Drucken
Kategorie: Horror

Der New York Times-Roman-Bestseller – jetzt als großartig gezeichnete Graphic Novel über Manieren, Moral und Hirn fressende Monster!

Man kennt es als „Die düstere Pest“ und ihre beklagenswerten Opfer werden, so man sie benennen muss, nur als „Die Unaussprechlichen“ oder die „Kreaturen“ bezeichnet. In ganz England haben sich die Toten aus ihren Gräbern erhoben und selbst die Töchter der edelsten Familien Britanniens müssen sich nun den tödlichen Künsten des Kampfes widmen, um dem Heer der Zombies Einhalt zu gebieten.
Elizabeth Bennet ist eine furchtlose Kämpferin, deren Schwert ebenso scharf ist wie ihre Zunge. Doch sie findet einen ebenbürtigen Widerpart in Mr. Darcy, den sie trotz seiner eitlen Hochmütigkeit seltsam reizvoll findet. Was auf einem Ball beginnt, wächst zu wahrer Liebe, die weder intrigante Tanten, noch tödliche Ninjas und schon gar nicht Horden von nach Hirn, Fleisch und Blut gierenden Zombies zerstören können.

 

Stolz_und_Vorurteil_und_Zombies 

Originaltitel: Pride and Prejudice and Zombies - The Graphic Novel
Autor: Jane Austen, Seth Grahame-Smith / Comic-Adaption: Tony Lee
Übersetzer: Sandra Kentopf
Illustration: Cliff Richards
Verlag: Panini Comics
Erschienen: August 2010
ISBN: 978-3-86201-012-7
Seitenzahl: 176 Seiten
Altersgruppe: ab 16 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Die Handlung von Jane Austens Stolz und Vorurteil, aus dem Seth Grahame-Smith eine trashige Zombie-Variante in Romanform schuf und die ihrerseits nun als Graphic Novel adaptiert wurde (ein Kinofilm mit Natalie Portman in der Rolle der Elizabeth Bennet wird ebenfalls gerade produziert), dürfte hinlänglich bekannt sein. Zu meiner Überraschung wurde der Literaturklassiker nur geringfügig abgeändert und gekürzt, die Zombies hat man ihm einfach zusätzlich einverleibt. Das Grundgerüst und die Grundaussage bleiben also unverändert, und auch aus dem umfangreichen Personenkreis wird man hier niemanden vermissen.

Um sich der Zombieplage zu erwehren, reicht es eben nicht aus, dass die noblen Damen der oberen Gesellschaftsschicht im viktorianischen England nur musizieren, singen, tanzen und zeichnen können, verschiedene Sprachen beherrschen und ein sittsames Benehmen an den Tag legen, sie müssen zusätzlich in der Kampfkunst bewandert sein, sei es im westlichen Stil mit verschiedensten Feuerwaffen oder nach fernöstlichen Techniken der Samurai, Ninja und Shaolin, deren Ausbildung sie selbstverständlich in Japan und China bei den größten Meistern ihres Fachs genossen.

Die Adaption ist insgesamt sehr gut gelungen, denn auch wenn man in den Feinheiten ein paar Abstriche machen muss z.B. bei Mutter Bennet und Mr. Collins, deren besondere Charakteristiken hier nur ansatzweise zum Vorschein kommen, so wird man stattdessen mit neuen, erfrischenden Ideen belohnt, wenn Mr. Darcy an einem „Treffen der Liga außergewöhnlicher Gentlemen“ teilnimmt, die feinen Herrschaften sich mit dem Kartenspiel „Särge und Gruften“ die Zeit vertreiben oder die Jagdsaison mit Erlegen der „ersten Zombies des Herbstes“ eingeläutet wird.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Gleich vorneweg möchte ich festhalten, dass ich Schwarz-Weiß-Zeichnungen wirklich liebe, für mich braucht es keine Farbe, um sie hochwertig oder gefällig zu machen, ganz im Gegenteil, mit der Kolorierung lassen sich Zeichenschwächen retuschieren, dagegen ist in der reinen Substanz der Zeichnung das Können eines Illustrators viel besser ersichtlich. Doch die Schwarz-Weiß-Optik dieser Graphic Novel konnte mich nicht begeistern, was hauptsächlich daran liegt, dass mindestens die Hälfte der Rohskizzen nicht nachbearbeitet wurde, sie also bar jeglicher Konturen- und Akzentuierungslinien, Schraffuren etc. sind. Sowohl den rohen als auch den bearbeiteten Zeichnungen kann man das große Können des Illustrators Cliff Richards deutlich ansehen, deshalb finde ich es umso bedauerlicher, dass durch seine mangelnde Nachbearbeitung sehr viel von der inhaltlichen Ausdruckskraft verloren geht. Ebenso fiel mir auf, dass von den fünf Bennet Schwestern immer nur Lizzy, Jane, Kitty und Lydia zu sehen sind, erst gegen Schluss taucht plötzlich Mary wie aus dem Nichts auf.

Im Ansatz wird man wunderschöner, authentischer Hintergründe sowohl mit Gebäuden, Einrichtung, Hausrat und Kleidung als auch weitläufiger Landschaftsperspektiven ansichtig, die Richards offenbar grundsätzlich der Ausarbeitung nicht würdig hielt. Bei den Protagonisten ist diese Vorgehensweise natürlich noch beklagenswerter, da sie oftmals gar nicht zu erkennen sind, von einer aussagefähigen Mimik ganz zu schweigen. Lediglich wenn diese im Vordergrund, in Großaufnahme oder im Porträt erscheinen, entsprechen sie dem üblichen Standard und somit auch meinen Erwartungen. Bei den Zombieszenen wiederum empfand ich diese ungenaue Optik eher von Vorteil, denn sie nimmt dem bluttriefenden Gemetzel etwas von seiner Rohheit, wenn diverse abgeschlagene oder abgebissene Köperteile durch die Luft fliegen. Manche der Bilder laden gar zum Schmunzeln ein, z.B. wenn Lizzys Röcke im Gefecht zerfetzen und darunter plötzlich muskulöse Beine mit sexy Strapsen offenbaren, sie im Alleingang und dazu noch mit verbundenen Augen ruck-zuck eine Handvoll Ninjas erledigt, oder einen grazilen „Handstand“ nur auf ihrem Daumen vorführt. Ebenso musste ich herzlich über die Zombies lachen, weil diese im Blumenkohlfeld meinen, sie hätten menschliche Gehirne vor sich.

Doch nicht nur die Optik ist in dieser Graphic Novel eigenwillig, die Sprechblasendarstellung verwirrt ebenso. Es brauchte eine geraume Zeit, bis ich dahinter kam, dass die deutlich blasseren Textblasen  nicht auf einen Druckfehler zurückzuführen sind, sondern sowohl Gedanken als auch leise bzw. geflüsterte Sätze ausdrücken sollen. Das Schriftbild dagegen bietet nichts Ungewöhnliches, ist es doch in den üblichen Großbuchstaben, ebenso sind die Zeichnungen mit Soundwords in fetten Großbuchstaben versetzt – allerdings originalbelassen in Englisch.


Aufmachung des Comics
Die Graphic Novel wurde in Klappenbroschur im dafür typischen Format zwischen A4 und A5 verlegt. Der Innenteil hat leicht glänzende, beschichtete Seiten, was sie schön griffig macht. Ebenso positiv fiel mir auf, dass selbst bei starkem Lichteinfall der Comic noch gut lesbar bleibt, denn die Schwarz-Weiß-Zeichnungen spiegeln nur minimal. Auf der vorderen Klappe befinden sich die Kurzbiographien von Tony Lee (Autor der Comic-Adaption) und Cliff Richards (Zeichner), ansonsten weist das Buch kein weiteres Bonusmaterial auf.

Passend zum Inhalt ist das Cover klassisch gestaltet, auf dem ein Zombie gerade einem Grab entsteigt, ein Detail stimmt allerdings nicht mit dem Innenteil überein, denn dort kriechen die Untoten grundsätzlich nur aus schlammigem, morastigem Boden. Davon abgesehen finde ich auch das bunte Titelbild im Hinblick auf die schwarz-weiße, skizzenhafte Illustrierung im Comic irreführend. Auf der Rückseite wiederholt sich dasselbe Coverbild in einer kleineren Ausführung, darunter ist die recht ausführliche Inhaltsangabe in Weiß auf schwarzem Untergrund abgedruckt.


Fazit
Fans von Jane Austens Stolz und Vorurteil wird mit dieser Graphic Novel inhaltlich eine ganz neue, erfrischende Variante des Klassikers im Horrorgewand geboten, mit der man sich prächtig unterhält und amüsiert, aber wer Seth Grahame-Smiths Persiflage bereits gelesen hat, wird auf die Comicversion gut verzichten können, da die skizzenhafte Schwarz-Weiß-Optik sehr eigenwillig daherkommt und nicht den breiten Geschmack treffen dürfte.


3 Sterne


Hinweise
Diesen Comic kaufen bei: amazon.de