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Henri Lavalle, der geschiedene Düsseldorfer Kommissar mit den französischen Wurzeln, hat Probleme. Zwei seiner vier Töchter beschließen, bei ihm einzuziehen, was seine Freundin Ann Stahl nicht gerade erfreut. Seine neue Vorgesetzte hat ihn ganz offensichtlich auf dem Kieker. Und der Mordfall im Apollo-Varieté bringt Schwierigkeiten der besonderen Art mit sich: Unter Balancekünstlern und Akrobaten, Pantomimen und Jongleuren gelten eigene Regeln. In der Welt der Artisten, muss Henri feststellen, sind gewöhnliche Moralvorstellungen ebenso fehl am Platze wie konventionelle Ermittlungsmethoden.

 

   
Autor: Stefanie Koch
Verlag: ars vivendi
Erschienen: 11/2009
ISBN: 9783897169838
Seitenzahl: 328 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Henri Lavalle ist eigentlich zufrieden mit seinem Team, es arbeitet ausgesprochen erfolgreich, trotzdem bekommt er plötzlich Sophia Minokouglou als neue Chefin vor die Nase gesetzt und es ist Abneigung auf den ersten Blick. Als dann während Henris Besuch im Apollo-Varieté der Theaterleiter ermordet wird und Henris Team die Ermittlungen aufnimmt, versucht Sophia alles, den Fall auf ihre Weise zu lösen und gleichzeitig Henri zu diskreditieren. Das gelingt ihr jedoch nur teilweise, denn Henris Mitarbeiter stehen geschlossen hinter ihm und auch in der Welt der Artisten kommt Henri besser zurecht als seine Vorgesetzte. Er findet schnell heraus, dass hier alle Beteiligten etwas zu verbergen haben, aber was? Die Wahrheit bleibt lange verborgen und am Ende ist alles anders als gedacht.


Stil und Sprache
Um es gleich vorweg zu sagen: Dieser Krimi hat mich begeistert. Ich habe nur etwas länger gebraucht, um herauszufinden, was genau das eigentlich war, was diese Story so besonders macht. Da ist einmal die Atmosphäre, das (real existierende) Apollo-Varieté, das eine ganz besondere Ausstrahlung hat, die übrigen Schauplätze, die alle unglaublich liebevoll beschrieben werden und so real wirken, wie es nur geht. Aber das allein reicht noch nicht, da muss auch noch ein spannender Fall her. Auch das ist Stefanie Koch gelungen, mit gut recherchiertem Lokalkolorit hat sie im - für Normalsterbliche exotischen - Artistenmilieu einen komplizierten Fall konstruiert, der lange die Spannung hält und immer wieder Wendepunkte hat. In Kombination mit einer ausgewachsenen Intrige um Sophia Minokouglou und Henri Lavalle sowie herrlich schnoddrigen Dialogen wird eine runde Sache daraus, die auch erfahrene Krimi-Kenner noch staunen lässt.
Dabei nutzt Stefanie Koch mehrere Erzählperspektiven, meistens hat Kommissar Lavalle das Wort, aber gelegentlich auch Sophia, Henris Freundin Ann oder wer sonst gerade wichtig ist. Manchmal mischen sich allerdings die Perspektiven etwas, eine Kleinigkeit zwar, aber eben störend, wenn man es einmal gemerkt hat. So kommt es in einer Szene zu einer Zugfahrt und es wird (nur für den Leser) erwähnt, dass ein Verdächtiger unbemerkt von Lavalle den hinteren Zugteil verlässt. Oder jemand lügt im Verhör und das wird nur dem Leser mitgeteilt, die Anwesenden bekommen nichts mit. Diese Kleinigkeiten sind aus meiner Sicht überflüssig, können den Gesamteindruck aber nicht wirklich trüben. Und der bleibt auch am Ende hervorragend, nach einem spannenden Finale und befriedigendem Abschluss mit Platz für eine Fortsetzung!


Figuren
Henri Lavalle ist kein Durchschnittsmensch: Der Düsseldorfer mit französischen Wurzeln liebt das Leben und den Genuss, hat vier (!) Töchter sowie eine Exfrau. Er lebt in einer eigenen Wohnung im Haus seiner Ex-Schwiegermutter, mit der er sich ausgesprochen gut versteht. Aktuell führt er eine relativ frische Beziehung mit Ann Stahl, einer - ihrem Namen entsprechend - unabhängigen, selbstbewussten Frau mit einem aufreibenden Beruf. Sie hat sich bewusst gegen Kinder entschieden und hat daher ein Problem mit Henris Töchtern. Er dagegen hat eins mit Ann, die ihre Karriere an erster Stelle sieht und nicht zu Kompromissen bereit ist. Diese Konstellation ergibt an sich schon genug Zündstoff für ein eigenes Buch, aber diesen Krimi macht sie zu etwas Besonderem. Stefanie Koch schafft es, Henris private Geschichte so geschickt mit der Krimihandlung zu verweben, dass sie einfach ganz real wirkt und irgendwie dazugehört.

Dazu tragen auch die übrigen Figuren bei, die alle mit ähnlichem Charisma versehen sind wie Henri: alle völlig unterschiedlich und doch ist ihnen gemeinsam, dass sie gerade ausführlich genug beschrieben werden, um interessant zu bleiben. Da ist etwa Annett Graf, die Pathologin, an der Henri immer wieder auffällt, dass sie sich irgendwie verändert hat, die Ursache dieser Veränderung aber erst kurz vor Schluss aufgeklärt wird. Gut dargestellt ist auch Sophia Minokouglou, trotz ihrer eindeutigen Antagonistenrolle kann man beinahe etwas wie Sympathie für sie empfinden. Oder Henris Kollegen, oder die Artisten, oder der Kneipier am Rheinufer, sie alle tragen dazu bei, dass dieser Krimi lebendig wird.


Aufmachung des Buches
Das relativ großformatige Buch ist in stabiler Klappenbroschur ausgeführt und macht einen sehr hochwertigen Eindruck. Vorn ist passend zum Inhalt eine Artistin in einem gestreiften Anzug zu sehen, die kopfüber in einem Reifen hängt. Der Hintergrund ist schwarz, die Rückseite grau und der Buchrücken rot. Innen gibt es ein ebenfalls rotes Vorsatzblatt, welches mit kleinen Pistolen bedruckt ist, eine hübsche Idee! Nach einem Vorwort von Bernhard Paul sind die einzelnen Kapitel mit Zeit und Ort der Handlung überschrieben.


Fazit
Dieser Roman hat einfach alles, was für einen guten Krimi nötig ist: Einen charismatischen Ermittler mit einem tollen Team, eine spannende Story vor exotischen Hintergrund und genau die richtige Mischung zwischen Fallaufklärung und persönlicher Geschichte des Kommissars. Ein Volltreffer für jeden, der gern völlig in eine Geschichte eintaucht und sich in einer fremden Welt wiederfinden möchte!


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Im Haus des Hutmachers
Band 2: Die Karte des Todes

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