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Kategorie: Fantasy, Mystery, Vampire

Vielfältig sind die Bedrohungen des Landes Eion. Von Norden dringt im Schutz undurchdringlichen Nebels ein Elbenheer vor, und im Süden schmiedet der machtbesessene Herrscher Sulepis Eroberungspläne. In diesen Wirren lastet auf Prinz Barrick und seiner Schwester Briony eine übergroße Aufgabe.

Eine riesige Elbenarmee überschreitet die Schattengrenze, und nichts scheint sie aufhalten zu können. Als Barrick in die Hände der heimtückischen Feinde fällt, ist Briony gezwungen, aus der Südmarkfeste zu fliehen.

Ist es das Schicksal der Völker Eions, zwischen den Armeen der Elben und des Autarchen zerrieben zu werden? Gelingt es Briony, in der Fremde Unterstützung zu finden, um den Thron zurückzuerobern? Und ist Barrick der Herausforderung gewachsen, die ihn immer weiter in die Schattenlande hineinführt ...?

 

Shadowmarch3 

Originaltitel: Shadowrise/Shadowmarch 3
Autor: Tad Williams
Übersetzer: Cornelia Holfelder-von der Tann
Verlag: Klett-Cotta
Erschienen: 20.08.2010
ISBN: 978-3608937190
Seitenzahl: 703 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
„Shadowmarch. Die Dämmerung“ ist der dritte und vorletzte Teil des Fantasy-Epos‘ aus der Feder von Tad Williams. Die komplexe Handlung, die diesem Werk zu Grunde liegt, in wenigen Worten zusammenzufassen, ist nicht nur schwer, sondern nahezu unmöglich – sofern man nicht den Rahmen der Rezension sprengen möchte. Einen groben Einblick gibt bereits der Text der Buchrückseite, sodass ich an dieser Stelle nicht detaillierter auf den Inhalt eingehen möchte.
Williams legt mit „Shadowmarch“ High-Fantasy vom Feinsten vor, wobei seinem Ideenreichtum keine Grenzen gesetzt scheinen. Der Kampf um Südmark geht auf die Entscheidung zu, doch steckt deutlich mehr hinter diesem, als der Leser aufgrund der ersten beiden Bände ahnen konnte. Dennoch fügt sich alles stimmig zusammen und man darf sich auf eine lesenswerte Geschichte freuen.


Stil und Sprache
Um den Einstieg in dieses komplexe Werk zu erleichtern – vor allem, da das Erscheinen der ersten beiden Bände bereits einige Zeit zurück liegt -, findet der Leser zu Beginn des Buches Zusammenfassungen des wichtigsten Geschehens der Vorbände. Eine gelungene Idee, denn so werden die Erinnerungen wieder wach gerufen und die Neugier auf das Folgende erneut angestachelt. Und so findet sich der Leser, nach einem „Vorspiel“, direkt im Fortgang der Geschichte wieder. Erzählt wird hierbei stets in dritter Person aus der Sicht verschiedener, für die Geschichte wichtiger Figuren. Neben einem intensiven Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der jeweiligen Figur ermöglicht dieses Stilmittel es überhaupt erst, die Ausmaße des Geschehens zu erfassen, nach und nach die Zusammenhänge zu erkennen. Zudem tragen die regelmäßigen Perspektivwechsel auch zum Spannungsaufbau bei.
Der Tonfall dieser Geschichte ist zumeist ruhig und so schreitet das Geschehen eher gemächlich voran. Tad Williams schafft es dabei zwar stets, Atmosphäre aufzubauen, an manchen Stellen wäre eine Straffung jedoch dem Spannungsbogen zu Gute gekommen. Dennoch sind die eingeflochtenen Details und Ausführungen für den Fortgang der Geschichte wichtig, auch wenn sich dies erst später zeigt. Die zahlreichen Informationen fordern die Aufmerksamkeit des Lesers - „Shadowmarch“ ist eindeutig anspruchsvolle Fantasy, der man Zeit widmen sollte, um alles erfassen zu können. Zudem lebt „Shadowmarch“ nicht von einer temporeichen Handlung, von nerven-zerreißender Spannung, sondern vielmehr von der subtilen Spannung, die sich unterschwellig durch den Text schlängelt, mit hier und da sorgsam eingeflochtenen Spannungsspitzen.

Der Autor besticht durch seinen bildlichen, einprägsamen, nicht zu einfach gehaltenen Schreibstil. Auf Seite 409 heißt es beispielsweise: „Der Zorn auf den Gesichtern der andere Mönche schwand dahin wie trocknendes Wasser auf einer Felswand.“ Diese unverbrauchten und zudem zum jeweiligen Volk passenden Vergleiche erfreuen das Herz des Lesers und lassen Bilder vor dem inneren Auge entstehen. So wird die Einsamkeit Barricks, seine Furcht und die Bedrohlichkeit der Umgebung jenseits der Schattengrenze durch die atmosphärisch dichte Schreibweise Williams‘ regelrecht greifbar. Den Dialogen vor allem Prinzessin Brionys bei Hofe zu folgen, ist eine Wonne; die Doppeldeutigkeiten zu entdecken, die Unterschiede zwischen dem Ausgesprochenen und dem Gedachten mit zu verfolgen – hier stellt der Autor sein Können unter Beweis. Dabei kann er aber auch auf herrliche Art und Weise sehr direkt sein: „[…} Die Welt ist ein Dungfladen, und wir sind die Würmer, die darin leben und sich gegenseitig fressen. […] Der, der alle anderen gefressen hat, ist Sieger – aber er ist trotzdem nur der letzte überlebende Wurm in einem Klumpen Scheiße.“

Das Ende des Buches lässt den Leser ungeduldig zurück, denn es ist gänzlich offen, was sicherlich dem Umstand geschuldet ist, dass „Shadowmarch“ ursprünglich als Trilogie geplant war, sich der Autor der Länge wegen jedoch dazu entschließen musste, den eigentlichen letzten Band in zwei Teile zu splitten.


Figuren
Wie das siebenseitige Personenregister im Anhang zeigt, bevölkert eine Vielzahl von Figuren den Roman. Dennoch verliert man nie den Überblick, denn sie alle sind eigenständig, haben ihre Eigenheiten und Schwächen, ihre Ziele und Fehler, die sie authentisch machen. Ob es nun der Hofarzt Chaven ist, Chert Blauquarz mit seiner schier unendlichen Liebe zu seiner gutmütigen Opalia, ihr geheimnisvoller Ziehsohn Flint bis hin zu dem Dichter und „miserabelsten Spion, den die Götter je erschaffen haben“ (S. 327) Matty Kettelsmit – sie alle schleichen sich schnell in das Herz des Lesers.
Doch eine gute Geschichte kommt nicht ohne Antagonisten aus und auch die gibt es in großer Zahl, auch wenn ihre Gewichtungen weit auseinander gehen. Ob es nun vergleichsweise kleine Intriganten wie die Tollys sind, der wahnsinnige Autarch Xis‘ (Sulepis) oder die grausame Yasammez – Tad Williams verzichtet hier auf klischeehafte Bösewichte und stattet sie mit verschiedenen Grautönen aus. Jeder einzelnen Figur – ob Gut oder Böse – hat er ihrer Rolle entsprechend ausreichend Aufmerksamkeit gewidmet und sie liebevoll ausgearbeitet und zum Leben erweckt. Es fällt teilweise schon schwer zu glauben, dass Williams sich diesen bunten Haufen lediglich ausgedacht haben soll …


Aufmachung des Buches
Der Schutzumschlag der Hardcover-Ausgabe ist passend zu den vorangegangenen beiden Teilen gestaltet und zeigt den Turm einer Burg – diesmal jedoch mit drei Fahnen. Da mir zum Zeitpunkt der Rezension jedoch lediglich die Druckfahne vorliegt, kann über die Gestaltung ansonsten noch keine Aussage getroffen werden.

Jedem der insgesamt 39 Kapitel ist ein Auszug aus „Eine Abhandlung über die Elbenvölker Eions und Xands“ vorangestellt. Dadurch erfährt der Leser einiges über die Qar, die Zwielichtler, aber auch über das Wirken der Götter. Am Ende des Buches gibt es einen ausführlichen Anhang mit einem Personen- und Ortsregister sowie einer Auflistung sonstiger wichtiger Dinge.


Fazit
„Shadowmarch. Die Dämmerung“ ist eine gelungene Fortsetzung des Fantasy-Epos‘. Tad Williams besticht durch seinen bildreichen Schreibstil und macht die Geschichte trotz den teilweise vorhandenen Spannungseinbrüchen zu einem lesenswerten Roman.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Die Grenze
Band 2: Das Spiel