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Beim Neujahrsspringen in einem alpenländischen Kurort stürzt ein Skispringer schwer – und das, wo Olympia-Funktionäre zur Vergabe zukünftiger Winterspiele zuschauen. Wurde der Springer etwa beschossen? Kommissar Jennerwein ermittelt bei Schützenvereinen und Olympia-Konkurrenten. Als ausgerechnet in einem Gipfelbuch per Bekennerbrief weitere Anschläge angedroht werden, kocht die Empörung im Ort hoch: Jennerwein muss den Täter fassen, sonst ist die Hochsaison in Gefahr …


  Autor: Jörg Maurer
Verlag: Fischer
Erschienen: 2010
ISBN: 978-3-596-18653-2
Seitenzahl: 389 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Spinner und Selbstdarsteller gibt es viele. Und genau so einer beschließt, seine Profilneurose an Hauptkommissar Jennerwein abzuwetzen. Doch am Anfang steht ein Unfall, der in der Geschichte seinesgleichen sucht. Arge Sorensen, der eher durch viel Glück und weniger durch sein Können in die Endrunde des Neujahrsskispringens gerät, verunglückt bei seinem Sprung. Was anfänglich wie ein Unfall aussieht, entpuppt sich spätestens nach dem Fund eines Bekennerschreibens, welches in einem Gipfelbuch gefunden wird, als eiskalt geplanter Anschlag. Doch wer war es und warum wurde dieser No-Name Sorensen das Opfer? Das Team um den Kommissar tappt lange Zeit im Dunkeln. Immer neue Schreiben werden entdeckt und selbst nach zwei weiteren Anschlägen gibt es keine heiße Spur. Die Bevölkerung wird immer ungeduldiger, schließlich ist die Hochsaison im Anmarsch und was das für einen Kurort bedeutet, ist jedem klar. Der Attentäter treibt derweilen weiter sein Spiel mit dem Kommissar und seinen Ermittlern, die mit immensem technischen und personellen Aufwand ans Ziel wollen. Doch alles scheint vergebens zu sein, sie werden einfach vorgeführt. Aber nicht nur die Polizei wundert sich über den Attentäter, auch ein anderes kleines Grüppchen ist nicht wirklich über seine Taten begeistert. Scheint dieser doch ihre Pläne zu durchkreuzen und ihr wahres Ziel zu verhindern. Und wie es die Zufälle oft wollen, kommt die Polizei bei ihren Ermittlungen auf die Spur dieser Gruppe. Jennerwein sieht sich am Ziel, endlich gibt es eine Spur. Eine wilde Jagd beginnt und am Ende ist es wieder der Zufall, der alles verändert.


Stil und Sprache
Jörg Maurer, eher in der Musikkabarettisten-Welt zuhause, ist nun auch durch seinen ersten Fall mit Hauptkommissar Hubertus Jennerwein in der Bücherwelt angekommen. Er hat die Messlatte für sich selbst sehr hoch gelegt und entsprechend hoch ist dann natürlich auch die Erwartungshaltung des Lesers. Für mich hat er sich bei der Fortsetzung, also Jennerweins zweitem Fall, selbst übertroffen. Das ganze Buch sprüht von der ersten bis zur letzten Seite nur so von Humor und satirischer Finesse. Und was man nun kaum glauben kann, in dem ganzen Spaß verbirgt sich noch ein sehr gut durchdachter und zum Grübeln anregender Plot.

Wie bereits aus dem Erstlingswerk bekannt, beginnt Maurer seine Geschichte mit vielen Orts- und Szenenwechsel und genauso vielen Personen, die auf den Leser einstürmen. Da muss man sich schon konzentrieren, um nicht den Überblick zu verlieren und Wichtiges von Unnützem zu trennen. Denn Jörg Maurer verpackt selbst das unnütze Geschehen derart gut, dass der Leser denken könnte, dies gehört dazu und schickt ihn so auf die falsche Fährte. Kurz gesagt ein Intelligenter Krimi, der alles vom Leser abverlangt. Denn es ist nicht einfach, während eines Lachanfalles über den Sinn und Unsinn der gerade gelesenen Fakten nachzudenken. Der Autor lässt den Leser quasi über den Szenen schweben und das Geschehen von außen beobachten. Man bekommt so beide Seiten, also die Ermittler und die Täter, quasi live bei ihrem Tun präsentiert, wobei die Täterseite nie ganz aufgedeckt wird. Dies muss sich der Leser im Laufe der Geschichte selbst erarbeiten, zusammen mit den Ermittlern. Zum Ende zu wird die Geschichte dann immer dichter und auch schneller, bis dann in einem furiosen Schluss das Kartenhaus zusammenfällt und der Leser nach einem Aha-Effekt das Buch schließt. Die Szenen selbst sind alle liebevoll und detailreich beschrieben und zeigen, dass sich der Autor in der Gegend, über die er schreibt, auskennt.


Figuren
Zu einer leicht schrägen Handlung gehören natürlich auch ebenso schräge Charaktere. Allen voran sicherlich Hubertus Jennerwein, der schon im ersten Teil durch seine brillante, unauffällige, doch leicht tölpelhafte Art aufgefallen ist. Er wirkt eher unscheinbar und so als ob er kein Wässerchen trüben könnte. Doch ist er irgendwie immer zur rechten Zeit am rechten Ort und der Leser bekommt leicht den Eindruck als würde ihm quasi alles nur so zufliegen. Er bildet in dem hektischen Treiben den Ruhepol.

Sein Gegenpart ist diesmal zum einen ein psychopathischer, sich zu profilieren suchender Serientäter, der sich leicht überschätzend über allen wähnt und mit Jennerwein und der Polizei seine Spielchen treibt, und zum anderen eine kleine Gruppe ausländischer Attentäter, die die Olympischen Spiele in ihr Heimatland holen wollen und sich der Hilfe eines dem Leser aus dem ersten Teil bekannten Österreichers bedienen. Jennerwein und sein Team, das wieder aus Nicole, Maria, dem Techniker Berger und zwei Dorfpolizisten besteht, haben diesmal also alle Hände voll zu tun. Die Figuren sind, wie es der Grundtyp der Geschichte verlangt, leicht überzeichnet und entsprechen dem, was der Leser in einer Voralpenidylle erwartet. Wie auch im ersten Teil wird man mit vielen Personen und deren kurzen oder auch längeren Geschichten bekannt gemacht. Ob und wie viel die einzelnen Charaktere mit dem Fall zu tun haben, muss der Leser aber selbst herausfinden.


Aufmachung des Buches
Auch diesmal ist ähnlich wie beim ersten Fall ein voralpenländisches Motiv auf dem Cover zu finden. Eine braunweiß Gefleckte schaut aus dem Fenster eines reich verzierten Bauernhauses. In der Fassade und dem Fensterladen finden sich die bereits bekannten Einschusslöcher. Bereits das Äußere des Buches verrät den humoristischen Inhalt. Jedes Kapitel wird mit dem Bild der Kuh begonnen und am Ende des Buches befinden sich ein mehrseitiger Epilog sowie die nicht gerade kurze Danksagung.


Fazit
Jennerweins erster Fall war bereits ein Genuss für die Lachmuskeln und die Spürnasen. In seinem zweiten Fall hat der Autor Jörg Maurer diese Erwartung noch einmal toppen können. Neben unbändigem Humor erwartet den Leser ein kniffliger Plot. Wer hier nicht lacht, ist selber schuld.


5 Sterne


Hinweise
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Backlist
Fall 1: Föhnlage

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