es ist an der Zeit, Pandoras Büchse zu öffnen. Zeit, herauszufinden, was in ihrem Inneren schlummert.

 

21st_Century_Boys_01 

Originaltitel: 21st Century Boys, Vol. 1
Autor: Naoki Urasawa
Übersetzer: Josef Shanel, Matthias Wissnet
Illustration: Naoki Urasawa
Verlag: Panini - Planet Manga
Erschienen: März 2010
ISBN: 978-3-86607-936-6
Seitenzahl: 200 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahre (von der Rezensentin empfohlen)


Die Grundidee der Handlung
Nachdem "20th Century Boys" scheinbar das Ende der Reihe beinhaltete, kam nun "21st Century Boys", denn es stellt sich heraus, dass nicht alles, was den "Freund" betrifft, geklärt wurde. Als Kenji ihm die Maske vom Gesicht zerrt, kommt Fukube zum Vorschein, der allerdings schon 2015 getötet worden ist. Wer also hat sich hinter diesem Gesicht versteckt? Um das herauszufinden lässt sich Kenji mit Hilfe eines vom "Freund" entwickelten Virtual Reality-Systems ins seine Vergangenheit zurückversetzen. Dort hofft er, hinter die wahre Identität des Mannes zu kommen, der ihn herausgefordert hat und für den die Vernichtung der Welt ein Spiel zwischen Kenji und ihm war. Außerdem hängt das Schicksal der Welt immer noch am seidenen Faden, denn der "Freund" hat eine grausame Ankündigung hinterlassen: Angeblich gibt es eine Antiprotonenbombe, die versteckt darauf wartet, gezündet zu werden. Kenji bleibt nichts anderes übrig, als zu versuchen, den "Freund" als Kind zu identifizieren und ihn dazu zu bringen zu verraten, wo die Bombe versteckt ist.

Wer die Vorgeschichte "20th Century Boys" nicht kennt, sollte hier nicht einsteigen, denn es werden zu viele Vorkenntnisse vorausgesetzt. Im Grunde ist es ein etwas längerer Epilog für die eigentliche Geschichte, der mit zwei Bänden abgeschlossen ist. Wer aber Fingernägel kauend auf die Auflösung gelauert hat, wer der "Freund" ist, dem ist hiermit definitiv geholfen.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Naoki Urasawa zeichnet sehr realistisch. Seine Figuren sind nicht unbedingt schön oder ästhetisch, sondern haben Falten, gekrümmte Haltungen und manchmal auch von der Gicht verbogene Finger. Seine Helden sind eigentlich eher durch Zufall Helden geworden - sie selbst suchen nie nach dem Ruhm, sondern tun das, was notwendig ist und in ihrer Natur liegt. Dass sie dadurch von anderen verehrt werden, überrascht sie meist selbst. So auch Kenji, dessen Rolle als Retter der Menschheit von dem Profiler der UN unterstrichen wird: "Sie sind ein wahrer Held, Kenji." (Kapitel 3). Darauf erwidert dieser "So komme ich mir aber überhaupt nicht vor." Kenji sieht als Erwachsener mehr wie ein Penner aus mit seiner ausgefransten Baseballkappe, dem Anorak und den weiten Hosen, dazu die heruntergekommenen Schuhe, sein Dreitagebart und seine Haare, die er bestimmt seit Monaten nicht mehr gekämmt hat. Dadurch wird er aber für den Leser deutlich erkennbar. Auch die anderen Figuren - sei es Kenji als Kind, die Alte vom Süßigkeitenladen, oder Kenjis Freunde als Erwachsene oder Kinder - sind klar auseinander zu halten. Nur bei dem "Freund" als Kind und Sadakiyo fällt es manchmal schwer, zu wissen, wer wer ist, denn beide tragen die gleiche Maske und lassen sich auch anhand ihrer Kleidung nicht voneinander unterscheiden. Emotionen werden sehr dynamisch vermittelt. Die Gesichter der Figuren leben regelrecht, denn Urasawa scheut sich nicht, sie zu verziehen, wütende Grimassen zu zeichnen oder auch Freudenschreie - seine Charaktere atmen und scheinen von den Seiten springen zu können.

Die Hintergründe arbeitet Urasawa meist deutlich und bis ins kleinste Detail aus. Sein Stil, der ein wenig wirkt, als ob er mit einem Kugelschreiber gezeichnet hätte, lässt die Figuren gut mit ihrer Umgebung verschmelzen, bei der er oft Schraffierungen benutzt, um sie geradezu "echt" wirken zu lassen. Bei Gebäuden und ähnlichem ist er äußerst gewissenhaft. Sie sehen manchmal sogar richtig fotorealistisch aus. Wer seine anderen Werke (u.a. "Monster") kennt, weiß, dass Urasawa exzessive Studien für Hintergründe betreibt ("Monster", das in Deutschland spielt, besitzt sogar eins-zu-eins Bilder der Ludwig-Maximilian-Universität in München, die man quasi als Bild neben die Realität halten kann - bis hin zum Fußboden ist alles klar und deutlich sichtbar). Da "21st Century Boys" allerdings in der Zukunft spielt, hat Urasawa hier freiere Hand. Dennoch sieht vor allem das Expo-Gelände in Tokyo genauso aus, wie in seinen Bildern. Wer gerne googelt, wird hier seine reine Freude haben, die Zeichnungen mit dem Original zu vergleichen.

Durch Urasawas Stil und Schraffuren ist der Manga im Großen und Ganzen eher düster, allerdings lockert er die schwere Handlung mitunter durch witzige Einlagen von Kenji als Kind auf.

Die Panels sind klar angeordnet und sind voneinander getrennt. Dadurch können auch westliche Leser den Ereignissen leicht folgen - zudem ist die Geschichte in sich selbst schon so komplex, dass eine konfuse Anordnung der Panels zu größter Verwirrung führen würde. Urasawa verflechtet in dem Band verschiedene Erzählebenen: 1. Die Gegenwart, in der Kenji sich in den Simulator begibt, wovon ihn seine Freunden abhalten wollen und 2. die Vergangenheit, in der Kenji ein Kind war und die große Auswirkungen auf die Gegenwart hat. Durch die Simulation überschneiden sich diese zwei Handlungen und fangen den Leser so von Beginn an ein. Leider unterscheidet er die Ebenen nicht durch verschiedene Zeichenarten oder durch einführende Worte, womit der nicht mit seinen Darstellungen vertraute Leser ein wenig überfordert sein dürfte. Alle anderen können der Erzählung ohne große Schwierigkeiten folgen.

Die Dialoge sind stets klar lesbar - und das Besondere an Urasawas Manga ist, dass er die Geräusche ebenfalls in Sprechblasen packt, womit die leidige Frage "Übersetzen oder nicht übersetzen" diesmal großartig gelöst wurde. Alle Geräusche wurden übersetzt und stimmig ins Deutsche übertragen.


Aufmachung des Manga
Im Stil der bisherigen "20th Century Boys"-Serie wurde auch hier ein wunderschöner Schutzumschlag für das Manga erstellt. Das etwas breitere Format tut den Zeichnungen sehr gut, da sie dadurch mehr Platz zur Entfaltung haben. Das Cover zeigt den "Freund" auf der linken Seiten und auf der rechten den "Freund" als Kind mit seiner Maske - beides in einer Mischung aus weiß und hellem Lila gehalten. Der Titel wurde in rot vom gelben Hintergrund abgesetzt und die Bandnummer befindet sich unten in der Mitte, umgeben von Ellipsen, die ein wenig wie die Laufbahnen eines Elektrons aussehen.

Der Buchrücken zeigt die komplette Ansicht des "Freundes" als Kind mit seiner Maske auf schwarzem Hintergrund, dazu die Inhaltsangabe und der in rot gehaltene Titel, der auf gelb abgesetzt wurde. Entfernt man den Umschlag, kommen die gleichen Bilder zum Vorschein, nur in schwarzweiß. Innen auf der vorderen Umschlagseite wird der Autor vorgestellt, auf der hinteren Seite erscheint eine Vorschau auf den zweiten Band der Serie.


Fazit
Wem bisher "20th Century Boys" entgangen ist, dürfte sich ärgern, denn hier kommt das großartige Finale der genialsten Science-Fiction Serie auf dem Manga-Bereich. Fans werden sowieso bereits ungeduldig auf die Auflösung der restlichen Rätsel warten.


5 Sterne


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