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Paris 1926. Der junge >>Pipette<<, Möchtegern-Poet aus der südfranzösischen Provinz, schlägt sich mit kleinen Jobs durch. Als er gemeinsam mit einem Trupp von Gelegenheitsgaunern einen geheimnisvollen Toten entdeckt, beginnt er zu recherchieren und kommt einem Wirtschafts- und Erpressungsskandal auf die Spur …

 

  Originaltitel: Les brouillards de la Butte
Autor: Patrick Pécherot
Übersetzer: Katja Meintel
Verlag: Nautilus
Erschienen: 2010
ISBN: 978-3894017200
Seitenzahl: 181 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Pipette, ein Möchtegern-Poet aus dem Süden Frankreichs ist in Paris, um dort im Künstlerviertel Montmartre sein Glück zu versuchen. Er schlägt sich mit Aushilfsjobs eher schlecht als recht durch und landet irgendwann bei den drei Kleinkriminellen Raymond, Cottet und Laboeuf. Doch als sie gemeinsam ihr erstes großes Ding starten, sie klauen den Tresor aus der Villa de Klercq, läuft gleich alles schief. Beim Öffnen des Tresors fällt ihnen eine Leiche entgegen. Pipette findet heraus, dass es sich um Rouleau handelt, ein Reporter, der für Meunier unterwegs ist. De Klercq hatte ich offensichtlich aus dem Weg geräumt, da er ihm zu nahe gekommen war. Nachdem de Klercq ebenfalls tot aufgefunden wurde, beschließt Pipette, sich als Detektiv bei der Witwe einzuschleichen, um hinter das Geheimnis zu kommen. Ab da pflastern Leichen seinen Weg und als nach einer wilden Schießerei auf dem Friedhof zwei weitere Tote zu beklagen sind, gerät die Gruppe um Pipette ins Visier der Polizei. Pipette schafft es gerade so mit seinem Freund Laboeuf über die Grenze zu fliehen. Doch wer steckt wirklich hinter all den Morden?


Stil und Sprache
Patrick Pécherot hat mit seinem Roman eine Homage an Léo Malet und seine ‚Schwarze Trilogie’ geschrieben. Folgerichtig spielt auch seine Trilogie, ‚Nebel am Montmartre’ ist der Auftakt, im Paris der Zwischenkriegsjahre. Er beschreibt dabei sehr eindringlich die Not, welche an allen Ecken und Enden herrscht, aber auch die Schere, die zwischen der immer noch gut verdienenden Oberschicht und der Unterschicht steht. Gerade diese Kluft spült allerlei Klein- und Großkriminelle ans Tageslicht, die vom Kuchen der Oberschicht etwas abhaben wollen. So wundert es auch nicht, das mit Fortschreiten der Geschichte immer mehr Verstrickungen und Tote den Weg säumen. Scheint doch am Ende jeder jeden zu erpressen oder zumindest einen Nutzen aus den Vorfällen ziehen zu wollen. Selbst Größen wie André Breton, der als französischer Schriftsteller und maßgeblicher Theoretiker der surrealistischen Bewegung dieser Zeit gilt, beteiligen sich bei wilden Schießereien des Nachts auf Friedhöfen. Der Autor hat also auch eine Menge an geschichtlichen Hintergrundinfos bezüglich der Arbeiterbewegung und der politischen Machenschaften dieser Zeit mit eingearbeitet, ohne dabei trockene Fakten zu nutzen. Er schreibt in einfacher, leicht verständlicher Sprache und ohne viel Geschnörksel. Die leicht skurrile Geschichte würzt er mit liebevollen und detailreichen Beschreibungen seiner Orte und Szenen. Wer bereits Bekanntschaft mit George Simenons Maigret-Romanen gemacht hat, wird sich quasi wie zuhause fühlen. Viele Gebäude und Strassen gleichen sich und man erwartet jeden Moment den Kommissar um die Ecke schlendern und ins Geschehen eingreifen zu sehen.


Figuren
Der Autor hat, um seine erfundene Geschichte zu untermauern, ganz nach dem Vorbild Léo Malet viele reale Personen aus der Zeit, in der die Geschichte spielt, mit eingebaut. Allen voran natürlich der bereits erwähnte André Breton, aber auch andere Größen der französischen Anarchistenbewegung der 20er Jahre wie zum Beispiel die Bonnot-Bande oder Raymond Callemin sind mit von der Partie. In diesem Gewirr prominenter Namen ist der Hauptdarsteller ein Taugenichts, der als eher zweitklassiger Poet in Paris sein Glück versucht. Pipette, so sein Spitzname, ist aber dank seiner Neugier wohl ein besserer Privatdetektiv als Poet und so kommt es im Laufe der Geschichte sogar dazu, dass er als solcher richtig gutes Geld verdient. Durch sein kleines Techtelmechtel mit Pauline, dem Mädchen der de Klercqs, kommt er zu entscheidenden Hinweisen in dem Fall und zu der großen Ehre, für Madame de Klercq als Detektiv zu arbeiten. Pécherot hat seine Charaktere sehr genau der Zeit, in der die Geschichte spielt, angepasst. Dadurch wirkt der Krimi authentisch und durchaus nachvollziehbar. Auch der Mix an unterschiedlichen Figuren aus allen Gesellschaftsschichten macht dieses Buch interessant und spannend.


Aufmachung des Buches
Auf dem Cover des Taschenbuches sind eine Frau und ein Mann neben einem Safe abgebildet, der Kleidung nach aus den 1920er Jahren. Passend also zum Zeitraum, in dem der Krimi spielt. Um das Bild vor dem schwarzen Hintergrund hervorzuheben, ist es neonfarben umrandet. Neben der Vita des Autors am Beginn des Buches befindet sich noch an dessen Ende ein umfangreiches Glossar zu Personen, Orten und französischen Begriffen.

Fazit
Ein atmosphärischer, leicht zu lesender Krimi der Zwischenkriegsjahre. Ein Kleinod welches in keiner Sammlung fehlen darf.


4 Sterne


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