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Romeo wird ermordet, Don Quijote ist verschwunden – und wer bedroht Kapitän Ahab?

Der rachsüchtige und brutale Gondar hat der Weltliteratur den Kampf angesagt. Doch er hat nicht mit dem Widerstand des fünfzehnjährigen Ben gerechnet. Als Bens Tante Lynn, eine berühmte Schriftstellerin aus New York, von Gondar entführt wird, kann nur Ben sie retten. Hat er gegen den mächtigen Gondar eine Chance?
Der Geist der Bücher erzählt packend von Bens abenteuerlicher Reise durch die Welt der Literatur.

 

  Autor: Christoph Wortberg und Manfred Theisen
Verlag: List
Erschienen: 08/2007
ISBN: 978-3-471-78948-3
Seitenzahl: 298 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Ben wohnt seit dem Tod seiner Eltern bei seiner Tante, einer berühmten Schriftstellerin. Er selbst kann mit Büchern nicht viel anfangen, doch als seine Tante plötzlich verschwindet und er die Hälfte eines geheimnisvollen Amuletts in deren Schreibzimmer entdeckt, findet er sich plötzlich mitten in der Geschichte von „Romeo und Julia“ wieder. Doch damit beginnt erst seine Reise durch die Welt der Bücher und so geht es über „Moby Dick“ zu „Robinson Crusoe“, „Das Herz der Finsternis“ bis hin zu „Göttliche Komödie“. Eine Reise durch die Klassiker der Literatur, mit dem Ziel, den Ursprung für das Übel zu finden, denn in jedem einzelnen Buch werden Ben und seine neu gewonnenen Freunde Julia und Mercutio von den todbringenden Schattenkriegern verfolgt, die unbedingt Bens Hälfte des Amuletts an sich bringen wollen. Wird Ben es schaffen, seine Tante zu finden und zu retten? Oder wird der finstere Gondar die Welt der Bücher nach seinem Geschmack verändern?


Stil und Sprache
Das Buch beginnt sehr harmlos, alles wirkt „normal“, doch schon bald bricht das Seltsame, das Unbegreifliche über den Protagonisten Ben herein. Dabei wird das Geschehen in der dritten Person wiedergegeben, meist im personalen Erzähl-Stil aus Bens Sicht. Teilweise gibt es jedoch Brüche in der Perspektive, wenn kurzfristig etwas wiedergegeben wird, das Ben nicht wissen kann, sondern nur die jeweilige andere Figur. Dies wirkt nicht gewollt, sondern eher wie Unachtsamkeit der Autoren.

Die Kapitel sind mit durchschnittlich sieben Seiten angenehm kurz, was das Lesetempo zumindest subjektiv erhöht. Durch kurze Sätze an den passenden Stellen verstehen die Autoren es zudem, Tempo in den Text zu bringen. Auch die Kunst des Cliffhangers nutzen die Autoren gekonnt und locken die Leser so von einem Kapitel zum nächsten. Schade nur, dass irgendwann die Luft raus ist und man nicht den geringsten Hauch Wehmut empfindet, wenn man das Buch einfach zur Seite legt. Dies mag an den vielen Ungereimtheiten liegen. So treffen Ben, Julia und Mercutio in jedem Buch, in dem sie auf ihrer Reise landen, auf die gefährlichen Schattenkrieger und jedesmal schaffen sie es, ihnen zu entkommen – mit oder ohne Kampf. Irgendwann wirkt dies abgedroschen, langweilig und unrealistisch. Auch das Ben nur den Namen einer der Figuren in dem Roman zu hören braucht und schon weiß, in welchem Buch er sich befindet und was dort im Groben geschieht, ist nicht nachvollziehbar, da zu Anfang des Buches erwähnt wird, dass Ben nichts mit Büchern anfangen kann. Woher kennt er sich dann so gut in der Weltliteratur aus?
Auch werden innerhalb des Buches reichlich Fachbegriffe verwendet, die das Segeln und den Walfang betreffen, als Ben sich auf dem Schiff Käpt’n Ahabs befindet. Generell wäre dies kein Problem, könnte man diese Begriffe aus der Handlung heraus erklären, doch in diesem Fall weiß Ben immer, was die Begriffe zu bedeuten haben. Dies wirkt unglaubwürdig und störend, wird nicht einmal erwähnt, dass Ben zufällig Ahnung vom Segeln haben könnte.
Auch findet Ben immer und überall Auswege, was ihn meistens nicht mal große Mühe oder angestrengtes Nachdenken abzufordern scheint. So weiß er immer, wann er was zu tun hat und kennt sich plötzlich mit der Funktionsweise von Dampfschiffen aus und was er tun muss, um den Kessel genau im richtigen Moment zum Explodieren zu bringen, um sich gegen die Schattenkrieger zu verteidigen.
Auch schafft man es als Leser oft nicht, eine emotionale Bindung zu den Figuren aufzubauen, da diese sterben, kurz nachdem sie die „Bühne“ überhaupt erst betreten haben. Beispielsweise taucht Don Quijote auf und wird direkt umgebracht. Der Leser nimmt das zur Kenntnis, aber das war es auch schon, denn er hatte nicht die Gelegenheit, die Figur kennen zu lernen. Und dies passiert leider mit vielen, um nicht zu sagen beinahe allen Figuren. Wie heißt es so schön: Der Leser muss die Figuren erst kennen lernen, bevor sie bei dem Autounfall sterben. Nur so leidet er mit.


Figuren
Die meisten Figuren bleiben sehr blass, der Leser bekommt gar nicht erst die Chance, sie kennen und lieben zu lernen, schon werden viele umgebracht oder wandeln einfach weiter farblos durch die Geschichte. Dieses Fehlen an Identifikationsmöglichkeit des Lesers mit den Figuren macht es schwer bis fast unmöglich, in das Geschehen einzutauchen.

Einzig Ben, der Protagonist, bekommt mehr Farbe verliehen, sodass eine gewisse Bindung zu ihm aufgebaut werden kann. Er hat als Einziger einen Flugzeugabsturz überlebt und ist seitdem Waise. Seine Tante Lynn, Schriftstellerin und Büchernärrin, hat ihn bei sich aufgenommen, doch Ben macht es ihr nicht einfach. Er will niemanden an sich ran lassen. Zudem kann er mit Lynns Leidenschaft, den Büchern, nichts anfangen, da das echte Leben „da draußen“ wartet und nicht zwischen zwei Buchdeckeln. Bens Handlungen sind leider nicht immer nachvollziehbar, er akzeptiert beispielsweise viel zu schnell, dass er mal eben in dem Buch „Romeo und Julia“ gelandet ist. Ich würde wohl eher an meinem Geisteszustand zweifeln, als so etwas einfach hinzunehmen…


Aufmachung des Buches
Das Cover und der Buchrückentext waren die Merkmale, die mein Interesse geweckt und mich so zum Kauf des Buches „überredet“ haben. Das Buch ist in Grün gehalten, ein einzelnes Auge blickt den interessierten Leser an. Das Cover ist, wenn man mit den Fingern darüber streicht, unebenmäßig, einen Schutzumschlag hat das Buch nicht. Schlägt man das Buch auf, blickt man auf ein Gesicht - zudem auch das einzelne Auge des Covers gehört – das in gelb und rot gehalten ist und wahrscheinlich Ben darstellen soll. Darum verteilt sieht man die Silhouetten verschiedener Figuren, wahrscheinlich die Romanfiguren der einzelnen Bücher, durch die Ben, Julia und Mercutio reisen.
Ein farblich zum Buch passendes Lesebändchen ergänzt die liebevolle Aufmachung.


Fazit
Die Autoren hatten eine gute Idee, die sie jedoch nicht überzeugend umgesetzt haben. Oft sind Bücher zu lang geschrieben, die Geschichte wird zu sehr gezogen. Bei diesem Buch ist das Gegenteil der Fall: Hier hätten die Autoren viel mehr rausholen können, wenn sie einfach mehr geschrieben hätten, um dem Leser ein Eintauchen in die verschiedenen Welten zu ermöglichen.


2 Sterne


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