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Prag 1612. Plünderer dringen in die Prager Burg ein und stehlen das größte und am meisten gefürchtete Buch seiner Zeit – den Kodex Gigas, die Teufelsbibel. Wenig später geschehen im Namen des Satans unheimliche Dinge im Land: Klöster werden angegriffen, verstümmelte Leichen in den Wäldern gefunden, und Menschen berichten, dass sie den Teufel lachen und tanzen gesehen haben.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen all den Grausamkeiten und dem Verschwinden der geheimnisvollen Handschrift?

 

  Autor: Richard Dübell
Verlag: Ehrenwirth
Erschienen: 09/2008
ISBN: 978-3-431-03758-6
Seitenzahl: 825 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Die Teufelsbibel, richtig genannt „Codex Gigas“, existiert, daran gibt es keinen Zweifel.
Der erste Band „Die Teufelsbibel“, kam bei den Lesern so gut an, dass sich der Autor entschloss, noch zwei Folgebände über dieses Buch zu verfassen.
Es wird vermutet, dass die Teufelsbibel Anfang des 13. Jahrhunderts in einem Benediktinerkloster in Böhmen verfasst wurde. Viele Jahre wurde das reich illuminierte, 75kg schwere und ca. 90 x 50cm große und 22cm dicke Buch im böhmischen Braunau (Brevnov) in einer Klosterbibliothek aufbewahrt. Im dreißigjährigen Krieg erbeuteten die Schweden den Codex Gigas, wo man es heute noch in der königlichen Bibliothek in Stockholm bewundern kann.


Stil und Sprache
Richard Dübell hat einen bemerkenswerten Schreibstil. Ohne sich in unnötigen langwierigen Beschreibungen zu verhaspeln, schafft er es, dem Leser alle nötigen Einzelheiten detailliert zu beschreiben und dabei niemals den raschen Fluss seiner Erzählung zu behindern.
Seine Sprache ist so bildlich, bunt und voller Leben, dass sich dies im Kopf des Lesers zu einem Film in Cinemascop umformatiert.
Der Leser sollte jedoch darauf achten, die bereits gesehenen Episoden zu speichern, da Richard Dübell zu Beginn mehrere Erzählstränge anreißt, die sich erst im Laufe des Buches nach und nach zusammenfügen.
Die Schauplätze sind plastisch und so realitätsgetreu dargestellt, dass man das Gefühl bekommt, man stehe mit den Figuren am Ort des Geschehens. Ob Prag, Rom, Wien oder irgendein kleines Dorf in Böhmen, als Leser wandert man mit den Protagonisten mit an den jeweiligen Ort.
Einer der Höhepunkte sind die so nebenbei eingestreut wirkenden - und exakt pointierten - sarkastischen oder zynischen Bemerkungen, die dem Ganzen noch den letzten Schliff geben.


Figuren
Es scheint, als habe der Autor den Antagonisten beinah mehr Zeit gewidmet als den Protagonisten, solch zwiespältigen Gefühle hinterlassen diese beim Leser. Keine Figur dient nur als Komparse, sondern alle werden mit derselben Sorgfalt und Liebe kreiert. Ob es die junge, schöne, aber noch etwas unreif wirkende Alexandra Khlesl ist, der sich heimlich in seiner Liebe verzehrende Wenzel von Langenfels oder einfach nur die tumben Bösewichte Knollennase und Kahlkopf, alle werden mit Akribie zum Leben erweckt. Die Figuren sind so unterschiedlich wie im realen Leben und alle haben ihre Eigenheiten, die man an manchen sogar zu lieben lernt. Da sind die ehrlichen, guten und feinfühligen Frauen und Männer genauso vertreten, wie die brutalen, rücksichtlosen und sich selbst zerstörenden Subjekte.

Die Szenerien der tiefsten menschlichen Abgründe; der ungezügelten, verbotenen Triebe; das nicht Widerstehen können der schon krankhaften Neigungen und der kurzen und ekstatischen Erfüllung, führt Dübell dem Leser ungeschminkt, aber wertungslos vor Augen. Die schier körperliche Abhängigkeit Heinrichs von Wallenstein von seiner Gönnerin und Herrin Polyxena von Lobkowicz, zeigt seinen inneren Machtkampf - den er ständig zu verlieren droht - so glaubhaft und realistisch, dass man beinahe Mitgefühl für ihn empfindet.
Es ist nicht nur ein Buch, in dem man ein Abenteuer nach der Jagd einer gigantischen Bibel verfolgen kann, sondern ebenso ein Schauplatz für die Vielschichtigkeit der menschlichen Seele.


Aufmachung des Buches
Der zweite Band ist – wie es sich für eine Reihe gehört – in der Aufmachung dem ersten Band angelehnt. Ein kohlrabenschwarzer und nüchterner kartonierter Einband, auf dessen Schutzumschlag man - dessen Hintergrundfarbe ebenso in schwarz gehalten ist - in roter, geprägter Schrift den Titel sehen kann. Als Motiv sieht man lediglich den erhobenen Arm und die Seitenpartie eines Mönchs (?).
Schon auf den ersten Seiten findet man eine Auflistung aller Figuren, die der Autor mit wenigen Worten, dafür aber umso prägnanter, vorstellt. Ein schöner und ansprechender Schmöker, dem nur das Lesebändchen fehlt.


Fazit
Ein ebenso gelungenes Werk wie der erste Band.
Für Leser, die gerne etwas gefordert werden und mitdenken wollen, ist dieser sehr intelligente, spannende und mit ungewöhnlicher Wortgewandtheit geschriebene Roman genau das richtige. Der perfekt pointierte Humor gibt dem schon hervorragenden Buch noch die gewisse Würze. Ein absolut ungewöhnliches und empfehlenswertes Buch.


5 Sterne


Hinweise
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Backlist
Band 1: Die Teufelsbibel

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