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Kategorie: Liebes-, Frauen- und Erotikromane

Verliebt,
verlobt,
vergeben!

Auf dem Junggesellinnenabschied von Ferns bester Freundin geht es erwartungsgemäß feuchtfröhlich zu. Statt eines Strippers ist diesmal jedoch eine Wahrsagerin engagiert worden. Und die weiß verblüffend gut Bescheid über das Leben der jungen Frauen. Vor allem Fern interessiert sich für die Prophezeiungen der Kartenlegerin. Sie ist seit langem Single und will jetzt endlich wissen, wann sie ihren Traummann erwarten darf. Die überraschende Antwort: Sie kennt ihn schon – hat ihn jedoch entwischen lassen! Wo kann er bloß stecken, der unauffällige Traummann?

 

Leider_schon_vergeben 

Originaltitel: The Hen Night Prophecies
Autor: Jessica Fox
Übersetzer: Julia Walther
Verlag: rororo
Erschienen: 08/2010
ISBN: 978-3499253669
Seitenzahl: 272 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Fern ist Anfang 30, Single und liebt ihr kreatives und chaotisches Leben als Bühnenausstatterin. Mit Mr. Right hat es bislang nicht geklappt und so ist direkt klar, was sie von der Wahrsagerin auf Zoes Junggesellinnenabschied wissen will: Wann lernt sie endlich ihren Traummann kennen? Die Antwort erschüttert Fern zutiefst, denn anscheinend ist sie ihm bereits begegnet, hat ihn jedoch gehen lassen. Schnell wird eine Liste möglicher Kandidaten aus der Vergangenheit erstellt: Ist es ihr Jugendschwarm, der egozentrische Luke, mit dem sie zu Studienzeiten zusammen war und der inzwischen ein berühmter Schauspieler geworden ist? Oder ist es der solide Tierarzt Matt, der sie mit seiner konservativen und langweiligen Art in den Wahnsinn trieb? Vielleicht war es aber auch falsch, den untreuen Lebemann Seb auf den Mond zu schießen? Fern macht sich daran, es herauszufinden, und sorgt mit ihrer forschen und schusseligen Art für einige komische Verwicklungen.

Die Ideen für diesen unterhaltsamen Frauenroman sind weder neu noch überraschend, jedoch wird sogleich eine Wohlfühl-Atmosphäre erzeugt, die wie geschaffen ist für lauschige Lese-Nachmittage auf der Couch.


Stil und Sprache
Die Geschichte wird in der dritten Person in der Vergangenheitsform erzählt, bleibt aber immer nah dran an Ferns Perspektive und ist gekennzeichnet durch kleine Einschübe, die die Gedankengänge der Hauptfigur skizzieren und sich mit wichtigen Fragen und Erkenntnissen beschäftigen. Der Stil liest sich angenehm flüssig, Beschreibungen von Kulissen und Gefühlen werden stimmig und bildhaft in die Handlung eingebaut, ohne übertrieben daher zu kommen.
„Dunkelheit senkte sich langsam herab, als der Abend über Prag dämmerte und die Gold- und Rosatöne des Sonnenunterganges dem Lila und Indigo wichen, während sich lange Schatten auf den abgetretenen Pflastersteinen dehnten. Die Sonne war nur noch eine leuchtend rote Fingerspitze über den Dächern. Ihre sterbenden Strahlen ließen die alten Steinmauern erröten, während die Moldau sich träge durch die Stadt wand und die Schwäne mühelos mit sich trug.” (Seite 165)

Die Geschichte wirkt leicht und frisch, die Irrungen und Wirrungen von Fern sind oft witzig zu lesen und entlocken den ein oder anderen Schmunzler. Natürlich ist die Suche nach dem entschwundenen Traummann Dreh- und Angelpunkt dieses Buches und leider hat man allzu schnell einen Verdacht, wer es denn sein könnte. Aber wie sich dann die gesamten Verwicklungen auflösen und wie alles passend gemacht wird, was zunächst unpassend erschien, hält den Leser bei der Stange und sorgt trotzdem für fliegende Seiten. Wer bei trübem Wetter nach stimmungsaufhellender Lektüre sucht, ist hier genau richtig.


Figuren
Die chaotische Fern ist die Hauptfigur des Buches. Ihr Leben ist eher unkonventionell und spontan, da sie als Bühnenausstatterin nicht nach der Stechuhr arbeitet und einiges an Kreativität mitbringt. So kann es auch mal passieren, dass sie aus Versehen mit Feenflügeln und Diadem auf dem Kopf durch die Stadt rast, um noch Champagner für den Junggesellinnenabschied ihrer besten Freundin zu organisieren, dann aber vor Ort im Geschäft feststellt, dass sie ihren Geldbeutel irgendwo vergessen hat. Doch gerade diese etwas verdrehte und tollpatschige Art macht sie besonders liebenswert, zumindest gibt es niemanden, der etwas Schlechtes über sie sagen könnte. Im Gegenteil, kommen die anderen Personen des Buches zu Wort, so ist stets von einer hinreißenden und bezaubernden Fern die Rede, die sich selbst natürlich nicht so sieht. Man kann sich als Leser sehr gut mit Ferns Eigenschaften wie der Unorganisiertheit und dem Gestaltungsdrang identifzieren, jedoch ist es nicht verständlich, warum die Hauptfigur Komplexe wegen ihres Aussehens hat, was grob mit blonden Locken und Kleidergröße 36 skizziert wird. Zudem war sie in der Vergangenheit immer diejenige, die die Männer verlassen hat, was ich als relativ ungewöhnlich für einen Frauenroman empfinde.

Neben Fern sind vor allem die möglichen Mr. Rights im Fokus – der untreue und egoistische Geschäftsmann Seb, dem sie vor kurzem den Laufpass gab, der gediegene, schon fast langweilige Tierarzt Matt und der inzwischen weltberühmte Schauspieler Luke aus wilden Studentenzeiten. Episodenhaft wird den Männern auf den Zahn gefühlt, wobei stets der Schwerpunkt auf Ferns Gedankenwelt liegt. Über die anderen Mädels vom Junggesellinnenabschied erfährt man leider noch nicht so viel. Ferns beste Freundin Zoe hat eigentlich das Glück gepachtet und heiratet ihren Traummann, es lässt sich aber schon eine unterschwellige Unzufriedenheit erkennen. Deren Schwester Libby wird nur als amazonenhaft und selbstbewusst beschrieben und die Asiatin Priya als sehr hübsch. Zoes zukünftige Schwägerin Angela hat schon eine gescheiterte Ehe hinter sich und macht einen recht verbitterten Eindruck. Es ist also durchaus Potential für die folgenden Bände der Reihe vorhanden. Der typische beste Freund und ehemalige Kollege Alek macht schließlich die Runde um Fern komplett, indem er immer mit einem offenen Ohr und viel Verständnis für Ferns Eskapaden glänzt.


Aufmachung des Buches
Das schmale Taschenbuch ist fröhlich-modern gestaltet. Auf lilafarbenen Grund ist auf dem Titel die Illustration einer blonden Frau zu sehen, die einen Strauß Callas und ein Kärtchen in den Händen hält und dazu verschmitzt lächelt. Rechts wurden versetzt kleine Grafiken von Schmuck, Blumen und Geschenkpaketen eingeklinkt, von denen auch zwei auf der Rückseite zu finden sind. Wenn man es genau nimmt, passt die Gestaltung nicht zu 100 Prozent, da die Protagonistin zum einen blonde Locken hat und Allium als Lieblingsblumen hat, zum anderen wird sie nicht als materialistisch eingestellt beschrieben, im Gegenteil, übermäßige Geschenke sind ihr unangenehm. Nichtsdestotrotz ist das Buch ein angenehmer Eyecatcher, der die gewünschte Zielgruppe direkt anspricht.


Fazit
Optimale Gute-Laune-Lektüre für trübe Herbst-Nachmittage, die gut unterhält und das Herz aufgehen lässt. Leider schon vergeben ist der Auftakt einer Reihe rund um die Mädels vom Junggesellinnenabschied, die aufgrund der Wahrsagerin ihr Leben ändern. Man darf also gespannt sein, wie es mit den anderen weiter geht.


4 Sterne


Hinweise
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