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Eigentlich hat sich Kommissar Laurenti auf einen ruhigen Triester Sommer eingestellt. Doch nach einem merkwürdigen Yacht-Unfall bekommt er es mit Mord, Geldwäsche und Menschenschmuggel zu tun. Darunter leidet nicht nur sein Familienleben …

 

 

Autor: Veit Heinichen
Verlag: dtv
Erschienen: 2010
ISBN: 978-3-423-20516-0
Seitenzahl: 330 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Proteo Laurenti, der im Süden Italiens geboren ist, arbeitet schon seit über 20 Jahren bei der Policia Stadale von Triest. Er hat sich dort über die Jahre und durch harte Arbeit bis zum Leiter der Kriminalpolizei hochgearbeitet. Triest gilt landesweit als eher ruhige und beschauliche Stadt, liegt sie doch weit unter dem Durchschnitt der Kriminalstatistiken. Doch dieser Sommer scheint kein ruhiger für die Stadt und Laurenti zu werden. Erst macht ein Reporter wegen 15 Nutten Schlechtwetter und zwingt die Polizei zum Handeln und dann steuert auch noch eine unbesetzte Motoryacht mit Autopilot in eine Muschelzucht. Die Nutten lassen sich leicht in Griff kriegen, doch mit der Yacht scheint etwas nicht zu stimmen. Wo ist der Besitzer, Bruno de Kopfersberg? Alle Spuren auf dem Boot deuten auf ein Gewaltverbrechen hin, doch ohne Leiche keine Tat. Bei seinen Ermittlungen über den Verbleib de Kopfersbergs stolpert Laurenti über das Geschwisterpaar Drakic, die die Firma des Vermissten, die TIMOIC, leiten. Dort scheint irgendetwas nicht in Ordnung zu sein, die beiden sind nicht sehr hilfsbereit und in der Villa laufen viele junge Mädchen, angeblich Personal, durch die Gänge. Als zwei Tote Illegale im Karst gefunden werden und ein bekannter Mafiosi zusammen mit de Kopfersbergs Sohn und den Drakics gesehen wird, erwacht Laurentis Jagdtrieb. Er spürt, dass er hier etwas ganz Großem auf die Spur gekommen ist.


Stil und Sprache
Veit Heinichens Serie über Proteo Laurenti, den Triester Commissario aus dem Süden, war mir bisher nur aus den gleichnamigen Verfilmungen der Öffentlich-Rechtlichen bekannt. Da mir diese Filme sehr gut gefallen, ging ich natürlich mit entsprechender Vorfreude und einer gehörigen Erwartungshaltung ans Lesen. Vorab schon mal, der Leser wird nicht enttäuscht. Der Autor beschreibt mit einfacher, aber eindringlicher Sprache das Leben und die Ermittlungen des Commissario. Dabei geht er besonders intensiv auf die Eigenheiten der Stadt Triest und deren Umfeld, den Karst und die Steilküste ein und benutzt dies, um eine ganz besondere Atmosphäre zu schaffen. Triest war einst österreichisch geprägt und dies macht sich am Temperament der Bevölkerung, welches ganz italienisch atypisch ist, ähnlich wie in Südtirol, bemerkbar. Durch liebevolle, detailreiche und intensive Beschreibungen der Orte und Szenen, vor allem aber auch der Gefühle und Stimmungen des Ermittlers baut Veit Heinichen dieses besondere Flair des Mediterranen auf. Für den Leser bedeutet dies, dass er die Gefühle und Bilder projiziert bekommt und so sehr tief in die Geschichte eintauchen kann. Der Anfang ist zwar etwas verwirrend, hier befindet man sich in den 70er Jahren und wird Zeuge eines Mordes, wird aber bald von Laurenti, der damals ermittelte, aufgeklärt und erhält so die Überleitung zum aktuellen Fall. Ohne diese Zeitreise wäre dem Leser nicht klar, wie sich der Commissario seine Zusammenhänge bastelt und seine Schlüsse daraus zieht. Durch eine gesunde Mischung von Privatleben und Ermittlungsarbeit wird die Tiefe noch begünstigt und eine bessere Bindung zum Hauptprotagonisten aufgebaut. Das Interessante dabei, der Fall oder die Fälle werden nicht gänzlich aufgeklärt und es bleibt abzuwarten ob dies den Commissario in einem späteren Band einholt.


Figuren
Wenn man mal von seinem Beruf absieht, ist Proteo Laurenti in erster Linie Familienvater. Zusammen mit seiner Frau Laura hat er zwei Mädchen und einen Sohn und da sie alle entweder vor der Volljährigkeit oder schon darüber sind, hat er mit den klassischen Problemen zu kämpfen. Da gerät so ein gestandener Commissario schon einmal ins Schwitzen und vergisst vor lauter Grübelei, ob seine Tochter nun bei der Misswahl teilnehmen darf oder nicht, wo er sein Auto geparkt oder seinen Dienstausweis liegen gelassen hat. Gerade solche Kleinigkeiten machen ihn als Hauptprotagonisten extrem sympathisch und natürlich authentisch. Der Leser kann sich leicht mit ihm oder eben Personen seines privaten Umfeldes identifizieren und sieht, dass er da keinen Übermenschen vor sich hat. Auch bei seinen Ermittlungen muss er die eine oder andere Schlappe hinnehmen, es ist schließlich völlig natürlich, das nicht immer alles klappt. Der Autor legt aber nicht nur Wert auf seine Hauptfigur, alle Charaktere -  ob nun Bösewicht oder Helfer des Guten oder eben Familienmitglied, das eigentlich nichts mit den Ermittlungen zu tun hat - sind sehr gut ausgearbeitet und mit viel Liebe zum Detail beschrieben. Wie zum Beispiel Proteos Tochter Livia, die bei dem bereits genannten Schönheitswettbewerb mitmachen möchte. Veit Heinichen lässt mit einfachen, aber gut gewählten Worten die Schönheit der jungen Frau im Kopf des Lesers entstehen, so dass man locker sagt‚ "Ja, die wird sicher gewinnen." Ein geschickter Einstieg in eine Serie, denn so wächst einem die Familie ans Herz und wird mit jedem Band vertrauter.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch aus dem Deutschen Taschenbuch Verlag ist komplett in Schwarz gehalten und zeigt auf dem Cover unter der roten Schrift des Titels einen venezianischen Löwen in Silber-Grau. Anfänglich verwundert dies etwas, spielt doch der Krimi in Triest, später jedoch bekommt der Leser die Aufklärung, warum dieses Symbol für das Cover gewählt wurde. Die Geschichte beginnt mit einem Zitat von Italo Svevo und endet mit der obligatorischen Werbung weiterer dtv Titel.


Fazit

Spannend und unterhaltsam kommt Heinichens erster Band um Proteo Laurenti daher. Doch wer denkt, es erwartet ihn der Brunetti von Triest, der irrt sich. Der Leser bekommt eine ganz eigene Atmosphäre und eine tiefgehende Kriminalgeschichte im internationalen Milieu präsentiert. Gekonnt umgesetzte Lektüre, die nach mehr schreit.


4 Sterne


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